EINFÜHRUNG UND VORSTELLUNG
Heike Drexel: Hallo und herzlich willkommen im Podcast “Unternehmen im Gespräch”, dem Interview Podcast mit Unternehmer*innen aus dem Rheinland. Mein Name ist Heike Drexel und ich bin heute zu Gast, ganz im Norden des Rheinlands, und zwar in der Stadt Rheinberg. Ich freue mich sehr, Christiane Underberg begrüßen zu können. Hallo Frau Underberg.
Christiane Underberg: Ich grüße Sie, Frau Drexel.
Heike Drexel: Ja, ich möchte Ihnen erstmal beziehungsweise Ihrer Firma noch nachträglich zum Geburtstag gratulieren, denn ich hatte gelesen, wir nehmen ja dieses Gespräch Ende Juni auf und die Firma ist ja am 17.06. vor 177 Jahren mit dem Namen Underberg Albrecht von ihren Vorfahren gegründet worden.
Christiane Underberg: Ja, das ist richtig und das macht immer wieder Freude. An dem Tag machen wir eigentlich immer einen Innovationstag daraus und dann sind alle gefordert, neue Ideen einzubringen.
FIRMENNAME, GESCHICHTE UND ZUKUNFT
Heike Drexel: Das hört sich schon etwas sehr spannend, da möchte ich gleich noch mal darauf eingehen. Ich wollte Sie jetzt erstmal noch fragen, und zwar, weil die deutsche Firma heute ist ja eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Semper idem Underberg AG. Das ist schon ungewöhnlich, einen lateinischen Ausdruck in den Firmennamen aufzunehmen. Was bedeutet denn der Name?
Christiane Underberg: Der stammt schon, der Name Semper idem stammt schon von dem Gründer Hubert Underberg. Hubert Underberg hatte in seiner Lebensgeschichte auch ein Erlebnis, was ihn prägte, dass er ein Produkt kennengelernt hatte in Rotterdam, also in Holland, in seiner Zeit als junger Mann. Und er stellte fest, dass dort ein Getränk, ein Elixier, wie man damals so schön sagte, mit Kräutern sehr gut gefallen hat. Aber das mixt jeder Wirt selbst und das gefiel ihm gar nicht. Und er wollte ein Produkt kreieren und hat es ja dann auch gemacht, was immer den gleichen hohen Anspruch an die Qualität hat. Und das war eben Semper idem und das haben wir modifiziert jetzt in den letzten Jahren zum 175-jährigen Jubiläum in Semper idem, immer die gleich hohe Qualität in Bezug auf den wissenschaftlichen Anspruch, aber auch dadurch der Anspruch Semper optimum. Also wirklich immer das, was man eben an Kenntnis hat, auch wirklich in das Produkt einzubringen.
Heike Drexel: Wow, Super.
Christiane Underberg: Ja, immer nach vorne.
Heike Drexel: Ja, immer nach vorne. Ja, Gerade, wenn Sie sagen, Sie haben da unheimlich viel, jetzt auch noch mal an Innovation gearbeitet an den Geburtstagen. Kam da schon irgendwas raus?
Christiane Underberg: Ja, wir haben ja auch eine neue Marketingstrategie. Und wenn jetzt die Verbraucher oder die Genießer von Underberg, würde ich ja viel lieber, denn ich mag das Wort Verbraucher überhaupt nicht, weil Verbrauch hört sich negativ an und da wollen wir ja von wegkommen. Also, wenn also unsere Underberg Fans das Produkt genießen, dann werden sie sehen, dass unser Werbeauftritt ein fröhlicher, bunter The Magic World, sagen wir mal, darstellt. Und das soll ja auch etwas mit dem Produkt zu tun haben. Und da haben wir eben die Vorstellung, dass wir eben doch einen Moment der Entspannung gerne geben möchten in der heutigen Zeit.
Heike Drexel: Ja, und ich glaube, dieses Thema haben Sie ja schon so erfolgreich umgesetzt, dass Sie ja sehr, sehr viele Fans haben, in ganz vielen Ländern dieser Welt. Unser Kontakt ist ja entstanden über einen Zufall, als ich auf dem Weg zur OMR war, wo Sie ja auch zum Ersten Mal vertreten sind, dieses Jahr im Mai. Und da habe ich gehört, von der Frau Steamer, dass sie ganz viele Fans in Skandinavien haben, dass es da richtige Hardcore Gruppen, also Fangruppen auf Facebook gibt, die das so feiern, das wusste ich gar nicht. Das finde ich total faszinierend.
Christiane Underberg: Ja, es ist wunderschön zu sehen, in welchen Situationen, die auch uns Fotos schicken, wo sie was weiß ich, auf irgendeinem herausragenden Felsen stehen und sich einen Underberg gönnen. Oder auch eben auf ihren Festivals ist das so. Und ich muss auch sagen, es ist wirklich so, dass sie sich extrem mit dem Produkt identifizieren. Ob das nun nur bei den Nordlichtern ist, das weiß ich nicht, denn wir haben auch große Erfolge in Afrika. Also ich habe mich manchmal gefragt, ob das Klima eine Rolle spielt bei dem einen so rum und bei dem anderen so rum. Das wissen wir noch nicht genau.
DAS GEHEIME REZEPT
Heike Drexel: Das ist ja spannend. Ich habe auch gelesen, dass sie ja dieses Rezept von Underberg, ist ja total geheim. Das kennen, glaube ich, nur fünf Personen, habe ich gehört.
Christiane Underberg: Das ist richtig. Ich gehöre auch zu dem Kreis der oder wie ich mich selbst manchmal nenne, Kräuterhexe. Da muss ich sagen, das ist wirklich eine wunderbare Sache, weil das Rezept ist nicht aufgeschrieben und es sind auch nur fünf Personen, sprich drei aus der Familie und zwei externe Menschen, Menschen unseres Vertrauens, in diesem Fall Priester, die das Rezept wissen und auch mit uns daran arbeiten. Da sind wir voll Handwerker.
Heike Drexel: Und wer legt denn fest, weil Ihre Familie ist ja doch relativ groß schon mittlerweile, wer legt denn dann fest, wer das Rezept dann immer weitergibt? Gibt es da eine Reihenfolge?
Christiane Underberg: Ja, mein Mann der Gesellschafter, der persönlich haftender Gesellschafter ist, legt er das natürlich fest, aber so war das auch in den vorherigen Generationen. Das blieb also immer bei denen, die aktiv in der Familie als Gesellschafter sind oder auch aktiv dort arbeiten.
Heike Drexel: Und das wird dann, ich sage jetzt mal, wenn er stirbt, weitergegeben, in einem Testament veröffentlicht, oder?
Christiane Underberg: Nein, nein, nein, nein, nein. Das ist top Secret, das ist wirklich Top Secret. Das wird auch nur mündlich weitergegeben, nur mündlich.
Heike Drexel: Okay, ist ja echt spannend. Ist ja wie bei Coca Cola, glaube ich, auch.
Christiane Underberg: Nein, die haben das auch aufgeschrieben. Bei uns ist es auch nicht aufgeschrieben.
Heike Drexel: Okay. Oh Gott, was für eine Verantwortung.
Christiane Underberg: Ja, kann auch nicht jeder mit umgehen. Nein, aber bis jetzt geht das wunderbar.
Heike Drexel: Ja, Es heißt ja, dass der Kräuterlikör aus 44, nein aus Kräutern, die aus 43 Ländern kommen. So rum hatte ich es recherchiert.
Christiane Underberg: Sehr gut recherchiert, es sind die Länder, nicht die Menge der Kräuter. Die Kräuter, die verraten wir eben auch nicht.
Heike Drexel: Ah ja, also ich glaube, ich muss hier noch ein bisschen länger bleiben.
Christiane Underberg: Wir sind ein bisschen speziell, aber das ist das Schöne bei Familienunternehmen, wir haben was eigenes.
MARKETINGSONG
Heike Drexel: Das macht es so spannend. Jetzt kennt ja jeder, der Underberg kennt, kennt ja diesen Jingle. Kommen doch mal auf den Underberg. Ich kann jetzt leider nicht gut singen, deswegen bin ich da ganz leise.
Christiane Underberg: Aber den gibt es auch in allen Variationen. Das ist der kleine Boogie Song und der ist auch für unser Haus also wirklich geschützt. Und den haben wir wirklich über die ganze Zeit, die ich auch im Unternehmen bin und das ist ja seit 81, eine ganze Weile, in allen möglichen Varianten und mit auch unterschiedlichen Texten zum Teil entzückende Eingaben. Aber ich erlebe immer wieder, egal wo ich bin, dass jeder genau wie Sie und wenn das nur summen kann.
Heike Drexel: Unglaublich.
Christiane Underberg: Also, es ist egal ob im Schwimmbad oder auf Bergeshöhe, es ist bekannt.
Heike Drexel: Ja, ich habe ihn auch zur Vorbereitung, habe ich mir einige Podcasts angehört und da war einer mit Atze Schröder, der heißt auch “Zehn Schnäpse” und der hat ihn auch gesungen.
Christiane Underberg: Ja doch, das geht querbeet. In Österreich gibt es auch so netten Sänger, der macht das auch so schön: Underberg, du bist das reinste Wunderwerke und so. Also ganz, ganz reizend. Ja, es ist so-.
Heike Drexel: Wie oft haben Sie ihn dann schon gesungen?
Christiane Underberg: Och, das kommt drauf an, auf Veranstaltungen singen wir das natürlich auch. Das kann ich nicht zählen, also, das ist nach Stimmung und Gelegenheit.
GESCHICHTE VON FRAU UNDERBERG
Heike Drexel: Das ist schön. Ich möchte aber, gerade, weil ich jetzt gefragt habe, wie oft Sie das schon gehört haben, das darf man ja auch verraten, Sie sind 83 Jahre alt. Haben das Unternehmen ja auch jahrelang als Geschäftsführerin geführt, sind jetzt im Aufsichtsrat. Ich würde schon gerne auch noch mal ein bisschen Ihre persönliche Geschichte kennenlernen, weil Sie sind ja wohl geflüchtet, das steht ja in Wikipedia, aus Frankfurt an der Oder.
Christiane Underberg: Zu Fuß mit roter Nase, bei tiefsten Temperaturen, ja.
Heike Drexel: Wann war das?
Christiane Underberg: Ja, im Februar 45.
Heike Drexel: Okay.
Christiane Underberg: Und wirklich mit dem Track. Also, ich brauche diese Filme nicht ansehen, das habe ich alles selbst erlebt. Also da mit meiner Mutter und Großmutter und meinem Bruder, denn mein Vater war an der Westfront, der war ja Arzt und der war an der Westfront. Also eigentlich so das klassische Schicksal, nur mit den Sachen, die wir tragen konnten oder auch in den Straßengraben geworfen haben, weil wir sie nicht mehr tragen konnten.
Heike Drexel: Und dann sind sie da in Dortmund gelandet.
Christiane Underberg: Dann sind wir in Dortmund gelandet, der Heimatstadt meiner Mutter. Also meine Mutter ist Dortmunderin und da habe ich eben auch dann die meiste Zeit gelebt, in meiner Jugend. Und auch meine Ausbildung später gemacht, ich war dann ja ein Jahr im Ausland, aber da habe ich auch meine Ausbildung zur Sozialarbeiterin gemacht.
Heike Drexel: Und ich habe eben gesehen, Sie haben ja Ihren Mann recht früh, glaube ich, dann kennengelernt. Da waren Sie dann noch.
Christiane Underberg: Ich war 19.
Heike Drexel: Also Sie haben 62 geheiratet. Genau, da waren Sie 23, also da waren Sie 19, als Sie ihn kennengelernt.
Christiane Underberg: Ja, ja.
Heike Drexel: Haben Sie ihn zufällig beim Jagdschein machen kennen gelernt?
Christiane Underberg: Nein, nein, den habe ich zufällig auf einem Silvesterfest auf der anderen Rheinseite kennengelernt. Und unsere Eltern kannten sich, aber ich kannte meinen Mann nicht. Aber er war beeindruckend in jeder Form, weil er so interessiert war. Und das ist er Gott sei Dank in jeder Beziehung immer gewesen. Aber wie gesagt, die Eltern, unsere Eltern kannten sich, wenn auch eher-, aber doch als Familie auch schon in der zweiten Generation. Aber ihn kannte ich persönlich nicht. Ich sagte zu meinen Schwiegereltern: Onkel und Tante. Ja, ja, wie war das früher als Kind so machte oder als junger Mensch, Teenager.
Heike Drexel: Also, bevor Sie dann praktisch Ihre Schwiegereltern geworden sind?
Christiane Underberg: Genau.
Heike Drexel: Ah ja, okay.
Christiane Underberg: Ja, es ist ein bisschen um die Ecke.
Heike Drexel: Aber Sie haben jetzt nicht zum Beispiel Sie dann gesagt, später oder so was?
Christiane Underberg: Nein.
Heike Drexel: Das gab es ja auch zu der Zeit.
Christiane Underberg: Nein, wir sind ja nicht in Ungarn. Ich hatte lange Jahre eine ungarische Baronin als Freundin, die siezte ihren Ehemann noch.
Heike Drexel: Ja, das hat man immer von dem französischen-.
Christiane Underberg: Vom Adel also.
Heike Drexel: Genau.
Christiane Underberg: Nein, das sind wir nicht. Wir sind schön bodenständig.
DIE NATUR UND DIE JAGD ALS INSPIRATION
Heike Drexel: Sehr schön. Und ich wollte noch mal auf das Thema mit dem Jagen eingehen, weil ich hatte nämlich tatsächlich auch einen Podcast mir angehört, von der WirtschaftsWoche. Und zwar, das Interview mit dem Herrn Stoffmehl von Vorwerk, der ist ja in ihrem Aufsichtsrat. Und der hat erzählt, dass Sie mal gesagt haben: Beim Jagen lerne man die Menschen genau kennen. Wie haben Sie das denn gemeint?
Christiane Underberg: Ja, da muss ich sagen also eben, mein Mann und ich haben beide eigentlich die Leidenschaft für die Natur. Er ist mehr der Waldmensch und ich mehr der Gartenmensch, aber das hat sich natürlich ergänzt und wir haben schon sehr früh gemeinsam eine Jagt in Österreich, ich habe ja auch einen österreichischen Pass durch die anderen Ahnen, haben wir gepachtet. Und haben sehr früh wissenschaftlich gearbeitet, weil wir gesagt haben: So geht die Jagd nicht weiter. Und da hat sich dann auch sehr schnell, wir waren dann auch wirklich unzufrieden, wie die Zustände in der Natur waren, wie die Waldweide zum Beispiel in Österreich den Wald kaputt machte, also keine Natur Verjüngung hochkam. Und das hat dazu geführt, dass ich natürlich auch Menschen als Sozialarbeiterin beobachtet habe. Wie geht der Mensch mit der Natur um? Also da stammt auch meine ganz frühe, also das war in den 66er Jahren, Beziehung dazu, dass ich gesagt habe: Da gibt es Tiroler, die machen das super von dem Bauern und andere, die gehen da einfach drüber und gnadenlos. So, und dann fangen sie ja an zu reflektieren und sagen: So geht es nicht weiter. Und dann haben wir die Kontakte aufgenommen, in Paris im übrigen damals, vom Internationalen Jagd Rat, bei dem ich später dann die Ethikregeln gemacht habe, und haben dann gesagt, wir brauchen einen wissenschaftlichen Leiter. Und das war ein Tscheche, der emigrieren musste, das war ja damals politisch dann so. Der aber Populationsforscher war, und da lernen sie dann wieder, also das war dann Verhaltensforschung, was mir natürlich sehr lag, und ich war immer das Bindeglied zwischen Forschung und unseren Mitarbeitern. Und dann kommt man natürlich mit den Universitäten immer tiefer in diese Themen und beobachtet die Menschen immer mehr. Und das war bei Herrn Stoffmehl dann auch für mich hochinteressant, dass ich geguckt habe, wie er sich verhält, den Hundeführern gegenüber, den Treibern gegenüber, den Gästen gegenüber und was da sonst eben mitgeholfen hat. Und da lernen Sie Menschen kennen, wenn Sie, das bin ich ja gewohnt, Menschen gerne beobachten in ihrem Verhalten. Denn gerade das Indirekte sagt ja oft viel mehr wie das Direkte. Und insofern hat er vollkommen recht, dass das eine große Hilfe war mit diesem Background, also Menschen. Und das ist auch nach wie vor eine Freude von mir.
Heike Drexel: Das, was Sie dann sagen, passt im Grunde eigentlich schon auch als Antwort auf die Frage, die ich hier auch aufgeschrieben habe. Was lernt man denn vom Jagen für das Management?
Christiane Underberg: Oh ja, denn ich sage mal, das war ja immer Projektarbeit, denn wir konnten ja immer nur finanzieren, die einzelnen Projekte mit Schwerpunkten, die wir wissenschaftlich mit einem sogenannten Lenkungsausschuss, der war also nicht für Finanz und gab es da noch einen Bewilligungsausschuss, auch schon das war Management, wenn Sie so wollen. Die Finanzen liefen separat von dem praktischen Teil und in dem praktischen Teil war unser Jagd, später Wildmeister dabei, der wirklich wie wissenschaftliche Mitarbeiter, und da sehen Sie ja dann auch wieder, der eine, der kann es und der packt es und der andere ist nicht teamfähig. Was mir extrem wichtig ist. Ich glaube, in der Zukunft generell wird das eine der Kernkompetenzen sein müssen, dass jemand teamfähig ist. mit eisernem Elfenbeinturm, das geht nicht mehr. Also wir können nicht unser Wissen horten und dann im Kämmerlein für uns dann weiterentwickeln und dann denken: Vielleicht kriege ich mal einen Nobelpreis. Also, ich glaube, diese Zeiten sind vorbei. Und das war eben sehr schön, weil man das so beiläufig dann schon lernte. Und vor allen Dingen, was ich als Wesentliches von diesen ganzen Zeiten, das waren ja 40 Jahre praktisch, gelernt habe, dass alles ein System ist. Und das ist der nächste Punkt, den ich eigentlich gerne loswerden möchte. Ich glaube, dass wir in der Bildung generell früher anfangen müssen, Menschen zu erklären, was ein System ist, und zwar dieses systemische Denken oder kybernetische Denken. Das ist ja: Eins soll mit dem anderen, soll man sehen, dass es voneinander abhängig ist. Und das ist wirklich eine Kernaussage, die gerade in der Nachhaltigkeit heute nach vorne unabdingbar ist, dass die Menschen die Übersicht haben, dass das so ist. Dass wenn sie einen Teil, einen wesentlichen Teil in dem Ganzen darstellen, ist es aber doch so, dass die anderen oft genauso wichtig sind. Und das schränkt so ein bisschen das Ego von manchen Menschen ein.
Heike Drexel: Ja, und heutzutage hat man ja wirklich das Gefühl, das Ego ist bei vielen sehr, sehr wichtig und steht immer im Vordergrund. Dadurch sind ja auch so viele neue Jobs entstanden, dieses ganze Thema um Influencer.
Christiane Underberg: Es ist oft auch Nabelschau. Sorry, wenn ich das jetzt flapsig sage. Und das ist schade, weil die Menschen ja ganz andere Qualitäten haben. Sie überschätzen da diese Äußerlichkeiten und da gilt es eben auch, von kluger Seite gegenzusteuern.
DAS UNTERNEHMEN UNDERBEG UND IHRE POSITIONEN
Heike Drexel: Ich meine, das zeichnet Sie ja als gerade familiengeführtes Unternehmen aus über so viele Generationen, dass Sie einfach einen ganz anderen Blick haben als jetzt alle anderen. Oder was unterscheidet Sie von zum Beispiel börsennotierten Unternehmen?
Christiane Underberg: Ich denke, und da tun mir die Menschen manchmal in diesen großen, anonymen Gesellschaften leid, da sind sie leichter, nicht immer, das muss nicht zwangsläufig sein, es kommt auch auf die Persönlichkeit an, aber man ist leichter eine Nummer. Und bei uns sind das doch Individuen, einzelne Persönlichkeiten. Umso mehr war es wichtig, dass wir zum Beispiel unseren Visionsprozess, den wir jetzt zum Innovationstag gerade vorgestellt haben, dass wir da eben unsere Werte wieder neu definiert haben für die Zukunft, für die agile Arbeitswelt. Und das habe ich dankenswerterweise mit meiner Tochter und einer Freundin, die Professorin ist, für Erwachsenenweiterbildung zusammentun dürfen, über einige Jahre. Wir haben in der Beziehung einen Wechsel und ein Change Management auch nötig. Und ich glaube, es ist wirklich besonders wichtig, dass die Menschen da gute Wurzeln haben.
Heike Drexel: Wie viele Mitarbeiter betreuen Sie, wenn ich jetzt das Wort Betreuung nehme?
Christiane Underberg: Betreuung, das sind keine Zöglinge mehr. Nein, nein, nein.
Heike Drexel: Was ist der richtige Begriff?
Christiane Underberg: Nein, das sind Mitarbeiter, Mitarbeiterentwicklung. Ich denke, und ich habe 40 Jahre ja auch Lehrlinge mit der linken Hand, wie ich das immer sage, in der Hauswirtschaft ausgebildet. Ich glaube, es ist eigentlich so schön für Führungskräfte zu sehen, wie kommt jemand zu mir? Und wie geht er dann womöglich eines Tages in seiner Karriere weiter und entwickelt sich? Und ich glaube, das ist eine ganz andere Funktion auf Augenhöhe wie früher, trotzdem muss man natürlich gewisse Konsequenzen haben.
Heike Drexel: Entwickeln Sie auch Frauenprogramme, Mentorinnen Programme?
Christiane Underberg: Das würde ich nicht nur auf Frauen beziehen. Ich glaube, Mentoren haben alle nötig, man selbst ja auch. Man sollte vor allen Dingen bei sich selbst anfangen, denn Weiterbildung-. Sie haben sehr nett vorhin erzählt, wie Sie zu Ihrer eigenen Weiterbildung gekommen sind, in der Corona Zeit. Und ich glaube, dass da sollte der Fokus heute erst mal so hin, dass ich sage: Wie werde ich eine authentische Persönlichkeit? Und da muss ich dann auch immer mich selbst reflektieren und sagen: Das ist gelungen und das nicht gelungen. Und da hatte ich natürlich auch die Chance durchs Ehrenamt, da können Sie keinem befehlen, da können Sie nicht sagen, wie in der Firma: Jetzt muss das aber bis da und da hin, zu dem Zeitpunkt. Dieses Führen mit Zielen, sondern im Ehrenamt, da müssen Sie die Leute motivieren, überzeugen, bei Stimmung halten. Und ich glaube, das wird jetzt auch immer mehr im täglichen so sein.
Heike Drexel: Ja, ich meine, da sind Sie ja wirklich mit Ihrem Lebenslauf, wie sagt man heutzutage so auf Neudeutsch: Ein Role Model. Weil Sie ja zu der Zeit jetzt noch, als Sie eingestiegen sind, auch in der Firma mitzuarbeiten, war es ja noch auch noch weniger üblich, dass Frauen mitgearbeitet haben.
Christiane Underberg: Nein, da bin ich aber auch meinem Mann unendlich dankbar, dass er mir so viel Freiheit gelassen hat, mich so zu entwickeln. Und mich in so vielen verschiedenen Tätigkeiten, egal ob ich in der Landwirtschaft was umgemodelt habe oder in der Jagd mitgesprochen habe, bis zum Unibeirat, auf der Uni in Wien bin ich nie als Studentin gewesen. Ich habe das immer tun dürfen und das finde ich, das spricht eben für meine Partnerschaft, dass mein Mann eben auch so großzügig war und mir den Raum gelassen hat, denn das ist ja-. Oder in Frankreich, wie ich die Firma da umgekrempelt habe, da gehören zwei zu, denn die groß Zahl an Kindern gab es und die sonstigen Interessen. Und das muss man ja irgendwie in die Balance bringen.
Heike Drexel: Weil Sie gerade das Thema Kinder ansprechen, genau, das ist ja immer eine spannende Frage bei Familienunternehmen. So wie ich vorhin ein bisschen gebohrt habe mit dem Thema Rezept. Wie ist es denn mit dem Thema Nachfolge? Gibt es da bei Ihnen, Sie haben ja, glaube ich, mindestens zwölf Enkel und Enkelin.
Christiane Underberg: Und einer wird es.
Heike Drexel: Und einer wird es, aha. Und weiß der das schon oder die, oder?
Christiane Underberg: Der weiß das auch schon.
Heike Drexel: Okay, Und wie haben Sie-. Gibt es so was wie ein Unternehmergen, dass man so im Blut hat? Oder woran merkt man so was? Es gibt ja so viele Familien, die sich so schwer tun, da jemanden zu finden.
Christiane Underberg: Ich glaube, auch da kommt vieles zusammen. Ich finde, das kann man gar nicht monokausal begründen. Ich glaube, was Sie eben von Herrn Stoffmehl sagten, ich glaube, da müssen viele Fähigkeiten eigentlich zusammenkommen. Und da muss ich auch sagen, Gott sei Dank haben auch viele andere Fähigkeiten, die auch andere Schwerpunkte nehmen. Es muss ja nicht immer BWL Schwerpunkte sein oder Kreativmomente, die können sich ja auch ganz anders darstellen. Und ich glaube, diesen Menschen tut man auch keinen Gefallen, wenn man sie ins Unternehmen bitten würde, sondern ich glaube, das ist ein Prozess.
Heike Drexel: Sie müssen es ja auch wollen.
Christiane Underberg: Absolut. Nein, ohne Wollen geht gar nichts.
Heike Drexel: Ja, und Sie müssen das dann auch-.
Christiane Underberg: Nein, nein, wie es heute so schön heißt, man sagt ja nicht mehr die Sinnfrage. Es muss der Purpose stimmen.
Heike Drexel: Ja, spannend. Ja, wir sind ja hier wirklich hier in Ihrem Anwesen. Das ist ja ein wunderschönes, denkmalgeschütztes, nehme ich auch natürlich an, Anwesen. Also es ist wirklich traumhaft schön und ich habe da so spontan natürlich so ein bisschen an ein Schloss oder an blaues Blut, an Adel gedacht. Die Frage: Haben Sie eigentlich grünes Blut?
Christiane Underberg: Also mindestens. Also uns war von zwei Seiten immer schon ein Interesse an der Natur. Also sonst hätte ich nicht Forellen mit der Hand gefangen oder so. Nun hatte ich aber auch einen Bruder, der in der Beziehung Tiere und Natur, also auch sehr ausgeprägt war. Also leider hatte ich nur diesen einen Bruder, aber wir waren eben ein super Gespanne und dann eben später mit meinem Mann ging das ja dann weiter. Nein, aber ich glaube, Underberg ist so faszinierend, dass man in diese Welt einfach auch gerne eintaucht. Und das sehe ich eben, Sie hatten ja eine Mitarbeiterin getroffen, da würde ich sagen, wir haben auch Mitarbeiter mit grünen Blut oder auch welche, die schon, wo die Familien in der zweiten oder dritten Generation bei uns sind. Also kann ich bestätigen.
Heike Drexel: Ja, ja, den Eindruck hatte ich definitiv auch, als ich sie getroffen habe. Ja, das stimmt. Ich möchte noch ein bisschen was fragen zu dem Produkt, also zu ihrem Kräuterschnaps, den es ja wirklich nur in so kleinen Flaschen gibt. Das ist ja echt ungewöhnlich, weil viele Unternehmen machen ja alles Mögliche, in Maxi, in Mini, in Midi, in weiß ich nicht, quadratisch, rund. Sie bleiben ganz konsequent bei dieser 20 Milliliter Flasche und gibt es auch keine Bestrebungen, mal das so aus dem Marketing irgendjemand kommt und sagt: Ich habe jetzt eine total klasse Idee, wir machen jetzt alles ganz anders.
Christiane Underberg: Ja, das haben wir zum Teil auch schon hinter uns, dass solche Ideen gekommen sind und wir dann aber auch das wieder, ja wieder zurückrudern. Sie haben zurückrudern lassen müssen, weil das ist wirklich wie ein Hausgesetz. Also diese Flasche hat ja mein Schwiegervater nach dem zweiten Weltkrieg erfunden und da gab es viele Gründe dafür, denn diese eine Portion, ein Glas in Originalverpackung, ist ja auch ein Versprechen für den, der es hinterher trinkt. Also gerade letztens hatten wir eine Führung, hier von Euregio, und das kann ich ruhig sagen, die Frage kam da natürlich und da habe ich gesagt: Ja, auch das Papier ist ja ein Strohpapier, also wirklich auch was Nachhaltiges. Und das Schöne ist ja auch für den und viele trinken ja aus der Flasche zu irgendwelchen Gelegenheiten, eben beim Wandern, beim Skilaufen oder nach dem Skilaufen und dann ist es ja auch hygienisch, dass sie es aufmachen können und aus der Flasche trinken. Und es ist ja auch wirklich so, Sie können den wirklich immer bei sich tragen, denn ich bin zum Beispiel, das kann ich wirklich immer nur erzählen, wetterfühlig. Ich trinke meinen Underberg, anstatt dass ich irgendwelche Chemie nehme, weil ich diese schnellen Wetterwechsel und das hat sich ja potenziert in der letzten Zeit, dann trinke ich doch lieber einen halben Underberg oder so sage: Also jetzt ist es dann einfach die Zeit. Und ich glaube, das hat sich so bewährt und die Kunden wissen es auch zu schätzen, dass wir so beweglich sind.
Heike Drexel: Ja, ich meine, es ist ja schon echt speziell, wenn man allein weiß, dass ja eben die Firma gegründet worden ist von ihren Vorfahren, da am Tag der Hochzeit. Also allein die Geschichte finde ich ja auch schon sensationell.
Christiane Underberg: Ja, die Frauen hatten immer schon was zu sagen bei Underberg und das hat sich Gott sei Dank fortgesetzt.
Heike Drexel: Ein weiterer Meilenstein, den ich gelesen habe, ist ja das Thema bei Ihnen, dieses Tops and More Programm, als Sie das 2002 gestartet haben.
Christiane Underberg: Vielen Danke, dass Sie mir die Zahl abnehmen, ich weiß nämlich schon gar nicht mehr, wann das zuerst war. War eine Idee des Hauses und vor allen Dingen mein Mann hat das sehr vehement, der ja immer für Marketing auch zuständig war, aufgegriffen und das hatte man dann schon mal früher abwürgen wollen. Und mein Mann ist dann sehr konsequent und sagt: Nein, das haben wir noch nicht ausgelotet und das läuft und läuft und läuft und läuft. Und wir haben also helle Freude, auch wirklich daran, kreativ zu sein und immer neue Incentives zu entwickeln. Und dann gibt es ja auch ein Ranking bei den Artikeln und man kann sehr schön daran ablesen, was die bevorzugten Incentives sind oder Teile. Also ob das nur der Regenschirm oder das Auto oder das Glas, da gibt es ja so viele Möglichkeiten. Je nachdem wie viel Kapseln man auch sammelt, aber das ist ein Dauerbrenner.
Heike Drexel: Das müssen wir nämlich, glaube ich, noch mal ganz kurz erklären, was das ist. Das heißt, die Leute, die die Flaschen, die Kapseln zuschicken-.
Christiane Underberg: Die Kapseln sammeln, die bitte schön auch recyceln und also Füller, Kugelschreiber zum Beispiel draus machen. Also da wird auch nichts von weggeworfen, sondern das geht wieder, wie das Glas, das wird bei uns ja alles recycelt.
Heike Drexel: Genau, ich habe nämlich tatsächlich auch bei Ebay, habe ich sogar dieses Modellautos von diesem grünen Opel Kräuterauto gefunden aus 1937, diesen Nachbau dann. Der wird für 30 Euro gehandelt, habe ich gelesen.
Christiane Underberg: Also da werden auch die Kapseln zum Beispiel wie eine Währung-. Wir sind nicht bei Bitcoin, das ist, wie eine Währung wird das gehandelt. Aber da haben wir zum Beispiel auch schon Nachahmungen aus Japan gehabt, da mussten die ihre nach billig aussehenden natürlich, sorry, aber in dem Fall mussten wir dann vernichten lassen, weil da müssen wir streng sein und sagen: Das geht nicht. Nachahmung geht nicht, sondern das muss dann auch, der Fan muss wissen, dass das dann auch das Auto aus unserem Hause ist.
KUNDENSTAMM UND KRITISCHE THEMEN
Heike Drexel: Ja, ja, ich habe sogar gehört von der Frau Steamer, dass das Büro von Prinz Albert von Monaco angerufen hat.
Christiane Underberg: Ja, das ist eine längere Geschichte, also.
Heike Drexel: Ja, wir haben Zeit.
Christiane Underberg: Nein, weil da habe ich gesagt: Wieso sollte der da, also über das Büro? Dann habe ich erst mal recherchieren lassen, ob es das Büro und die Person erst mal gab. Und da wir ja Gott sei Dank eine Vertriebsdame im Mittelmeerraum haben, habe ich die angerufen und habe gesagt: Würden Sie bitte mal nachgucken? Da sie in Monaco lebt, gibt es diesen Menschen eigentlich oder möchte da jemand, auf Deutsch gesagt, abstauben? So, das haben wir aber geklärt. Und dann habe ich eine ganze Sendung zusammengestellt und dann wurde mir natürlich am Telefon gesagt, was dahinter stand und so.
Heike Drexel: Also es war wirklich der Prinz Albert?
Christiane Underberg: Ja, ja, der hat dann auch geschrieben und uns eingeladen. Und dann habe ich eine Freundin, die eine königliche Hoheit ist und dann habe ich die gefragt: Du, sage mal, wie muss ich den anreden und in welcher Sprache muss ich den dann anreden? Weil er hat ja zwei Wurzeln. Da ich Französisch spreche, wäre das nicht das Problem gewesen, englisch auch nicht, aber ich wollte es wissen. Da hat sie gesagt: Du kannst ruhig in Deutsch schreiben, der versteht auch Deutsch. Und das habe ich dann gemacht. Und daraufhin hat er uns eingeladen und hat auch gesagt, er würde gerne mal die Firma besichtigen. Das war aber leider am Anfang der Coronazeit. Die Einladung habe ich gerade wiederholt, die steht noch offen.
Heike Drexel: Wie cool.
Christiane Underberg: Doch, doch, also der Bezug-. Nein, nein, der Bruder meines Mannes hat auch in Monaco gewohnt. Da haben wir eine ganze Menge Underberg Fans.
Heike Drexel: Ja, cool, super Story. Das ist echt interessant. Vor lauter Coolness, ich möchte trotzdem leider auch noch ein bisschen mal was Kritisches ansprechen, weil das habe ich auch gelesen. Und zwar gab es 2010, habe ich eine Meldung gelesen, dass der Schutzverband der Spirituosen Industrie vor das Oberlandesgericht gezogen ist und Ihnen vorgeworfen hat, dass Sie Underberg als Gesundheitsgetränk vermarkten, obwohl es Alkohol ist. Wie haben Sie denn das in Erinnerung?
Christiane Underberg: Das ist generell, ich sage mal, ein Schwachpunkt bei unserer EU-Gesetzgebung. Ich weiß nicht, wie weit die Zuhörer wissen, dass viele Kräuter nur mit Alkohol destilliert werden können, um die nützlichen Bestandteile zu erhalten. Da gibt es einfach Sachen, die kann man eben-. Das weiß man manchmal, was kann ich den vergleichen? Von der Ernährungslehre weiß man ja, manche Vitamine gehen mit Temperaturen kaputt und bei uns gehen eben manche Sachen kaputt oder kommen gar nicht raus aus den Pflanzen ohne Alkohol. So, es ist das Problem natürlich Alkohol. Also es wäre falsch da irgendwas drum rumzumachen und deswegen gibt es ja auch die Portionsflasche, damit man nicht zu viel sich da gönnt. Auf der anderen Seite ist es eben so, dass in der EU-Gesetzgebung das eben nicht getrennt werden kann. Natürlich hat Underberg eine auch nachgewiesene Wirkung für die Verdauung. Das ist so und das können wir auch beweisen. Nur wir dürfen es nicht ausloben und das ist der Unterschied. Wir dürfen da marketingmäßig keine, wir dürfen nicht mehr Wohlbefinden sagen, was ich nun schon sehr-. Ich fühle mich auch wohl, wenn ich Sport getrieben habe, also da brauche ich keinen Alkohol dafür. Aber dieses Wort Wohlbefinden wurde auch schon kritisiert und das finde ich verbesserungswürdig. Ich glaube, da sollte man vor dem Alkohol warnen dürfen und das haben wir von Anfang an. Ich weiß, wie ich damals die Firma in Frankreich sanierte, hatten die schon das Schwangerenzeichen und das hatten wir hier in Deutschland noch nicht. Da bin ich hingegangen und habe hier mein Haus selbst überzeugen müssen, dass man das Schwangerenzeichen doch schon jetzt auch drauf machen könnte, weil ich das für richtig halte. So, umgekehrt meine ich, auch da müsste man lernen, dass der Mensch, der sich mit Underberg beschäftigt, auch lernt zu differenzieren, dass er sagt: Okay, ich weiß, ich nehme Alkohol zu mir. Das darf ich nur im begrenztem Maße, Autofahren, Sport treiben. So, aber auf der anderen Seite bin ich aber auch so mündig als Nutzer, dass ich oder User würde ich in dem Fall fast lieber sagen, dass ich weiß, es tut mir in der Gelegenheit gut. Ich weiß zum Beispiel, wenn ich geschwommen habe und ich schwimme gerne und ich war dann unterkühlt, dann tut mir der Underberg einfach wohler, wie wenn ich nur einen Alkohol trinke. Das sind einfach Erfahrungssachen. Und wir haben ja Gott sei Dank viel Erfahrungswissen und das sollte man auch nicht unterschätzen, was uns ja auch unsere Mitmenschen dann auch mitteilen. Also ich glaube da wäre Verbesserungsbedarf auf EU-Linie, dass man da lernt, dass es mündige Bürger gibt, die auch selbst entscheiden dürfen.
Heike Drexel: Ja, wieder alles in Maßen.
Christiane Underberg: Ja, Maß und Mitte ist überhaupt ein Thema.
Heike Drexel: Maß und Mitte, genau. Ja, wäre schön, wenn es alles mehr Maß und Mitte wäre.
Christiane Underberg: Ja, da bin ich bei Ihnen, in vieler Hinsicht.
WÜNSCHE UND PERSPEKTIVEN FÜR DIE ZUKUNFT
Heike Drexel: Jetzt gehört ja zu Underberg nicht nur Underberg, sondern auch die Marke Asbach Uralt. Und sie vertreiben auch Marken, wie, ich glaube, Southern Comfort und den Likör Bowls. Gibt es eigentlich eine Marke, die Sie noch gerne in Ihrem Portfolio hätten?
Christiane Underberg: Ach, Träume haben wir immer. Der Markt ändert sich ja auch ständig. Und Sie kennen ja auch die Tendenzen, mal waren die weißen Spirituosen Mode, sage ich mal, mal waren die braunen. Und das geht auch wie früher in der Landwirtschaft, mal die Schweine, mal die Kühe und so ist das auch bei uns. Also ich glaube, da muss man einfach immer kurz wirklich am Markt sein und auch ein Gefühl für die Trends haben. Und von daher haben wir immer Wünsche offen, doch die gibt es.
Heike Drexel: Aber die verraten sie mir jetzt nicht?
Christiane Underberg: Nein, noch auch nicht. Das dürfen auch gerne unsere professionellen und hochgeschätzten Geschäftsführer im Marketing und sonstigen Bereichen. Und da sind auch alle Ideen herzlich willkommen.
Heike Drexel: Haben Sie denn eigentlich auch so Studien, was den Genuss von Underberg angeht? Trinken das eigentlich mehr Männer oder mehr Frauen oder mehr jung und mehr alt?
Christiane Underberg: Doch, doch, die Marktzahlen sind alle vorhanden und da ist auch meine Tochter sehr stark drin. Also doch, doch, das gibt es im Haus, das ist für uns Handwerkszeug. Es sind schon etwas mehr Männer, aber doch erstaunlich viele Frauen auch.
Heike Drexel: Okay und deswegen waren Sie ja wie gesagt, auch auf der OMR, denke ich mal. Um das Thema noch ein bisschen Verjüngung der Marke voranzutreiben, nehme ich an, weil auf dem OMR-Festival sind 70.000 Menschen und ich würde jetzt mal sagen, da waren gefühlt 69.990 doch jüngere Menschen.
Christiane Underberg: Zumindest als ich.
Heike Drexel: Und ich auch.
Christiane Underberg: Ich war der Oldie.
Heike Drexel: Ich kam mir auch schon so vor. Ich habe schon gesagt: Wo sind denn die ganzen Menschen in meinem Alter, die auch im Marketing arbeiten? Also irgendwie habe ich die nicht gesehen.
Christiane Underberg: Ja, aber ich denke, da wird Herr Westermeier dann auch dran arbeiten. Nein, aber ich denke, auch in der Beziehung muss man ja, eben weil die gesamten, Sie nannten ja eben Zahlen, so viele Besucher da sind, das ist eine andere Welt. Und die guckt ja auf alles aus einer anderen Perspektive. Und dieser Perspektivenwechsel, die muss das Haus ja mitbekommen. Und da müssen auch unsere Mitarbeiter sehen, welche Brille muss ich mir jetzt aufsetzen, um diese Welt zu erfassen und zu integrieren? Und das sind ja neue Prozesse, die wir damit auch anstoßen wollen.
Heike Drexel: Sehr schön. Ich komme so langsam zum Ende und hätte noch zwei Fragen. Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, heute so als der heutigen Weisheit?
Christiane Underberg: Ja, Also Sie waren bei meiner Enkelgeneration, denn die sind ja zwischen 30 und 18, mehr oder weniger. 13 und 17, glaube ich, genau. Na jedenfalls, also, ich glaube, es wird sehr wichtig sein, dass Sie an sich selbst arbeiten, um diese Selbstreflexion im Zeichen der Reifung auch immer wieder neu zu sagen: Was ist mein Platz in dieser Welt? Und auch: Wie gehe ich mit den neuen Medien um? Wie gehe ich mit der neuen Zeit-Fragen um? Wie gehe ich mit der neuen Politik? Es passiert ja sehr viel. Und wie weit bin ich bereit, für die Werte, die ich erkannt habe, einzustehen und auch zu kämpfen? Ich glaube, es gehört auch eine Menge Mut dazu, Nein zu sagen, denn ich glaube, die Verführung ist heute mehr, wie dass man schon ein bisschen mehr vorgelebt kriegt, was für einen selbst maßgeblich sein kann. Und ich glaube, da ist ein gewisser Wertekatalog, der auch ein gewisser Kompass ist, nämlich auch eine gewisse Hierarchie hat, absolut notwendig.
Heike Drexel: Mir fällt jetzt noch eine Frage spontan ein: Gibt es eine Frage, die ich Ihnen nicht gestellt habe, die Sie mir gerne beantworten würden?
Christiane Underberg: Ja vielleicht, was ich der zukünftigen Generation wünschen würde.
Heike Drexel: Ja.
Christiane Underberg: Ich glaube, ich würde ihr wünschen, dass sie wirklich mehr in die Natur gehen und von der Natur lernen. Die Natur war für mich der größte Lehrmeister und bei mir natürlich auch der Glaube. Denn da merkt man auch, wie klein der Mensch ist und dass der Mensch eigentlich nur ein Teil von dem Ganzen ist. Und ich habe die Gabe mitbekommen, ich sehe das als Geschenk, dass ich mich an dem so sehr freuen kann. Und ich glaube, die Freude sollte bei allem einen ganz großer Anteil haben, damit man eben über die dunklen Zeiten auch gut wegkommt, die Belastbarkeit sich erhöht.
Heike Drexel: Die Resilienz.
Christiane Underberg: Die Resilienz, Sie sagen das Wort, aber die Belastbarkeit, finde ich, sagt es viel mehr, denn eine Last ist es. Resilienz schiebt das so ein bisschen in den anderen Raum.
ABSCHLUSSFRAGE
Heike Drexel: Würden Sie sich denn freuen, das ist meine Abschlussfrage, die ich meinen Gästen immer stelle, wenn sie 5 Millionen Euro im Lotto gewinnen würden. Vorausgesetzt natürlich, Sie würden spielen, aber angenommen, Sie spielen und Sie gewinnen. Und was würden Sie damit machen?
Christiane Underberg: Ich würde Sie garantiert in solche Projekte reinsetzen. Also so wie ich gerade eben-. Ich sehe, dass die Landwirtschaft wirklich zum Teil fehlgesteuert worden ist in den vergangenen Jahrzehnten. Und würde eben solche Projekte unterstützen, wo dieses Denken und dieses, was ich eben sagte, sich verwirklichen kann. Das kann im Wissenschaftlichen sein, das kann vor allen Dingen im Realen. Ich glaube, der Realitätsbezug sollte extrem unterstützt werden, gerade weil wir die virtuelle Welt immer mehr haben. Und da muss man mal erst die reale kennenlernen, damit man mit der virtuellen was anfangen kann. Die Priorität sollte-.
Heike Drexel: So nach dem Motto zu wissen was ist eine Buche und eine Eiche?
Christiane Underberg: Genau.
Heike Drexel: Sehr schön, das ist ein wunderbares Schlusswort.
Christiane Underberg: Danke.
Heike Drexel: Ich Danke ganz herzlich für dieses Gespräch.
Christiane Underberg: Danke auch Ihnen für Ihre fairen Fragen.
Heike Drexel: Gerne. Und tschüss.
Christiane Underberg: Tschüss.
ABSPANN
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