UiG Podcast mit Biggi Wanninger, Präsidentin der Kölner STUNKSITZUNG 2.0.mp3
Das kriegt man als Zuschauer oder Zuschauerin nicht mit, aber manch einer, manch eine sitzt manchmal eine Stunde unten in der Garderobe und hat nichts zu spielen. Kriegt man von außen nicht mit, aber es ist dann manchmal ein bisschen langweilig. Und das ist dann immer so, ich sage dann immer, das ist so eine Balance zwischen dem eigenen künstlerischen Ego, was befriedigt sein möchte. Was auch wichtig ist, dass man das hat und dass man der Sitzung dient. Dazwischen ist so eine Balance, da muss man gucken, dass man die hinbekommt.
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts ”Unternehmen im Gespräch” mit Unternehmern und Unternehmerinnen aus dem Rheinland. Meine heutige Interviewpartnerin ist Biggi Wanninger.
DIE STUNKSITZUNG
Heike Drexel: Hallo Frau Wanninger.
Biggi Wanninger: Hallo, Frau Drexel.
Heike Drexel: Hallo. Frau Wanninger, ich erkenne Sie seit einigen Jahren als Präsidentin der Stunksitzung. Der und das ist, ehrlich gesagt, meine ganz persönliche Meinung, für mich die beste alternative Karnevalssitzung in Köln ist.
Biggi Wanninger: Danke schön.
Heike Drexel: Sehr gern.
Biggi Wanninger: Es gibt aber auch diverse andere, die ich Ihnen wirklich ans Herz legen kann. Gehen Sie mal hin.
Heike Drexel: Die Stunksitzung ist wirklich Kabarett vom Feinsten, mit toller Musik von der Kürbis Underground Band. Und hat natürlich auch eine super Stimmung, weil die ganzen Zuschauer ja verkleidet kommen, also sehr viele verkleidet kommen. Das macht einfach eine ganz tolle Atmosphäre, finde ich. 2012 hat die Zeitschrift ”Der Spiegel” dazu mal folgendes geschrieben, ich zitiere: Die Kölner Stunksitzung, gestartet vor fast 30 Jahren, als studentischer Gegenentwurf zur etablierten Narretei, ist heute so etwas wie ein Hochamt des anspruchsvollen Frohsinns.
Biggi Wanninger: Oh mein Gott. Ja, wenn der Spiegel das schreibt, ist das doch richtig, oder?
Heike Drexel: Ja, dann muss es stimmen, oder? Also er hat schreibt das. Und ich möchte jetzt natürlich für alle Fans, die Sie kennen und die Stunksitzung kennen, die möchte ich jetzt nicht auf die Folter spannen und diese Frage am Schluss stellen, sondern lieber gleich mal am Anfang, die wichtigste Frage vorneweg: Wird die Stunksitzung dieses Jahr stattfinden?
Biggi Wanninger: Ja, wir haben angefangen mit Brainstorming, wir haben uns einige Nummern. Letztes Jahr sind wir ja komplett ausgefallen, das kam ja wirklich sehr, nicht sehr plötzlich, aber dann doch sehr heftig, zwei Tage vor der Premiere. Es stand alles, das Bühnenbild, das Programm war fertig, Licht war eingerichtet, Ton, alles war fertig. Und dann kam halt die Empfehlung, Eigenverantwortung zu zeigen und das hat man dann getan. Und wir haben dann alles abgesagt. Aus dieser Sitzung, aus dieser Session haben wir allerdings jetzt doch einige Nummern retten können, die auch noch heute Bestand haben, thematisch. Und die haben wir jetzt schon mal in der Hand, sicher. Und jetzt geht es darum, dass wir dann den Rest des Programms noch auffüllen mit neuen Ideen. Und da gibt es ja auch einiges, was im Moment ansteht. Und das heißt, wir sind wild entschlossen, dass die Sitzung, die dieses Jahr stattfindet oder die Sitzungen. Und wir sind natürlich darauf angewiesen, dass die Menschen Karten kaufen und sich nicht weiter zurückhalten, weil das ist für die gesamte Kulturbranche ja ein großes Problem, dass sich die Menschen zurückhalten. Zum Teil sehr spät entscheiden oder vielleicht dann doch nicht gehen. Man hat so ein bisschen das Gefühl, die Menschen haben sich entwöhnt über diese lange Zeit und denken vielleicht auch: Ich muss nicht mehr überall hingehen. Das ist berechtigt, das kann man so sehen, aber es muss trotzdem noch so viele Menschen geben, dass diese Kulturbranche nicht ausstirbt, nicht leiser wird und irgendwann tot ist. Weil da gab es oder gibt es ja einige, die leider aufgeben mussten, aufgrund der ganzen Pandemie und der Corona-Geschichte. Und vor allen Dingen laufen Ende des Jahres auch die Unterstützungen aus. Wir spielen ja sehr viele Vorstellungen dann im neuen Jahr, 2023 und da wissen wir dann auch nicht, wenn die dann nicht stattfinden können oder wenn es dann doch wieder Reduzierung der Zuschauerzahl gibt, wie wir damit umgehen sollen. Ist nach wie vor ein Fragezeichen, aber wir sind gewillt zu spielen. Wir möchten auf die Bühne.
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER STUNJSITZUNG
Heike Drexel: Dann hoffe ich das sehr, dass das so kommt. Ich habe dazu noch einige Fragen, die sich jetzt gerade ergeben, aber ich hatte jetzt erst mal gedacht, um vielleicht so ein bisschen das chronologisch aufzubauen. Ich würde Sie gerne erst mal fragen, wie das überhaupt entstanden ist mit der Stunksitzung. Die gibt es ja seit 1984, habe ich recherchiert. Das wurde damals von Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen, in der Uni Köln, in der Mensa fand die die erste Aufführung von denen statt.
Biggi Wanninger: Ja, genau.
Heike Drexel: Genau, das hatte ich gelesen. Und Stunk heißt ja Gestank, also man wollte ja einen Gegenentwurf zu den traditionellen Prunksitzungen, glaube ich, da aufbauen. Was hat den Menschen denn damals so gestunken an dem Karneval, dass sie das aufgebaut haben?
Biggi Wanninger: Also ich war da nicht dabei. Ich bin da sehr viel später erst dazugekommen. Und ich glaube und das war ja damals auch so, es gab diese berühmten Schwiegermütter Witze, unterirdisch. Die Herrensitzungen, die nur unter der Gürtellinie stattgefunden haben. Es war, wie ich schon sage, Herrensitzungen. Das ist ja heute noch so, dass sehr vieles von Männern dominiert wird. Die wollen zwar gerne was anderes, aber es gibt einfach noch zu viele Männer, die da das Sagen haben und ihre Plätze auch nicht räumen, wie in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen ja auch. Wenn die Männer an ihren Sitzen festkleben, dann kleben die fest und dann haben es Frauen sehr schwer. Also das war das eine, halt diese verkrusteten, immer wieder die gleichen, ein bisschen auch langweiligen Witze, frauenfeindliche Witze, keine Innovation. Und ich glaube, da hat die Stunksitzung einiges in Bewegung gesetzt, dass man auch Karneval so feiern kann, dass er politisch ist. Ich meine, der Narr, der hat die Narrenfreiheit zu sagen: Guckt mal, ihr da oben, was ihr veranstaltet, das ist überhaupt nicht in Ordnung. Da müssen wir ein bisschen was gegen unternehmen, aufmüpfig sein, spöttisch sein. Und das alles gab es ja nicht wirklich in dem traditionellen Karneval. Ja, man hat gegen niemanden wirklich was gesagt, der das Sagen hatte. Weder gegen die Kirche noch gegen die Politik noch gegen sonst irgendwen.
Heike Drexel: Es gab auch niemand, glaube ich, also niemals eine Prunksitzung, wo jemand hätte eine Anzeige bekommen oder zensiert worden wäre, was ja der Stunksitzung passiert ist, tatsächlich ein paar Mal.
Biggi Wanninger: Ja, das gab es, aber da gab es nie irgendwie Probleme, wir sind immer freigesprochen worden. Das war eine Freiheit der Satire und nein, das gab es da nicht in den offiziellen, traditionellen Karnevalsvereinen. Und ich meine das Festkomitee, das heißt ja, fest ordnendes Komitee und da liegt natürlich schon viel Reglement mit drin. Wenn ich ein Fest ordnen muss, will, dann gehen bestimmte Dinge nicht. Und ich finde, gerade Karneval ist eigentlich eine Veranstaltung, wo eigentlich alles gehen muss. Bis auf natürlich, kein Rassismus, keine Frauentoucherei, das ist ausgenommen aber alles andere, um einfach mal seine Birne frei zu kriegen und Dinge mal auf den Kopf zu stellen, dazu ist Karneval auch da. Und rumzuknutschen und auf Augenhöhe, mit Einwilligung beider Seiten, aber das gehört alles dazu und das muss nicht alles geordnet sein und geordnet werden. Und wir sind ja bis heute, wir gehören keiner Vereinigung an, keiner karnevalistischen. Wir haben nach wie vor unsere Autonomie und das finden wir auch wunderbar. Und wir können halt, weil wir haben auch keine Sponsoren, wir können halt gegen alle schießen, gegen die wir Lust haben zu schießen.
Heike Drexel: Sie sind ein Ensemble von lauter Freiberuflern, ist das richtig? Also es arbeiten ja, glaube ich, ich habe mal recherchiert, auf der Website, fast 70 Leute für die Stunksitzung. Ob das jetzt Darsteller sind, ob das Techniker sind, ob das Einlasskontrolle oder so ist, die Musik und so. Also es sind wirklich eine Menge Leute, es ist ein großes Unternehmen quasi.
Biggi Wanninger: Ja, also für die Zeit wo wir produzieren und dann auf die Bühne gehen, ist das so. Mit Autoren und Regisseurinnen und allem, was dazugehört. Also man muss schon unterscheiden, also die Gruppe, die auf der Bühne ist, da gibt es bei den Kürbissen, bei den Musikern und Musikerinnen, da gibt es zwei, drei Lehrer, die auch das immer noch machen. Ansonsten sind aber in der Tat fast alle freiberuflich tätig. In den zwei Jahren jetzt, wo wir nicht gearbeitet haben, haben sich einige allerdings noch einen zusätzlichen Job, eine Arbeitsstelle zugelegt. Und zwar aus dem Bereich, aus dem sie gekommen sind, nämlich aus dem Sozialpädagogik Bereich. Und alle anderen werden dann punktuell bei uns eingestellt, angestellt oder als Freiberufler. Ja und ich bin Freiberuflerin, seit ich denken kann. Also nach meinem Studium habe ich keine Festanstellung gehabt.
BERUFLICHER WERDEGANG
Heike Drexel: Nach der Bank, soweit ich weiß.
Biggi Wanninger: Das war meine Banklehre, das war mein allererstes, was ich dann als Beruf ausgeübt habe. Aber die habe ich auch nur zu Ende gemacht, die Lehre und dann bin ich auch von der Sparkasse weg und habe dann erst mal Wirtschaftsabitur gemacht und dachte, ich würde Berufsschullehrerin für Wirtschaft. Das hat mir aber alles überhaupt gar nicht, also die Art von Wirtschaft, das gefällt mir so nicht und hat mir damals auch nicht so gefallen, wo ich dachte: Boah, da brennst du jetzt für. Und habe dann über den zweiten Bildungsweg noch mein Abi nachgeholt und habe dann Kunst und Musikerziehung studiert und am Kellertheater in Köln noch die Schauspielschule besucht. Habe alles so nachgeholt, was in meiner Kindheit nicht unbedingt gefördert werden konnte. So und da bin ich dann auch bei geblieben.
Heike Drexel: Und wie sind Sie dann zur Stunksitzung gekommen? Wie ist das gekommen?
Biggi Wanninger: Das war eigentlich ein Zufall. Ich gehörte auch zu den Leuten, so wie Sie auch, die immer gehört haben: Da gibt es was, da muss man unbedingt hin, diese Stunksitzung. Und ich dachte mir und die fragten mich dann im November, ich sagte: Was soll ich denn im November? Weil für mich war Karneval begrenzt damals, Weiberfastnacht bis Aschermittwoch. Und da bin ich auch immer, es gibt so eine Truppe in Köln, die heißen ”Ahl Säu”, das ist so eine Trommler und wild Verkleidete, kostümierte Truppe, mit denen war ich immer unterwegs. Deswegen war das, Stunksitzung und mir im November Karten kaufen, das kam nicht vor bei mir. Und dann habe ich an der Comedia, an der alten Comedia, am Theater gespielt und da war die Stunksitzung für ein Jahr auch. Nachdem sie aus der Studiobühne raus sind, sind sie in die Comedia und es war Golfkrieg zu der Zeit. Und da habe ich die gesehen und habe dann auch gedacht: Was machen die da? Was ist das, was die da machen? Ich fand das, im positiven Sinne, sehr dilettantisch. Ich meine, ich kam aus der Schauspielerei auch und dachte: Okay, also das ist die Stunksitzung. Aha, habe ich gedacht. Okay.
Heike Drexel: Von der alle so schwärmen.
Biggi Wanninger: Von der alle so schwärmen. Und es gab dann einen Film, einen Schwarzweißfilm, der hieß: Karneval in Herbert Miesstadt. Herbert Mies war damals der Vorsitzende der DKP, die gab es dann noch. Das war so ein lustiger Film, wie dieses Karnevalskombinat, da Konfetti gestanzt hat. Luftschlangen aufgerollt hat, ein Trecker fuhr durch das Dorf mit vier Zuschauern. Und es war alles so trübe, es war wirklich trübe und unlustig. Aber der Film war super, der war richtig lustig, den fand ich toll. Und dann habe ich die ein paar Jahre später, im Volksgarten gab es im Sommer dann eine große Stunksitzungsvorstellung. Und dann bin ich zu einer Kollegin gegangen oder eine Freundin war sie damals auch, Martina Klinke, mit ihr habe ich zusammen für einen kleinen Sender moderiert. Da habe ich Martina gefragt: Martina, habt ihr eine Regie? Und dann sagt sie: Ja, haben wir. Da dachte ich: Oh Gott. Biggi, was stellst du den für Fragen? Hättest du doch sehen müssen, dass sie eine Regie haben. Da dachte ich: Okay, Fettnäpfchen. Und ein paar Monate später rief sie mich an und sagte: Unser Regisseur braucht Hilfe, der braucht eine Regieassistenz. Kannst du dir vorstellen? Und dann haben wir uns kennengelernt und das war irgendwie, sofort hat es geschnackelt. Und so bin ich dazugekommen, drei Wochen vor der Premiere war ich dann auf einmal Regieassistentin bei der Stunksitzung und das hat großen Spaß gemacht. Und dann ging das weiter, dass ich dann auch einige Nummern Regie geführt habe. Ja und dann irgendwann, da war Jürgen Becker noch der Präsident.
Heike Drexel: Der war ja der erste Präsident.
Biggi Wanninger: Das war der erste Präsident und eigentlich auch der-.
Heike Drexel: Mitgründer.
Biggi Wanninger: Mitgründer, ja, ja, Mitgründer. Und der hat auch diese Narrenkappe mit dem Stern entworfen.
Heike Drexel: Das Logo von Ihnen?
Biggi Wanninger: Das Logo ist von ihm. Ja, die haben damals nur ganz kurz, damals waren die ja als Studenten der Sozialpädagogik und Studentinnen, waren die ja im Sommer unterwegs und haben mit Kindern Zirkus gemacht. Und die hatten eine Idee von: Wir wollen zusammenleben und zusammenarbeiten, aber anders zusammenarbeiten. Da waren die dann mit Zirkuswagen unterwegs und haben Kinderbelustigung gemacht, im positiven Sinne. Die haben da zusammengewohnt und dann kam irgendwann die Frage: Was machen wir denn eigentlich im Winter? Und da kam die Idee: Dann machen wir Karneval. Das war eine Schnapsidee, aber daraus ist das entstanden. Und ich glaube, alle Linken in dieser Stadt, die waren froh, dass es etwas gab, wo mal anders Karneval gefeiert wurde. Trotzdem, das erzählen meine Kolleginnen und Kollegen, trotzdem war es so, als sie dann da aus Witz, die haben ein ironisches Schunkellied gemacht und auf einmal gucken die ins Publikum, alle waren am Schunkeln.
Heike Drexel: Aber nicht dieses Schunkeln ist scheiße, oder?
Biggi Wanninger: Nein, nein, das ist viel später gekommen, dieser Song. Aber auch damals haben die schon das Schunkeln auf die Schippe genommen und sehen dann, alle sind am Schunkeln. Was ist das denn? Also das heißt, auch Linke wollen natürlich Karneval feiern. Ich meine, ich bin ja keine Karnevalsfeindin, überhaupt nicht. Und da waren sie doch sehr überrascht und ich glaube, das war so der Moment, wo man merkte: Ja, das geht. Man kann politisch Karneval feiern und trotzdem ausgelassen sein und Blödsinn machen. Ja und wie gesagt, Jürgen war der erste Präsident und ja auch viele Jahre. Und als der aufhörte, war dann die Frage: Wie geht es weiter? Zur selben Zeit hörte unser Hauptregisseur auf und Gaby Köster, die auch auf der Bühne war bei uns. Und dann war die Frage: Mache ich die Hauptregie, übernehme ich das oder gehe ich für Gabi ins Schauspielensemble? Dann haben wir uns dafür entschieden, dass ich dahin gehe. Und Rainer Rübhausen wurde Präsident. Und Rainer hat es dann auch drei Jahre gemacht und dann sagte der, er möchte nicht mehr so wirklich. Und dann habe ich gedacht: Okay, dann machst du auch mal was Neues wieder. Es ist sowieso, glaube ich, mein ganzes berufliches Leben ist so geprägt, dass ich gerne neue Sachen mache, gemacht habe, um auszuprobieren, was kann ich, wie weit kann ich gehen? Und ich habe mich aber auch immer nur dann getraut, was zu machen, wenn ich wusste, ich kann es. Also ich bin nie so große Risiken eingegangen, weil ich mich immer selber gut befragt habe. Ist das, was für dich? Geht das? Welche Risiken gehst du ein? Willst du die eingehen? Und dann habe ich mich, glaube ich, bis heute eigentlich immer richtig entschieden, im Nachhinein.
Heike Drexel: Das macht sicher den Eindruck, denn Sie sind ja jetzt schon seit über 20 Jahren jetzt da.
Biggi Wanninger: Ja, da bin ich die Präsidentin. Und ich bin aber auch sehr viel länger bei der Stunksitzung dabei. Und wenn man mir damals gesagt hätte: Du musst dich aber für drei Jahre verpflichten. Dann hätte ich gesagt: Nein, das mach ich nicht. Weil festlegen, also mich nageln, das geht bei mir nicht so gut. Wenn ich mich immer wieder freiwillig entscheiden kann, ist alles gut. Dann mache ich das auch gerne und ich meine, ich mache den Job natürlich auch wirklich sehr gerne.
Heike Drexel: Das merkt man.
Biggi Wanninger: Danke. Das finde ich, ist auch ganz wichtig, dass man merkt, dass wir alle auf der Bühne auch wirklich sehr viel Spaß haben.
Heike Drexel: Alle, wollte ich gerade sagen, ja.
Biggi Wanninger: Weil sonst fände ich das, irgendwas runterzureißen, finde ich ganz schrecklich, weil das ist wirklich ein Geschenk. Also nicht nur die Stunksitzung, sondern auch ein Geschenk, dass ich einen Beruf habe, mit dem ich anderen große Freude machen kann, mir selber auch eine große Freude mache. Und das wäre fatal, wenn ich das nicht schätzen würde. Das ist wirklich ein Geschenk.
IDEENFINDUNG
Heike Drexel: Wie kommen Sie immer auf die Ideen? Also diese Stücke, die sind ja teilweise so, ja, die sind so kreativ, die sind immer so anders. Die Musik ist neu, die ganze Dekoration ist alles immer neu. Also Inhalt, immer so und so. Also ich finde es immer so faszinierend, wo ich mir denke: Boah, wie kommen die echt auf diese Ideen?
Biggi Wanninger: Es sind viele Leute, wir sind einfach eine große Gruppe.
Heike Drexel: Und wie kann man sich das vorstellen? Kommen sie dann zusammen und jeder bringt dann so seine Ideen ein. Und dann wird so lange diskutiert, demokratisch, bis am Schluss die übrig bleibt, auf die sich alle einigen. Oder ist es dann doch mal so, dass sich eine durchsetzt und sagt: Ich finde aber meine jetzt ganz toll. Oder wie läuft das?
Biggi Wanninger: Das läuft so, es ist ein langer Prozess, ein kreativer Prozess, manchmal auch ein sehr chaotischer Prozess. Aber anfangen tut es mit einem Brainstorming, dass wir alle zusammensitzen und die Ideen mitbringen, die uns das Jahr über begegnet sind oder Themen, die uns begegnet sind. Und die kommen auf den Tisch und dann kommen die auf eine Wand und da stehen dann sehr viele Themen, manchmal nur Themen und man hat noch keine Idee dazu. Manchmal gibt es sehr lustige Ideen und die haben auch schon Fleisch. Und in diesen Tagen, das sind so vier bis fünf Tage, beschäftigen wir uns dann mit all den einzelnen Punkten, gehen die durch und sagen: Och nein, irgendwie, das ist doch zu ernst. Da kriegen wir auch kein Witz dran. Weil es muss ja witzig sein. Und dann sortieren wir aus und sagen: Okay, das sind Nummern, die finden wir inhaltlich wichtig. Die sind lustig, die geben was her, das sind schöne, große Nummern. Hat ein Bühnenbild, ein schönes Bühnenbild und die kommen dann in die engere Auswahl. Und dann gibt es Arbeitsgruppen, die sich wiederum mit diesen Themen einzeln beschäftigen. Fleisch kommt dran und dann kommen die Autoren und Autorinnen, die wir haben. Wir machen das ja nicht alles alleine.
Heike Drexel: Ach, die kommen hinterher?
Biggi Wanninger: Ja, die sind manchmal bei dem Brainstorming auch mit dabei, aber dann werden die Nummern verteilt an die Autoren und Autorinnen. Die haben dann so zwei, drei Wochen Zeit, das zu schreiben und dann kommt es an uns zurück. Und dann gibt es sogenannte Literatentage, da werden alle Nummern vorgelesen, die geschrieben worden sind. Und dann gibt es wieder ein Aussortieren, da gucken wir wieder: Welche Nummern sind gelungen? Und dann, wenn wir die Nummern zusammen haben, dann geht es an das Proben. Dann gibt es noch eine Rollenbesetzung, wer spielt was? Und da gibt es auch manchmal dann lange Diskussionen, weil zwei Leute dasselbe spielen wollen und dann ist die Frage: Wer kriegt es dann am Ende des Tages?
Heike Drexel: Wird dann gelost?
Biggi Wanninger: Nicht gelost nicht, aber es wird so lange besprochen, dass alle zufrieden sind. Weil es ist manchmal auch so, das kriegt man als Zuschauer oder Zuschauerin nicht mit, aber manch einer, manch eine sitzt manchmal eine Stunde unten in der Garderobe und hat nichts zu spielen. Kriegt man von außen nicht mit, aber es ist dann manchmal ein bisschen langweilig. Und das ist dann immer so, ich sage dann immer, das ist so eine Balance zwischen dem eigenen künstlerischen Ego, was befriedigt sein möchte, was auch wichtig ist, dass man das hat und dass man der Sitzung dient. Dazwischen muss ist so eine Balance, da muss man gucken, dass man die hinbekommt. Ja und dann gehen wir ans Proben und dann gibt es immer wieder auch Vorspiele, dass einzelne Nummern den Kolleginnen und Kollegen vorgespielt werden, um zu gucken: Sind wir auf dem richtigen Weg? Und dann gibt es noch ein externes Vorspiel, wo wir dann Leute einladen und das ist dann so eine Art Werkschau. Und die können auch nochmal äußern, Kritik äußern, Positives äußern. Na ja, und dann, drei Wochen später, gehen wir in das E-Werk. Das heißt, es ist ein langer Weg mit Korrektiven und Korrekturen, manchmal sogar auch nach der Premiere noch, wo wir denken: Irgendwie haben wir uns da vertan. Und man muss keine Nummer mit durchschleppen, wo man sagt: Irgendwie, dass finden die Leute jetzt nicht so prickelnd, Es sei denn, wir sagen, wir halten die inhaltlich für absolut wichtig. Und dann sagen wir auch: Das ist jetzt egal, wenn die nicht permanent lachen. Die sollen sich das bitte anhören, unsere Haltung dazu oder unsere Meinung. So, aber wenn es jetzt irgendwie nicht so wichtig ist, dann sind wir auch alle bereit, nochmal neu zu mischen, nach der Premiere.
Heike Drexel: Dann könnte man sich tatsächlich ja zwei Sitzungen anschauen, am Anfang und am Ende. Das muss ich mir merken.
Biggi Wanninger: Das ist sowieso so, dass wenn man zur Premiere da ist und dann noch mal 30 Vorstellungen später, das ist schon anders. Aber das hat auch damit zu tun, dass alle Dinge, die man häufiger gemacht hat, anders schmieren oder anders miteinander durchlaufen und man sicherer geworden ist. Und ich wollte nochmal sagen, Sie haben ja eben ganz am Anfang erwähnt, dass die Kostüme auch eine Stimmung mit ausmachen. Da bin ich mir nicht so sicher. Wir haben schon Samstage, Karnevals Samstage gehabt, Karneval, alle wild kostümiert, die waren nicht so prickelnd wie manchmal die vor Weihnachten, wo keiner kostümiert war und alle Lust hatten auch zu feiern. Ich sage ja auch immer, es heißt Karnevalssitzung, aber wir haben gar nicht so viele Karnevalselemente. Es ist der Elferrat, der da oben sitzt.
Heike Drexel: Richtig, der Elferrat ist ja noch mal wirklich was Besonderes. Da wollte ich später auch noch mal drauf eingehen, weil das ist ja immer eine andere Gruppe.
Biggi Wanninger: Es ist jeden Abend eine andere Gruppe, es ist jeden Abend mit anderen Menschen da oben. Und ansonsten haben wir vielleicht mal eine Funkennummer und wenn unser Dreigestirn kommt, aber ansonsten, viel an Karneval, das ist gar nicht.
Heike Drexel: Das stimmt, deswegen sagte ich das auch mit der Stimmung über die verkleideten Zuhörer und Zuschauer.
Biggi Wanninger: Ja, aber es gibt ja Leute, die sagen: Nein, vor Weihnachten möchte ich nicht. Dann denke ich immer: Warum nicht? Also, wenn man sich sagt, ich gehe zu einer Veranstaltung mit Kabarett, Comedy, toller Musik, dann ist das völlig egal, ob ich verkleidet bin, ob das vor Weihnachten, nach Weihnachten oder wann immer ist. Wir könnten das auch im Sommer machen.
Heike Drexel: Es gibt da jetzt auch Jeck im Sunnesching.
Biggi Wanninger: Ja, aber da geht es ja wirklich hauptsächlich um Musik. Ich finde das auch in Ordnung. Nein, aber was ich meine, ist, ich höre oft das Argument: Nein, ich gehe lieber erst an Karneval. Aber das ist Quatsch, also aus meiner Sicht, könnte man da in der Birne mal umdenken.
Heike Drexel: Ja.
Biggi Wanninger: Ja.
Heike Drexel: Das lasse ich mal so stehen, das muss ich auf mich auch sacken lassen, weil ich gehöre auch zu dieser Fraktion.
Biggi Wanninger: Ja?
Heike Drexel: Ich finde es auch schöner.
Biggi Wanninger: Also ja, das kann sein, aber wenn man den Blick mal anders richtet auf diese Sitzung.
Heike Drexel: Sie haben recht.
Biggi Wanninger: Oder diese Veranstaltung, der geringste Teil davon ist Karneval. Es geht mir nur darum zu sagen: Leute, scheut euch nicht davor, vor Weihnachten Karten zu kaufen. Es ist dieselbe Veranstaltung und die Stimmung kann grandios sein, auch ohne Kostüm. So, das ist mein Appell. Genau.
Heike Drexel: Genau den lassen wir jetzt auch so stehen und wirken, genau. Also was mich interessieren würde, ist tatsächlich schon noch mal dieses Thema, wenn Sie diese Nummern ausarbeiten. Haben Sie da manchmal auch schon so eine Schere im Kopf, weil wir ja heutzutage doch leider sehr viel mit diesem Thema: Hassmails. Also Sie wissen, was ich meine.
Biggi Wanninger: Ja.
Heike Drexel: Wie gehen Sie damit um?
Biggi Wanninger: Also eine Schere im Kopf haben wir eigentlich nicht. Die wollen wir auch erstmal nicht haben, weil wir sagen beim Brainstorming: Alles muss auf den Tisch. Ich sage jetzt mal, dann korrigiert sich das von alleine, aber es muss erst mal alles auf den Tisch. Und es ist natürlich so, dass auch wir über manche Dinge nachdenken. Also was ist rassistisch? Wie weit geht das? Und da hat sich einiges geändert, was auch richtig ist. Was ist mit kultureller Aneignung? Was ist mit Blackfacing? All diese Dinge, aber das finden wir völlig richtig, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, weil man einfach die Einsicht hat, dass bestimmte Dinge nicht mehr gehen, auch wenn sie noch so lustig sind. Das heißt aber nicht, dass wir, wenn wir der Meinung sind, wir kritisieren jetzt mal diese Blüten, die das ja manchmal auch treibt. Das tun wir, also das verbieten wir uns nicht. Und ansonsten kann ich für mich nur sagen: Ich hüte mich davor, weil es gab schon mal so eine Situation. Ich weiß nicht mehr genau, um was es ging, wo ich etwas aufgegriffen habe aus der Zeitung. Und am nächsten Tag stellte sich heraus: Ganz anders. Und ich hatte das, glaube ich, ein Stück weit in meiner Moderation mit eingebaut. Das werde ich nie mehr machen. Also diese Vorsicht lasse ich walten, bei mir, dass ich nicht sofort, wenn irgendwas ist, ich draufspringe. Das mache ich nicht mehr.
Heike Drexel: Sie meinen, man muss erst einmal den ganzen Kontext kennen.
Biggi Wanninger: Genau und genauso werde ich auch nicht mehr, weil das gab es auch oft genug, dass man gefragt wurde, wenn irgendwas war: Was sagen Sie denn dazu? Auch da werde ich nicht mehr sofort reagieren, sondern erst mal selber nachdenken, ein bisschen recherchieren. Weil das ist eine Falle, in die man ganz schnell tappt, dass man auch was aufgreift, was man gehört hat und kommentiert das. Und dann stellt sich raus: Falscher Kontext, falsch. Das mache ich nicht mehr. Also behutsam damit umzugehen, was in der Öffentlichkeit sich abspielt. Genauer hinzuhören, genauer hinzugucken und nicht sofort zu reagieren, sondern erst mal durchatmen, weil diese Hysterie und diese Aufgeregtheit, die es ja auch oft gibt, die ist eigentlich schrecklich. Sofort irgendwas sagen zu müssen. Nein, mal sacken lassen, nachdenken, bevor man spricht.
Heike Drexel: Früher hat man da immer gesagt: Erst mal eine Nacht darüber schlafen.
Biggi Wanninger: Ganz genau. Und heute denke ich manchmal: Sogar zwei Nächte darüber schlafen. Aber ansonsten kann ich nur sagen: Also wir wollen niemandem, der es nicht verdient hat, auf die Füße treten. Und all die Dinge, das Gendern, wie gesagt, habe ich ja schon gesagt, das ist ein Prozess, in dem wir uns befinden. Den wir auch gut finden, aber bestimmte Blüten, die da getrieben werden und Übertreibungen, da nehmen wir uns natürlich das Recht, da was zu sagen. Man muss das nicht alles gutheißen.
PLEITEN, PECH UND PANNEN
Heike Drexel: Frau Wanninger, eine Frage habe ich natürlich noch, weil das, glaube ich, auch immer Leute sehr gerne hören. Das ist vielleicht ein bisschen so dieses: Gucken durch das Schlüsselloch. Pleiten, Pech und Pannen, ist Ihnen da schon mal was passiert?
Biggi Wanninger: Ja, da passiert mir häufiger was, das ist dann aber irgendwie, ja, das sind natürlich die Dinge, die nicht geplant sind. Wenn ich zum Beispiel, ist mir häufiger schon passiert, dass ich eine Moderation gelesen habe, für eine Nummer, die aber gar nicht kam. Dann stehen unten meine Kollegen: Biggi, Biggi falsche Moderation, die Nummer kommt noch nicht. Dann denke ich: Ach du Scheiße. Und dann habe ich mittlerweile, sage ich dann: Okay, ich habe eine falsche Moderation gelesen, jetzt lese ich die richtige Moderation vor. Dann mach ich das, danach kommt dann die Moderation, die ich fälschlicherweise schon gemacht habe. Und dann sage ich ja immer: Okay, dass völlig neu für euch, was ihr jetzt hört. Habt ihr noch nie gehört, lacht bitte an denselben Stellen. Und dann tun die das auch und ich habe da große Freude dran. Ich habe eigentlich gar keine große Angst vor Pleiten, Pech und Pannen. Also vor Pannen schon mal gar nicht, vor Pleiten, schon auch. Aber ansonsten, das macht eigentlich fast richtig Spaß, wenn Dinge passieren, die nicht geplant sind, die unvorhersehbar sind. Es passieren aber auch so Dinge, wo ich dachte: Ach du liebe Scheiße. Eine Vorstellung, die letzte Vorstellung, Karnvels Dienstag, Kollegen von mir, die haben vorne, unten auf der Bühne haben die ein Krätzchen gemacht und irgendwie haben die auch aufgestampft und auf einmal rutschte Tom durch die Bühne durch. Und dachte ich: Was ist das? Das ist aber ein blöder Dernièren-Scherz. Es war aber kein Dernièren-Scherz, die Bühne ist echt durchgekracht.
Heike Drexel: Ach du Schande.
Biggi Wanninger: Genau und da steht man dann und denkt: Okay, nichts passiert, alles gut. Dem Tom geht es gut. Ich selber bin auch schon, fällt mir gerade ein, ich bin auch schon, da habe ich mit Purple Schulz, der hat damals für Ecki gesungen, sind wir das Publikum durch. Über Tische und Bänke und ich rutsche auf einer Bank, rutsche ich ab und schubber mit dem Schienbein an diesen Metallstreben vorbei und hänge unten. Winnie, der Keyboarder hat das gesehen und dachte: Oh Gott, die Biggi ist weg. Okay, mal gucken, ob die wieder aufsteht. Und ich stehe wieder auf und tue so als wäre nichts und spiele weiter. Und danach, mein Schienbein, das war blutig und dann fängt es an weh zu tun, wenn es vorbei ist, vorher nicht, dann macht man ja weiter. Also so Sachen passieren schon auch, auch anderen Kolleginnen und Kollegen.
Heike Drexel: Ja, manche Ihrer Nummern sind ja total akrobatisch.
Biggi Wanninger: Ja, die Zeiten sind vorbei.
Heike Drexel: Ach so.
Biggi Wanninger: Ja, das waren sie, das stimmt. Da war vieles, wo ich im Nachhinein manchmal denke: Boah, dass da nicht mehr passiert ist, dass da niemand sich den Hals gebrochen hat oder sonst irgendetwas. Nein, also so richtige Pannen, nein. Bei dem Bühnenbild oder bei dem Bühnenbild stand ich auch mal auf der Bühne und das war ein Riesenteil. Und ich moderiere und auf einmal fällt das Riesenteil neben mir auf die Bühne. Da stand ich, Gott sei Dank, nicht drunter. Also so Sachen, aber das passiert ja in allen Berufen. Das ist ja jetzt auch nichts, ja, das gehört auch dazu.
DIE BISHER SCHÖNSTE NUMMER
Heike Drexel: Was ist die bisher schönste Nummer, die Ihn so einfällt, spontan?
Biggi Wanninger: Die bisher schönste Nummer?
Heike Drexel: Ja.
Biggi Wanninger: Das sind viele. Mein Problem ist, ich vergesse so viel. Also mich dürfen Sie gar nicht fragen, was letztes Jahr war, was für Nummern wir hatten. Meinen Sie Nummern, die ich gespielt habe, die die Kollegen gespielt haben?
Heike Drexel: Wenn Sie jetzt, was weiß ich, mal in 30 Jahren im Schaukelstuhl sitzen und so zurückblicken und dann mal so denken, so spontan die erste Nummer, die Ihnen einfallen würde.
Biggi Wanninger: Es gibt nicht eine.
Heike Drexel: Es gibt so viele?
Biggi Wanninger: Ja.
Heike Drexel: Schön.
Biggi Wanninger: Ich habe an vielen Nummern, ich selber, Spaß gehabt. Und es gibt auch Nummern, die man immer wieder sehen kann, weil sie so eine zeitlose Komik haben. Und da fällt mir, also die zeitlose Komik, ich habe ja vor-. Wie viel ist das her? 23 Jahre. Mit meinem Kollegen Bruno Schmitz, der hat Pavarotti gesungen, hat Pavarotti parodiert. Und ich habe Montserrat Caballé parodiert und wir haben in klassischer Manier Ballermann Songs gesungen. Das sind nicht 20 Zentimeter. Lieber Peter, du hast dich vermessen. Oder: Ich will zehn nackte Friseusen. Das waren damals Ballermann Hits. Und diese Nummer ist so komisch und die ist heute noch komisch, weil die hat eine zeitlose Komik und die spiele ich auch heute noch und ich liebe sie immer noch. So, das ist jetzt eine Nummer von mir, wo ich denke, das ist wirklich-. Es gibt so Kabinettstückchen, bei denen man irgendwann mal das Glück hatte, dass ich sie singen durfte, das Glück hatte, dass da Kollegen waren, die so eine Idee hatte und davon gibt es einige. Geliebt habe ich auch Fortuna, E-Jugend. Ein Trainer der Fortuna, E-Jugend und da kommt so eine, ich sage jetzt mal, in Anführungszeichen, so eine Mittelstandsbürgerin, Grünen-Wählerin, die will ihren Sohn da anmelden, den Kevin. Und fragt dann immer: Sind das alles Ausländer, die da spielen? Nein, sagt der Trainer. Der kommt aus Zollstock. Der, was weiß ich, Abdul kommt aus Zollstock. Also das war auch eine ganz tolle Nummer, die mit einfachsten Mitteln gezeigt hat, dass Rassismus in Köln keinen Platz hat, nirgendwo seinen Platz hat, im Fußball keinen Platz hat. Und man so hochnäsige: Ja, dann will ich aber nicht, dass mein Sohn hier spielt, bei so vielen Ausländern. Ja, so Leute einen darüber kriegen, die mochte ich sehr gerne, die Nummer. Ist auch schon sehr alt, ja.
AKTUELLE PROJEKTE
Heike Drexel: Ich habe sie ja jetzt gesehen, zum Ersten Mal in einer Soloaktion in Bensberg, in Conrad’s Couch. Und da haben Sie ja auch, ich glaube, auch die Montserrat Caballé gespielt, genau, deswegen komme ich jetzt da auch gerade drauf.
Biggi Wanninger: Genau.
Heike Drexel: Genau, ja, da waren sehr, sehr schöne Stücke dabei. Und ja, was mir selber sehr, sehr gut gefallen hatte, war die Nummer über die Funkenmariechen. Das haben Sie auch so schön gesungen.
Biggi Wanninger: Danke schön. Das ist was, was ich jetzt an dem Programm-. Ich habe das erste Mal, im zarten Alter von 67, habe ich gesagt: Okay, jetzt kannst du mal ein Solo machen. Ich bin so eine Spätzünderin. Ich habe mit vielen Dingen spät angefangen, aber ich habe jetzt mit meiner Kollegin Anne Rixmann, hatte ich ein Duo-Programm. Vor vielen, vielen, vielen, vielen, vielen Jahren hatte ich mein Duo-Programm mit Kalle Pohl, aber ich war immer in Gruppen. Ich habe war in einem Chor, als junge Frau habe ich viel gesungen. In Bands habe ich gesungen, bei der Stunksitzung im Ensemble und das liebe ich auch, aber jetzt habe ich gedacht: Ich habe so viel in meinem Leben an Songs und Nummern gemacht und geschrieben und Standups, die könnte ich jetzt eigentlich mal alle schön zusammenpacken und daraus für mich ein Programm machen. Und was ich ganz schön finde, ist, weil Conrad’s Couch war ja so ein kleiner Raum, mit 60 Personen. Der Raum war jetzt nicht klein, aber es waren 60 Personen da und ich hatte das Gefühl, so ein Herzschlag, den man da miteinander hat. Und das ist was, was ich so schön finde. Es ist kein großer Raum, man ist sehr hautnah miteinander. Man sieht mich schwitzen, ich sehe jeden und jede und das ist total schön. Und es macht mir große Freude, zu parodieren, in andere Sprachen zu gehen, zu karikieren, zu singen und so weiter. Das ist einfach schön.
Heike Drexel: Nein, das war echt, also es war wirklich eine tolle Geschichte. Sie hätten nicht zufällig Lust, ein bisschen was von diesem Lied zu singen?
Biggi Wanninger: Ach, dieses Funkenmariechen Lied?
Heike Drexel: Ja.
Biggi Wanninger: Das ja auch schon sehr alt, das ist auch ein Klassiker bei der Stunksitzung mittlerweile. Das hat damals Anne Rixmann gesungen und wir hatten die Fragestellung damals: Was machen eigentlich die ganzen Funkenmariechen, wenn die nicht mehr tanzen? Wo gehen die dann hin? Und zu der Zeit gab es eine Fernsehserie, die ist Marienhof und wir haben daraus den Mariechenhof gemacht. Und dann hat man halt die älteren Funkenmariechen gesehen, wie sie dann so, ja noch ein bisschen Konfetti gestanzt haben oder was gehäkelt haben und sich über alte Zeiten unterhalten haben. Und da ist dieses Lied entstanden, “The Rose” von Bette Midler. Das war eins oder ist immer noch eins meiner Lieblingslieder und ich habe das der Anne gesagt: Anne, du musst das singen. Das Lied musst du singen, das ist richtige Lied dafür. Und habe ihr quasi so mein Lieblingslied gegeben und sie hat es ganz toll gesungen und es war auch eine tolle Nummer. Und jetzt singe ich das halt in meinem Soloprogramm, weil es halt eins meiner Lieblingsstücke ist von Bette Midler auch und es so schön, schön sentimental ist. Also das kann ich jetzt nicht singen, weil ich nichts habe, keine Musik habe.
FRAUEN IM KARNEVAL
Heike Drexel: Was aber eine gute Überleitung trotzdem ist, mit den Funkenmariechen. Wird es eigentlich mal eine Frau im Dreigestirn geben, in Köln? Was glauben Sie? Weil wir haben ja das Thema Funkenmariechen, die einzige unter den ganzen Männern.
Biggi Wanninger: Ja, ja.
Heike Drexel: So dieses Thema.
Biggi Wanninger: Ich kann das nicht sagen. Neulich gab es eine Diskussionsrunde, im Rahmen von 50 Jahre Frauenbewegung Köln, am Bayenturm. Zwei, drei Tage gab es ein Fest.
Heike Drexel: Bei dem Frauenturm.
Biggi Wanninger: Genau und da gab es eine Runde genau über dieses Thema, mit Kuckelkorn, der Präsidentin der Konkubinen. Nein, die heißen nicht Konkubinen, die heißen nicht Konkubinen.
Heike Drexel: Columbinen, Columbinen heißen die.
Biggi Wanninger: Genau, die Columbinen und ein, zwei Vertreterinnen, die Selda war von der Immisitzung da. Und da ging es auch genau um die Frage: Wie sind Frauen repräsentiert im traditionellen Karneval? In offiziellen Funktionen auch und es ist wohl im Moment so, wenn ich einen Kuckelkorn richtig verstanden habe, sagt er: Das ist schwierig mit dem weiblichen Dreigestirn, weil einfach noch viel altes Denken auch da ist. Und solange das noch da ist, kannst du zehnmal sagen: Es wäre toll, wenn wir ein weibliches Dreigestirn hätten. Und wenn altes Denken ausstirbt und neues Denken Platz nimmt, dann habe ich ihn so verstanden, dass er sich das vorstellen kann. Aber die wollen ja jetzt auch einen, glaube ich, einen runden Tisch machen. Wie kann man Frauen in die Gesellschaften, in den Gesellschaften anders, im wahrsten Sinne des Wortes, positionieren, Positionen bekommen? Bin ich mal gespannt, was dabei rauskommt.
Heike Drexel: Vielleicht, wenn mal der Papst eine Päpstin wird, dann wird das Dreigestirn auch eine Frau.
Biggi Wanninger: Also da ist im Moment auch einiges im Gange, in der Kirche mit Maria 2.0. Was ja auch gut ist, auch die Laien sind da, die Laien-Verbände sind ja auch schwer am Druck machen. Und das ist alles richtig.
Heike Drexel: Ja, muss das sein. Von alleine wird da nichts passieren. Also ohne Druck von außen oder beziehungsweise in dem Fall von innen, es muss ja aus innen heraus passieren. Freiwillig gibt niemand gerne seine Macht ab.
Biggi Wanninger: Und es ist auch völlig in Ordnung, wenn es, wenn es reine Funken, männliche Funken-Gruppen gibt, ist ja völlig okay. Es geht nur darum, welche Entscheidungsbefugnisse Frauen haben. In welchen Positionen sie sind, wo sie Entscheidungen treffen können. Es können von mir aus zig Funkencorps Männer sein, darum geht es nicht. Es geht darum: Wer hat das Sagen?
Heike Drexel: Und insofern ist es schon, wie gesagt, auch in dem Fall toll, dass die Stunksitzung Sie als Frau als Präsidentin hat. Es gibt nicht viele dann, von den ganzen anderen Karnevalssitzungen, das sind ja doch eben meistens dann die Männer.
Biggi Wanninger: Und da sitzen Präsidenten in der Regel.
Heike Drexel: Genau und dann der Elferrat ist ja dann auch meistens Männer. Genau, also deswegen ist das schön.
Biggi Wanninger: Ja, weil das sind die Gesellschaften. Die Gesellschaften, die dann in Elferrat stellen und die haben einen Präsidenten und der führt dann durch die Sitzungen. So, bei den Columbien ist es anders, da ist es die Präsidentin, die durch die Sitzungen führt. Bei den ganzen alternativen Sitzungen ist es komplett anders.
Heike Drexel: Da ist es, glaube ich, gemischt.
Biggi Wanninger: Da ist es manchmal drei, manchmal zwei, manchmal nur einer. Manchmal gibt es gar keinen expliziten Menschen, der durch die Sitzung führt und bei uns war das aber damals überhaupt nicht das Thema, ob das eine Frau oder ein Mann ist. Wir haben gefragt: Wer hat Lust? Und es hatten zwei, drei Lust und die haben dann aber wir zurückgezogen. Dann habe ich gesagt: Ich schreibe mal eine Moderation, um zu gucken, ob das überhaupt geht. Dann habe ich die auch präsentiert und dann war gut. Aber es war natürlich damals in der Presse: Erste Frau. Da habe ich gesagt: Ach Leute, hört doch auf. Ich meine, das zeigt ja nur, dass es nicht selbstverständlich ist und eigentlich müsste es selbstverständlich sein. Also eigentlich dürfte das gar keine Schlagzeile mehr wert sein, aber es ist leider und es ist immer noch so.
JUBILÄUM UND WAS KOMMT DANACH
Heike Drexel: Immer noch eine Schlagzeile wert, ja. Ja, das stimmt. Ja. Was haben Sie denn noch so vor? Die Stunksitzung wird 2024, 40 Jahre alt.
Biggi Wanninger: Ja, da streiten wir uns drüber, es ist wahrscheinlich schon 2023, wo wir dann im 40ten Jahr sind. Das ist ja immer.
Heike Drexel: Ja, ja, Lebensjahr. Ja, ja, ich weiß.
Biggi Wanninger: Keine Ahnung, ob wir dann, das wäre ja quasi nächstes Jahr, glaube ich, oder wäre das nächstes Jahr? Nächstes, übernächstes.
Heike Drexel: Praktisch würden Sie die nächstes Jahr anfangen, für die Saison.
Biggi Wanninger: Ja, also ja wir sind ja keine uns selbst freierer, ich glaube, wir haben das 25-jährige, glaube ich, haben wir mal gefeiert, mit allen drei Präsidenten im Tanzbrunnen. Ja und ansonsten lassen wir das so irgendwie. Für uns ist das schön zu wissen und es ist auch schön zu wissen. Das ist die Comedia, die auch 40 Jahre geworden ist, auch ein eigentlich Selbstverwaltung, aus einem selbstverwalteten Betrieb, war dass ja eigentlich. Der Stadtgarten, die Jazzhaus Initiative, auch 40 Jahre. Das ist schön zu wissen, dass wir alle überlebt haben und das Stadtbild auch mitgeprägt haben und das ist schon toll. Und ansonsten, glaube ich, werden wir da herangehen wie jedes Jahr. Für mich selber, also ich habe während der Coronazeit habe ich oder in der Zeit, wo wir nicht arbeiten durften und konnten, habe ich festgestellt, ich kann ohne Stunksitzung leben, ich überlebe. Ich habe immer gedacht, ich sterbe, wenn ich das nicht mehr machen kann. Was mache ich dann? Aber siehe da, es gibt Dinge die hat man gemacht.
Heike Drexel: Ich habe irgendwie gehört, Sie haben irgendwelche Tische abgeschliffen.
Biggi Wanninger: Ja, den zum Beispiel, an dem wir gerade sitzen.
Heike Drexel: Oh schön, sehr schön.
Biggi Wanninger: Der ist auch abgeschliffen, auch die Stühle, auf denen Sie gerade sitzen. Die sind wirklich vom Sperrmüll, die habe ich dann auch restauriert und so. Ja, ja, das habe ich tatsächlich in der Tat gemacht, weil ich mag das auch sehr gerne. Und ich habe irgendwie, ich meine, dieses Wort, was alle im Mund hatten, dieses entschleunigt sein. Das war wirklich eine Erfahrung, die ich bis dahin nicht so gemacht hatte. Kein Druck zu haben, keine Termine zu haben. Und das ist als Freiberufler natürlich ganz anders, wie wenn man angestellt ist, da habe ich eine Sicherheit, die ich als Freiberuflerin so nicht habe, außer Stunksitzung. Und das ist schon ein Riesenvorteil, das ist eine sichere Bank, bisher.
Heike Drexel: Das ist so ähnlich, wie wenn man eine Rolle im Tatort hat, im Fernsehen.
Biggi Wanninger: Genau, aber trotzdem dachte ich immer: Boah, ohne Stunksitzung, wer applaudiert mir dann, wenn ich was mache? Und da habe ich aber festgestellt, das geht. Und das fand ich für mich ganz großartig, das festzustellen, weil dann hoffe ich, ich kriege einen sanften Ausstieg aus meinem Berufsleben und keinen plötzlichen. Und da habe ich gemerkt, wenn ich sanft aussteige, dann geht das. Dann begegnen mir andere Dinge, die ich machen kann. Wie eben das Soloprogramm, wenn ich das, was weiß ich, einmal im Monat spiele, mit 60 Menschen, das ist doch schön. Ich male auch ein bisschen am Computer, da habe ich auch ein Projekt mit der Tanja von Köbes. Ich lasse mich von Krickelkrakeleien, von Kinderbildern inspirieren und mache daraus kleine Geschichten. Und die Tanja macht jetzt aus den Bildern von meinen Bildern, hat die sich inspirieren lassen, zu geschriebenen Geschichten, gereimte Geschichten.
Heike Drexel: Schön.
Biggi Wanninger: So und das mache ich auch. Und da verdiene ich kein Geld mit, aber ich mache das, weil es mir Spaß macht. Und deswegen bin ich relativ zuversichtlich, dass ich irgendwie immer irgendwas mache, aber nicht mehr diese Panik habe, dass auf einmal alles aufhört und ich dastehe und nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Diese Panik habe ich Gott sei dank nicht mehr. Das finde ich ganz angenehm.
Heike Drexel: Ja, das glaube ich. Geht es Ihren Kollegen dann auch so? Weil die sind ja, glaube ich, sind sie alle so eher in einem Alter oder so? Weil ich habe irgendwo mal, ich glaube, das war bei diesem Interview mit dem Till vom Klappstuhl, habe ich mal gehört, dass Sie ja quasi gar keinen Nachwuchs haben, so in der in der Stunksitzung. Dass sie so ein eingeschworenes Ensemble sind, weil jetzt bei den Bands, die man ja kennt, ob das jetzt die Höhner sind oder so, da sieht man ja jetzt, jetzt kommt langsam so ein Generationswechsel rein. Die stellen ihre neuen Mitglieder vor. Wie ist denn das dann bei Ihnen dann?
Biggi Wanninger: Bei uns ist das in der Tat eine jahrelange Diskussion. Wollen wir wie die Stones?
Heike Drexel: Ewig?
Biggi Wanninger: Ewig.
Heike Drexel: Oder wie die Queen dann?
Biggi Wanninger: Nein oder wie eben Höhner und Bläck Fööss, die sich sukzessive austauschen. Brings, die haben wohl mal gesagt, die wollen das nicht. Sie sind Brings und die haben gemeinsam angefangen und hören gemeinsam auf. Und bei uns ist das wirklich eine Diskussion, die wir führen. Und wir sind uns nicht alle wirklich einig, was der richtige Weg ist. Und wir haben aber bisher immer situativ richtig reagiert. Wir dachten auch, als Jürgen aufgehört hat: Oh Gott, wie soll das denn gehen? Ja, es geht. Also diese Gruppe hat ein Potenzial, mit diesen Situationen umzugehen und wenn Kolleginnen und Kollegen aufhören, werden wir eine Lösung finden. Aber wir sind uns, wie gesagt, nicht einig. Sagen wir: Wir hören in fünf Jahren alle auf? Dann bin ich 72, andere sind 65 oder sagen wir: Ah, bleiben wir alle so lange auf der Bühne, wie wir Lust haben. Was nämlich auch ein Novum wäre, etwas Besonderes wäre, dass wir so lange auf der Bühne bleiben, wie wir Lust haben. Und wenn ich mit 75 noch dastehe und es macht Spaß, mir und den Zuschauern.
Heike Drexel: Und die Leute kommen.
Biggi Wanninger: Ja und andere sagen: Nein, es wäre aber besser, wenn wir schon mal ein bisschen so jüngere Leute und neue Impulse. Also das ist schon eine Diskussion, die wir sehr lange schon führen und ich glaube, die wird auch noch länger führen. Mal gucken, also ich weiß auch nicht, was das Richtigere wäre. Ich weiß es nicht.
Heike Drexel: Ja, also ich versuche mich immer-. Ich höre Ihnen da zu und versuche mich da hineinzuversetzen, in Ihre Lage. Ich kann mir das auch, es ist sehr, sehr schwer das so zu entscheiden. Vielleicht auch die Frage, was man möchte, ob man sagt: Man möchte, dass das weiterlebt, die Idee, dann müsste man neue Leute hinzukommen lassen, damit so das Label Stunksitzung erhalten bleibt. Oder man sagt natürlich, man war so einzigartig. Genau, ja.
Biggi Wanninger: Ja, schwierige Frage.
Heike Drexel: Schwierige Frage, ich bin gespannt.
Biggi Wanninger: Mal gucken.
KOPIERTE IDEEN
Heike Drexel: Ich meine, Sie sind ja ein Vorbild für viele. Es gibt ja mittlerweile einige Stunksitzung in anderen Städten, die Stunksitzung Neuss und was weiß ich, wo ich das schon alles gesehen habe, so als Idee, die das dann kopiert haben.
Biggi Wanninger: Ja, ja, aber es gab da zwar anfangs, das war auch so, einige, die auch angefangen haben mit Stunksitzungen, wo wir gebeten haben, doch vielleicht einen anderen Namen zu wählen. Die Neusser Stunksitzung ist dabeigeblieben und das führt dann oft zu Verwechslungen. Wir haben uns jetzt angewöhnt, wenn wir auf die Internetseite Kölner Stunksitzung zu schreiben. Und es ist auch manchmal ein bisschen befremdlich, wenn man einen Bericht sind über die Neusser Stunksitzung, wo dann die Stunker und Stunkerinnen, dann habe ich immer das Gefühl irgendwie-.
Heike Drexel: Konnten sie sich Ihren Namen nicht schützen lassen?
Biggi Wanninger: Doch der ist geschützt.
Heike Drexel: Doch der ist geschützt.
Biggi Wanninger: Der ist geschützt, aber ich glaube, dass man uns das übel nehmen würde, wenn man sagen würden: Er wird verboten, dürft ihr nicht mehr nehmen.
Heike Drexel: Ja.
Biggi Wanninger: Aber trotzdem fand ich es von den anderen dann auch richtig, zu sagen: Wir nennen uns ein bisschen anders.
Heike Drexel: Also muss man das Kölner mehr in den Vordergrund stellen.
Biggi Wanninger: Nein, einfach einen anderen, ich kann Tunksitzung. Es gibt eine Güllesitzung im Ruhrgebiet, die Aachener heißen Strunksitzung. Es gibt ja andere Möglichkeiten, aber Stunksitzung war definitiv die erste, die sich so genannt hat. Und man kann natürlich sagen: Strunk steht für: Wir machen Stunk, wir rebellieren. Das ist ja richtig, aber irgendeine andere Idee hätte ich ganz schön gefunden, wenn man die noch gehabt hätte, damit es eben nicht zu diesen Verwechslungen kommt.
Heike Drexel: Stunksitzung 2.0.
Biggi Wanninger: Zum Beispiel, aber es ist jetzt, wie es ist. Und ich glaube, mittlerweile haben sich auch da alle dran gewöhnt, dass jetzt halt eine Stunksitzung in Neuss gibt und eine Köln.
Heike Drexel: Also ich wusste vorher nicht, ich habe es jetzt wirklich durch die Recherche festgestellt, weil ich einfach mal in Google Stunksitzung eingegeben habe. Und alles Mögliche mir so angeschaut habe, an Informationen, um so in das Gespräch vorbereitet reingehen zu können.
Biggi Wanninger: Ja, es gibt auch tolle und das finde ich ganz toll, es gibt ganz viele Karnevalsgesellschaften, bis ins Saarland, die manchmal uns anfragen: Dürfen wir die und die Nummer spielen? Natürlich dürft ihr die spielen, weil es ist ja auch eine Ehre, wenn die dann Nummern nachspielen. Und wir hatten eine Session mal, auf unserer Internetseite hatten wir darum gebeten, dass alle mal die, wenn sie Aufnahmen davon haben, Videos oder so, schicken und dann haben wir die mal auf unsere Seite gestellt. Das ist schön, das ist schön mitzukriegen, wenn die Leute dann irgendwie Spaß daran haben, unsere Nummern nachzuspielen. Und das ist ja überhaupt, das würden wir nie jemandem verbieten. Um Gottes willen, ist das schön.
ABSCHLUSSFRAGE
Heike Drexel: Ja, sehr schön. Sehr, sehr schön. Ja, dann freue ich mich total auf die nächste Saison und ganz viele tolle Nummern. Ich habe ja in den letzten Folgen immer so als letzte Frage, die Frage mir ausgedacht: Was würden Sie denn machen, wenn Sie fünf Millionen Euro im Lotto gewinnen würden? Das ist immer so meine Abschlussfrage. Und jetzt bin ich ganz gespannt, was Sie jetzt antworten.
Biggi Wanninger: Fünf Millionen im Lotto?
Heike Drexel: Ja, genau. Vielleicht Stunksitzung Export?
Biggi Wanninger: Ich glaube, ich würde die erst mal, weiß ich auch nicht. Da ich nie Lotto gespielt habe und auch irgendwie nie Rubbellose. Fünf Millionen Euro, da müsste ich lange nach nachdenken. Da fällt mir spontan gar nichts ein, weil ich wohne hier sehr gerne. Ich bräuchte nicht unbedingt ein neues Haus. Wenn, dann wäre es ein neues Haus mit anderen Leuten zusammen, was auf einer Ebene ist und wo ich keine Treppen mehr steigen müsste. Oder mit einem, wie heißt das? Fahrstuhl.
Heike Drexel: Aufzug.
Biggi Wanninger: Aufzug oder ich würde hier solche Umbaumaßnahmen-. Das wäre es vielleicht, ich würde hier Umbaumaßnahmen vornehmen, dass ich in dem Haus keine Treppen mehr habe. Ich weiß zwar nicht, wie das gehen soll und ich würde, weil das finde ich ein Unding eigentlich-. Fällt mir jetzt ein, das hat mit den fünf Millionen nichts zu tun, aber ich finde es ein Unding, dass die Bauverordnungen so sind, dass ich zum Beispiel hier an meinem Haus vorne, könnte ich keinen Aufzug anbringen, weil es dann heißt: Das verschandelt die Straße, das Straßenbild verändert sich. Das würde aber bedeuten, ich könnte hier wohnen bleiben, ich müsse nicht direkt in Pflegeheim oder Altenheim und müsste hier ausziehen. Ich könnte als alter Mensch, ältere Mensch hier wohnen bleiben und da ärgere ich mich manchmal. Das ärgert mich total, dass manche Dinge nicht möglich sind, weil so eine blöde, dämliche Bauvorordnung einem im Wege steht, was diese Dinge angeht. Das fände ich zum Beispiel super, also das würde ich mit dem Geld machen. Dann würde ich mir hier das würde ich mir so alles umbauen, dass hier wohnen bleiben kann, aber da spielt die Stadt Köln ja nicht mit. Das Bauamt erlaubt mir nicht da vorne einen Aufzug. Da könnte die Stadt Köln mal drüber nachdenken.
Heike Drexel: Na, dann hoffen wir jetzt mal, dass das jemand von der Stadt Köln hört. Damit Sie in Ihrem Haus wohnen bleiben können. Ja. Ja.
Biggi Wanninger: Also, ich würde jetzt nicht ein Jahr lang auf Reisen gehen. Also spontan nicht, ein Jahr lang sowieso nicht. Vielleicht, nein. Also, ich, nein. Alles gut.
Heike Drexel: Das ist doch super. Die beste Antwort ever.
Biggi Wanninger: Ich bin da echt am stottern, aber ich habe diese fünf Millionen Euro Erfüllung, irgendein Wunsch damit, habe ich nicht.
Heike Drexel: Das ist doch ein sehr, sehr schönes Schlusswort.
Biggi Wanninger: Eigentlich Ja.
Heike Drexel: Ja, oder?
Biggi Wanninger: Ja, man könnte den Eindruck haben, dass ich zufrieden bin.
Heike Drexel: Ja, wunderbar. Das ist sehr, sehr schön. Ich bedanke mich ganz, ganz herzlich.
Biggi Wanninger: Ich danke auch sehr für das Gespräch.
Heike Drexel: War mir ein Vergnügen. Ja, vielen Dank.
Biggi Wanninger: Danke auch.
Heike Drexel: Es hat viel Spaß gemacht und viele so, Insights, wie man so schön heutzutage sagt.
Biggi Wanninger: Ich hoffe, dass sie nicht zu viel waren.
Heike Drexel: Nein, danke schön.
Biggi Wanninger: Gerne.
ABSPANN
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