Adrian Ballosch, der Modelscout und Gründer der Pola App im Podcast Unternehmen im Gespräch 2.0.mp3
VORWORT
Menschen verbinden was Positives mit dir, weil du bereit bist, quasi deinen Weg zu teilen und ehrlich zu sein und offen zu sein und authentisch zu sein. Ich bin sehr nachdenklich, würde ich jetzt mal sagen, so in meinen Postings und sehr transparent. Und viele finden das gut, ich meine, viele finden das auch schlecht, könnte ich mir vorstellen. Aber durch diese ganz klare Positionierung triffst du dann auch einfacher die Menschen, mit denen du dann auch zusammenarbeiten willst.
INTERVIEWTHEMEN
Mit welchen Menschen der Modelscout, Adrien Ballosch, gerne zusammenarbeitet, das wird er uns gleich im Interview erzählen. Wir sprechen außerdem darüber, was ihn inspiriert hat, die App Pola für Models und Creators zu entwickeln. Du erfährst, welche Strategie dir helfen kann, erfolgreich ein Unternehmen zu starten und warum du im Grunde zwei Unternehmen gleichzeitig aufbauen solltest. Und willst du wissen, wie Frau Supermodel wird? Das und noch vieles mehr verrät die Adrian nun in dieser Podcast Episode.
AUSBILDUNG UND WERDEGANG
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts: Unternehmen im Gespräch mit Unternehmern und Unternehmerinnen aus dem Rheinland. Mein heutiger Interviewpartner und Gast ist Adrian Ballosch, auch genannt der Modelscout.
Heike Drexel: Hallo Adrian.
Adrian Ballosch: Hallo, ja, vielen Dank für die Einladung, Heike.
Heike Drexel: Ja, sehr gerne. Adrian, ich habe in deinem Podcast, der heißt: Bilder in Unterwäsche. Auf den Titel kommen wir später noch mal zu sprechen. Habe ich gehört, dass du als Kind immer Germany’s Next Topmodel geguckt hast. Ist da damals schon die Basis gelegt worden, dass du eines Tages mal in der Welt der Models tätig sein wirst?
Adrian Ballosch: Also ich erzähl die Geschichte relativ oft, weil ich mich sehr gut daran erinnere, wie ich mit, ja ich müsste so 13, 14 gewesen sein, alleine bei mir im Zimmer saß und die erste Staffel geguckt habe. Damals noch mit Lena Gercke und irgendwie, ich war schon immer fasziniert und begeistert von dieser Branche. Ich weiß nicht, was es war, ich habe da noch nie drüber nachgedacht, aber irgendwie hat es mich fasziniert und da ist schon auch so der Wunsch in mir entstanden, irgendwie mal in dem Bereich vielleicht was zu machen. Natürlich reflektiert man jetzt im Nachhinein oder stellt Verbindungen her, die vielleicht damals noch nicht existent waren, weil ich dazu auch sagen muss, dass dann quasi der Weg, wie ich es dann geschafft habe, letztendlich dann in dem Bereich zu arbeiten, war dann auch ein Zufall, eigentlich im Endeffekt.
Heike Drexel: Ich habe recherchiert, du kommst aus Ludwigshafen. Hast Fotografie gelernt, hast dann auch noch Design studiert. Bist vor ungefähr elf Jahren nach Köln gekommen und wann war das dann praktisch, wo du das erste Mal so die Berührung hattest mit dem Thema Modelling?
Adrian Ballosch: Also grundsätzlich habe ich schon viel in meiner Jugend fotografiert, aber nie so bewusst. Mir war es eher immer wichtig, unsere gemeinsamen Erlebnisse der Freunde irgendwie festzuhalten und habe dann wie gesagt angefangen, Fotografie zu studieren. Also ich habe eigentlich Kommunikationsdesign studiert und da fokussiert man sich dann auf verschiedene Bereiche. Also Fotodesign ist es dann letzten Endes eigentlich.
Heike Drexel: Also Retuschieren?
Adrian Ballosch: Auch, das gehört natürlich auch dazu, aber am Ende war es kein klassisches künstlerisches Fotografiestudium, sondern du überlegst halt: Okay, wie kannst du gewisse Sachverhalte, vielleicht auch soziale, ökologische Aspekte, die herrschen, fotografisch kommunizieren? Und darüber hinaus: Wie schaffst du es auch, deine Fotografien so zu präsentieren oder darzustellen, dass sie für andere wahrnehmbar sind, sei es jetzt in einem Buch oder bei einer Ausstellung? Alles kommuniziert ja irgendwie in dem Moment und da bin ich halt eben so ein bisschen oder da habe ich so ein bisschen eine vielfältigere Ausbildung genossen. Dass ich halt eben auch weiß: Okay, wie gestaltet man jetzt ein Buch mit Text et cetera. Und ich war aber generell ein sehr umtriebiger Student und habe so alles ausprobiert, von Produktdesign bis Illustration bis Grafikdesign. Also ich habe wirklich sehr, sehr viel gemacht. Ja, aber das war so, diese Neugier war so, denke ich, so der Grundstein dann auch für die Berührungspunkte mit der Modelindustrie. Ich habe im Endeffekt durch meine damalige Freundin einen jungen Agenturgründer kennengelernt, der damals frisch gegründet gehabt, eine Agentur für sogenannte People Models, also eher kommerzielle Gesichter.
Heike Drexel: Entschuldigung, wenn ich da mal einhake, was heißt das eigentlich konkret? Ich habe diese Begriffe jetzt schon öfters gehört Fashion Models, People Models, Commercial. Was bedeutet das eigentlich? Wo ist da der Unterschied?
Adrian Ballosch: Ja, also man unterscheidet halt so ein bisschen im Anwendungsbereich. Also klassische Fashion Models, so wie wir das jetzt aus dem Fernsehen auch kennen oder aus Zeitschriften, das ist eher so die Spitze des Eisberges, würde ich sagen. Es gibt halt eben für ganz viele Anwendungsgebiete unterschiedliche.
Heike Drexel: Wie Supermarktwerbung oder sowas?
Adrian Ballosch: Genau und alles, was eben in diesem kommerziellen Bereich ist, Versicherungen, Banken, Supermärkte, dafür muss es eben ganz normale Gesichter im Endeffekt geben, die vielleicht das gewisse Extra haben, TV Werbung, all so einen Kram. Und das hat eben nicht viel mit dieser Fashion-Model-Industrie zu tun oder diesen Laufstegidealen, die da so herrschen, groß, dünn, spezielles Gesicht, jung.
Heike Drexel: Mit Zahnlücke oder ohne.
Adrian Ballosch: Ja, Zahnlücke ist natürlich auch, sieht natürlich immer gut aus.
Heike Drexel: Und darüber bist du dann schon das erste Mal in Berührung gekommen jetzt mit dieser Agentur.
Adrian Ballosch: Genau, das war so, sage ich mal, wo es für mich so ein bisschen konkreter wurde. Davor war natürlich nach wie vor das Interesse da. Ich habe das weiter immer verfolgt, alle Staffeln Germanys next Topmodel dann auch weiter geguckt und so, also ich war da schon immer weiter auch mit dabei. Aber das war für mich so: Okay, wow, da ist jetzt jemand, der hat eine Modelagentur. Und wir haben uns super gut verstanden, das kam auch noch dazu. Also er war damals so Anfang 30 und ich Anfang 20 und für mich war das natürlich super aufregend. Und dann ist so ein bisschen so mein Charakter auch, würde ich sagen, rausgekommen. Er hat mir von einem Setcard Shooting zum Beispiel erzählt, was sie machen und ich soll mir das doch mal anschauen. Und dann habe ich mir halt, einfach so wie ich damals war und glaube ich, heute auch noch bin, eine Blitzanlage von einem älteren Student ausgeliehen habe, hatte das vorher noch nie gemacht. Und habe dann selber versucht, in meinem WG Zimmer, in meinem 13 Quadratmeter Zimmer, alles freigeräumt und habe dann quasi so ein Setcard Shooting imitiert und die Bilder ihm dann geschickt. Und diesen Einsatz, den fand er dann irgendwie cool, hat mich dann eingeladen zu sich, dass so ein ganz kleines Büro und inzwischen eine sehr, sehr tolle renommierte Peopleagentur, mit riesengroßen Studio hier in Köln. Wir haben auch heute noch sehr, sehr guten Kontakt und schätzen uns gegenseitig sehr. Und er hat es dann damals eben gesehen, dass ich mir da so Mühe gemacht habe und hat mir dann angeboten, dort doch mitzuarbeiten, so praktikumsmäßig. Und ja, das war so der Grundstein und dann ging es eigentlich nur noch nach vorne und ich habe eben immer mehr Aufgaben übernommen. Habe irgendwann selber so Setcard Shootings professionell gemacht, habe die ganzen Castingprozesse betreut und habe das alles aufgesogen wie ein Schwamm. Bin selber vor die Kamera.
Heike Drexel: Du warst auf beiden Seiten? Das habe ich richtig recherchiert. Genau, du bist selber auch als Model schon aufgetreten und hast aber auch als Scout gearbeitet.
Adrian Ballosch: Ja, nicht nur als Scout, auch als Fotograf, auch als Booker. Also ich habe in alle Bereiche so ein bisschen mit reingeschnuppert. Grundsätzlich war der der Onboarding, also der Scouting Teil war so das, wofür ich auch gebrannt habe. Eben neue Leute entdecken und die in die Agentur führen.
Heike Drexel: Macht man das wirklich heute noch so? Man kennt immer so die Geschichten, dass irgendwie Models entdeckt werden, in der Disco, im Club oder irgendwo im Urlaub vielleicht oder so. Aber ist es wirklich noch so, dass Leute hier rumrennen und gezielt nach New Faces, wie es ja so schön heißt, nach neuen Models suchen?
Adrian Ballosch: Ja, also das gibt es schon noch. Natürlich gibt es inzwischen auch andere Möglichkeiten Leute zu finden, über Social Media, da passiert auch relativ viel. Viele bewerben sich auch einfach. Genau, aber tatsächlich, ich habe das ja auch gemacht noch, bei TikTok, mein bekanntes Format, das gibt es auf jeden Fall noch. Aber dieser Traum oder diese Geschichte vom Model, was so auf der Straße entdeckt wird, eine ganz bekannte Story ist von Toni Garn.
Heike Drexel: Oder Claudia Schiffer, die etwas ältere Generation.
Adrian Ballosch: Ja, so Toni Garn ist dann so meine Liga. Ich weiß tatsächlich gar nicht, wie Claudia Schiffer entdeckt wurde. Das würde ich mal recherchieren.
Heike Drexel: Die wurde im Checkers, damals hieß es noch Disco, heute würde man ja Club sagen, im Checker in Düsseldorf entdeckt.
Adrian Ballosch: Cool, gucke mal, da musste ich erst bei dir in den Podcast kommen, um das zu lernen. Da kann ich vielleicht auch wieder eine gute Story draus machen. Ja, Toni Garn wurde beim WM Finale, glaube ich, beim Public Viewing in Hamburg, angesprochen. Ja, Heidi Klum wurde bei Thomas Gottschalk, glaube ich, in einer Show entdeckt, bei so einem Modelwettbewerb. Ja, aber es ist natürlich sehr ineffizient, würde ich mal sagen.
GRÜNDUNGSGESCHICHTE
Heike Drexel: Genau und jetzt kommst du ins Spiel. Ja, jetzt kommen wir zum Kern des Ganzen.
Adrian Ballosch: So sieht es aus.
Heike Drexel: Du bist ja jetzt eben auch Gründer und was genau hast du gegründet?
Adrian Ballosch: Der grundsätzliche Gedanke war eben, diesen Prozess, den wir gerade beschrieben haben, optimiert und vereinfacht in digitaler Form anzubieten. Das heißt, Leute, die halt auch entdeckt werden wollen-. Dann läufst du den ganzen Tag durch die Stadt, triffst eine Person, sprichst sie an und du findest die mega, mega toll und dann sagt die: Ja, ich will aber nicht. Und ja, deswegen habe ich Pola gegründet, eine App, wo sich quasi jede Person anmelden kann, egal wo sie auch wohnt, ja selbst im kleinsten Dörfchen. Sich sichtbar machen kann im Endeffekt und dann eben von digitalen Scouts entdeckt werden können. Und das läuft jetzt, bis jetzt.
Heike Drexel: Wann hast du damit gestartet?
Adrian Ballosch: Also ich habe mich letztens mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin getroffen, die inzwischen auch im Agenturgeschäft, also eher auf der Produzentenseite, unterwegs ist. Und die hat zu mir gesagt, dass sie extrem fasziniert davon wäre, weil ich wohl 2016 oder 2017 ihr schon zum Ersten Mal von dieser Idee erzählt hätte. Und 2018 habe ich die ersten Anläufe gestartet und habe so kleine Workshops gemacht, mit Freunden, die so ein bisschen mehr wussten, wie man aus so einer Idee irgendwie was Konkretes formt. Ich habe dann auch 2018 erste Berührungspunkte mit der Start up Szene gehabt, da ich bei einem Hackathon mitgemacht habe. Innerhalb von 24 Stunden eine Idee ausgearbeitet, auch zu einer App, mit besagten Freunden, die mich bei diesen Workshops unterstützt haben. Und da habe ich gemerkt, 24 Stunden bis zu einem App-Prototypen, einer Idee, das will ich auch.
Heike Drexel: Cool.
Adrian Ballosch: Und dann haben wir das gemacht und haben dann gemerkt: Wow, das hat ein riesen Potenzial. Und ja, es war ein bisschen schwierig, das so in meiner Selbstständigkeit unterzubringen. Das ging ja weiter, ich habe ja als Fotograf und als Model auch sehr viel gearbeitet. Dann ist der Wunsch aber irgendwie doch immer stärker geworden und dann habe ich mich 2019, Ende 2019 für ein Gründerstipendium beworben, das Gründerstipendium NRW und das habe ich dann auch bekommen. Und das Coaching dafür ging dann los mit Start des ersten Lockdowns. Genau, März 2020. Das war jetzt erst mal kein Problem, vielleicht war es auch eine gute Schule, weil ich hatte Zeit und Luft zu entdecken, was es heißt, unternehmerisch zu denken oder zu handeln. Ich hatte einen sehr, sehr tollen Coach, den Achim Heidebrecht, der auch schon mehrere Unternehmen gegründet hat. Und ja, der hat mich so ein bisschen auf die richtige Spur gebracht, würde ich sagen. Und damit nahm alles so seinen Lauf. 2021, Mitte des Jahres, habe ich dann die Pola-UG gegründet und die App, so wie sie jetzt ist, kam Anfang diesen Jahres raus.
Heike Drexel: Und wie oft ist sie schon geladen worden? Also ich habe sie mir tatsächlich vor unserem Gespräch mal runtergeladen, um mir einfach erstmal nur das Look and Feel anzuschauen. Also ich fand sie schon sehr schön gestaltet.
Adrian Ballosch: Vielen Dank. Ja, als ehemaliger Designer wäre das natürlich-. Dass ist das, was wir ganz gut hingekriegt haben. Nein, also es ist schon nicht so leicht, eine App zu entwickeln, gerade wenn man wenig finanzielle Mittel zur Verfügung hat. Aber ja, unsere App wurde tatsächlich schon über 11.000 Mal heruntergeladen, obwohl sie noch in einem sehr frühen Stadium ist. Das Ganze, da kann ich vielleicht auch ein bisschen weiter ausholen, hängt halt eben damit zusammen oder um den Bogen jetzt wieder zu spannen zu dem Model Scout, als ich eben, das war dann ja eigentlich parallel zur Gründung, letzten Jahres. Mitte letzten Jahres habe ich dann die App eben bei einer Agentur in Auftrag gegeben, damals auch schon ein erstes kleineres Angel-Investment bekommen. Und die haben zu mir gesagt: Okay, in einem halben Jahr ist die App fertig. Und dann stand ich so ein bisschen da und wusste nicht so wirklich, was ich machen soll und habe dann mit TikTok eben angefangen, um einfach schon mal so ein bisschen Communitymanagement zu machen, erste Kontakte zu sammeln. Wir hatten damals eine Landingpage, wo man einfach schon mal seine E-Mail-Adresse eingeben konnte. Und das hat dann tatsächlich doch eher sehr gut funktioniert, bei mir und ich habe relativ viele Follower aufgebaut, viele E-Mail-Adressen gesammelt. Und dann auch jetzt parallel, wo die App dann halt auch draußen war, konnte ich eben auf diesen Erfahrungen, die ich auch schon hatte, bei TikTok oder auf der Community, die ich auch schon hatte, drauf aufbauen. Ja, dadurch konnten wir eben organisch einfach schon so extrem gute Ergebnisse erzielen. Und das merke ich auch bei dem Feedback, was ich so bekomme, aktuell, weil man verbringt auch viel Zeit zu gucken: Okay, wo stehe ich eigentlich? Und das Feedback, was ich so bekomme oder wie ich das so sehe, war das ein sehr, sehr ungewöhnlicher und außergewöhnlicher Weg. Wo ich mich so den aktuellen Mitteln, die man so als Gründer eben hat, weil du hast nicht viele Möglichkeiten. Du hast kein Geld, du hast kein Netzwerk, du hast keine Erfahrung und muss es trotzdem irgendwie schaffen, ein komplett neues Produkt, was teilweise auch sehr, sehr buggy ist-. Also was am Anfang wirklich viele Wehwehchen hat-. Das ist einfach bei einer App so, die ist am Anfang eher schlecht.
Heike Drexel: Das ist ja wie, stelle dir vor, SAP-Einführung in einem Unternehmen. Was meinst du, was da passiert? Da sind die Prozesse oft tagelang, wochenlang lahmgelegt, also insofern ist es ja ganz verständlich, dass da auch bei einer neuen App da noch einiges ruckelt.
Adrian Ballosch: Ja, ja, das hat es. Also ich glaube, dass es bei uns noch wirklich-. Also Top Entwicklerteam auch. Also das, was ich so mitbekommen habe, ist, dass wir da wirklich einen sehr, sehr guten MVP gebaut haben. Aber um jetzt zurückzukommen, ich habe mir eben gesagt: Okay, ich nutze die Möglichkeiten, die ich habe, gebe Gas auf TikTok. Nutze diese organische Power, die da dahintersteckt. Vor einem Jahr war es auch noch einfacher, muss man dazu sagen und nehme das Zepter selbst in die Hand. Und bin damit auf jeden Fall so ein bisschen, in Deutschland, auch das Role-Model dafür, wie man es eben schaffen kann, wenn man authentisch ist, wenn man keine Probleme hat in die Kamera zu sprechen. Okay, dann kam jetzt vielleicht auch wieder meine Erfahrung als Model dann zugute.
Heike Drexel: Bestimmt.
Adrian Ballosch: Vielleicht aber auch dann die Möglichkeit, wie stellst du den Content auch bereit? Also natürlich ist so diese Kombination, da sind wir uns jetzt eigentlich selber gerade auch nochmal sehr bewusst geworden, dass es natürlich dadurch, dass ich sowohl wusste: Okay wie bereitet man Content auf? Wie filmt man ihn? Wie schneidet man ihn? Aber auf der anderen Seite eben auch weiß: Okay, wie muss ich vor der Kamera agieren? Vielleicht hat mir das ein bisschen in die Karten gespielt und ja, jetzt stehe ich heute hier oder sitzt heute hier und werde in einen Unternehmer*innen Podcast eingeladen von dir und kann darüber erzählen.
Heike Drexel: Ja, cool. Bist du denn noch auf der Suche nach Investoren? Dann oder beziehungsweise nochmal einen Schritt zurückgefragt: Wie finanzierst du dich denn dann jetzt? Zahlen die Leute, die sich jetzt dann bei dir einloggen und ihre Sachen hochladen? Zahlen die da eine Gebühren oder eine Provision oder erst, wenn irgendwas geklappt hat mit der Vermittlung oder wie läuft das?
Adrian Ballosch: Also jedes Startup und jede Plattform hat eigentlich das gleiche Problem und das sogenannte: Henne Ei-Problem. Das heißt, du musst erst mal überlegen, wie kriegst du eigentlich viele Leute auf die Plattform, dass du eben ein Angebot hast? Und da ist die Frage: Wen holen wir zuerst drauf? Erst die New Faces oder erst die Scouts? Und eben um das Ganze, dieses Userwachstum nicht zu gefährden, weil du bist auch auf Traktion angewiesen am Anfang, als Startup. Musst natürlich gute Ergebnisse schreiben und da sind Userzahlen und Downloads, die sind am Anfang erstmal wichtiger, anstatt jetzt irgendwie ein paar schnelle Euros zu verdienen. Und deswegen haben wir uns komplett gegen eine Monetarisierung erst mal entschieden. Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, wir haben jetzt Abonnements, wo du zusätzliche Funktionen generieren kannst, über die App. Wir bieten inzwischen aber auch Services an, wo wir zum Beispiel junge Brands oder Agenturen auf der Suche nach den passenden Models oder Creator unterstützen.
Heike Drexel: Da möchte ich gerade noch mal einhaken. Ich hatte tatsächlich auch gehört in einem anderen Interview von dir, das ist wirklich 400.000 Brands gibt, im Dachraum, die nach New Faces suchen. Also, da war ich wirklich auch ganz erstaunt, das ist doch eine recht hohe Zahl. Also es gibt wirklich Potenzial noch.
Adrian Ballosch: Absolut, also da haben wir jetzt so um die 500.
Heike Drexel: Die bei euch jetzt gemeldet sind? Also von diesen 400.000 habt ihr jetzt quasi 500 auf eurer Plattform?
Adrian Ballosch: Ja, das ist schon mal ein guter Anfang.
Heike Drexel: Ja, das ist gut, guter Start.
Adrian Ballosch: Also man sagt, dass zwei von drei Postings, im besten Fall, Werbegesichter beinhalten. Und wenn man jetzt überlegt, dass im Endeffekt jede Brand dazu verdammt ist, sage ich jetzt mal, Social Media Content zu posten. Auf einem, ja sage ich mal, mindestens zwei, drei, vier, eher fünf Plattformen jetzt inzwischen und es werden ja auch immer mehr, merkt man schon, was für ein erheblicher Bedarf da vorhanden ist. Genau, aber um jetzt auch wieder zurückzukommen, wir haben jetzt weitere Investoren eben dazubekommen. Und finanzieren uns eben dadurch, weil die Umsätze erst jetzt starten, also man macht es so Schritt für Schritt. Erst mal Awareness erzeugen, Traktion generieren und sich dann um die Umsätze kümmern, um dann eben auch quasi bereit zu sein für die nächste Stufe von Investoren, die dann eben auch Umsätze sehen wollen. Die, die wir jetzt eher erreicht haben, sind strategische Partner, strategische Business Angels, die früh einsteigen wollen, die vielleicht jetzt schon auch, dadurch, dass sie näher an der Branche sind-. Also wir haben zum Beispiel eine Performance Marketing Agentur dabei, die halt einfach täglich Creator und Models für ihr Content braucht. Oder wir haben einen Filmproduzenten dabei, der da auch ganz klar Vorteile sieht. Oder wir haben einen Markus Dieckmann dabei, der einfach ein sehr erfahrener Geschäftsmann ist, der viel im E-Commerce Bereich unterwegs ist. Der einfach diese unfassbar große Relevanz kennt, dass einfach Content benötigt wird.
Heike Drexel: Wollt ihr auch mal zu der Höhle der Löwen, zu der Show? Da wärst du, mein dritter Gast jetzt, der da schon ist.
Adrian Ballosch: Jein, also vielleicht irgendwann mal. Wir haben jetzt schon zu einer Bewertung eingesammelt, wo ich bei der Höhle der Löwen wahrscheinlich ausgelacht werden würde, weil ich keine Umsätze mache. Also ich könnte mir das schon vorstellen, ich finde es ist schon ein spannendes Format. Ich bin auch schon TV affin, aber aktuell hätte ich keine Lust, mich da so auseinandernehmen zu lassen, weil am Ende ist es keine Investmentshow, sondern es ist ein Entertaining Format.
Heike Drexel: Das stimmt.
Adrian Ballosch: Da muss es natürlich auch mal ein bisschen ruppiger zugehen, sage ich mal. Klar ist es eine riesengroße Plattform und da würden die Downloads durch die Decke gehen. Aber das brauchen wir aktuell gar nicht, weil wir haben eigentlich, für den Stand, an dem wir jetzt sind, haben wir schon mehr als genug User. Wir können die gar nicht bedienen, weil wir haben-. Ich sage mal, wenn ich ein TikTok mache, was 300.000 Leute sehen, innerhalb von 24 Stunden, dann erreiche ich eigentlich genauso viele Leute wie mit dem TV. Also ich meinte so eine Ausstrahlung, da schauen drei, zwei, drei Millionen Leute zu und ich habe jetzt in den letzten Jahren irgendwie 60 Millionen Views auf TikTok.
Heike Drexel: Wow, cool.
Adrian Ballosch: So, deswegen ich finde, man ist auch nicht mehr-.
Heike Drexel: Darauf angewiesen sozusagen.
Adrian Ballosch: Ja, nicht mehr so komplett. Ich meine, hätten wir jetzt ein Produkt, was wir sofort irgendwie mehrere Stückzahlen produzieren könnten und wir verkaufen das sofort und machen dann auch direkt fetten Umsatz. Aber bei uns würde das einfach gerade bedeuten, viel zu viele Leute stürzen sich auf die App drauf und wir kommen nicht hinterher und die irgendwie zu bedienen, weil bei einem Tack oder bei einer Software, da gehst du eher so step by step. Lässt immer mehr Leute drauf und irgendwann hast du das Produkt so weit auch an deine User angepasst, dass du skalieren kannst. Und da sage ich einfach auch ganz ehrlich, dass wir da einfach noch nicht sind.
DIE ERFAHRUNGEN AUS DER GRÜNDERPHASE
Heike Drexel: Das ist jetzt auch natürlich eine Frage, die ich da habe, so nach dem Motto: Was ist jetzt so dein Learning? Aus den Gründererfahrung, die du jetzt so gemacht hast. Hast du jetzt eigentlich auch schon mal eine Krise gehabt, dass zum Beispiel zu viele Leute, auf die App eben gegangen sind und alles zusammengebrochen ist oder so?
Adrian Ballosch: Also gerade bei so einer frischen App, da ist es halt normal, dass die einem eigentlich regelmäßig um die Ohren fliegt. Dann performt ein TikTok irgendwie ganz gut oder wir schalten jetzt ADS zum Beispiel und dann gibt es viele Downloads.
Heike Drexel: Entschuldige, darf ich da nochmal einhaken? Das heißt, das macht ihr jetzt, ihr schaltet jetzt ADS?
Adrian Ballosch: Wir fangen diese Woche damit an, ja.
Heike Drexel: Okay.
Adrian Ballosch: Ja, da kann ich jetzt noch keine konkreten Ergebnisse hier teilen, aber da sind wir auch sehr zuversichtlich, weil wir da einfach mit einer sehr guten Agentur zusammenarbeiten.
Heike Drexel: Du hattest auch mal noch gesagt: Wenn man Gründer ist, dann muss man im Grunde genommen zwei Unternehmen gründen. Das fand ich einen sehr interessanten Satz. Kannst du den uns noch mal ein bisschen erläutern?
Adrian Ballosch: Ja, folgender Hintergrund, also ich bin eben selber auch, da haben wir uns ja auch kennengelernt, selber sehr aktiv, eben auf LinkedIn, auf TikTok, weil ich mir eben von Anfang an darüber bewusst war, Teil der Creator Economy zu sein. Und es gibt zwei Möglichkeiten, entweder du bist quasi Creator und gründest dann dein eigenes Unternehmen und nutzt quasi deine eigene Reichweite, die du aufgebaut hast, um dein Produkt zu vermarkten oder deine Dienstleistung oder what ever. Oder du gründest ein Unternehmen und wirst dann Creator und baust dir dann deine Reichweite auf und das ist ja im Endeffekt das, was ich gemacht habe. Und um jetzt zu den Learnings zu kommen, mir ist halt bewusst geworden, dass das im Endeffekt mein größter Hebel war und dass alleine diese Personalbrand, die ich quasi Tag für Tag auf mehreren Plattformen bedienen muss, dass ist eigentlich schon so ein großer Apparat, dass es schon fast ein eigenes Unternehmen ist. Also in meiner Welt sozusagen, weil ich nehme das eben sehr, sehr ernst. Wir gestalten die Strukturen aktuell so, als CEO hattest du früher, glaube ich, ganz andere Aufgaben und heutzutage ist meine Interpretation von einem modernen CEO ist eigentlich eher, die Founder Brand zu sein. Also eher der Creator zu sein, in Podcasts reinzugehen, Videos zu drehen, auf Events zu gehen, Speaker zu.
Heike Drexel: Also der Außenminister oder die Außenministerin, so in der Richtung oder das Gesicht. Wobei es gibt, ja schon einige Unternehmen, auch aus der klassischen Unternehmenswelt, die das ja auch immer schon genutzt haben. So diese Unternehmen wie Hip zum Beispiel, wo der Gründer, also der Inhaber, immer mit seinem Gesicht auch in der Öffentlichkeit präsent ist.
Adrian Ballosch: Voll, das ist es, denke ich schon. Du hast halt inzwischen andere Möglichkeiten, du musst es halt selber bespielen. Ich kenne jetzt die Story von Hip nicht, aber die haben halt relativ schnell wahrscheinlich auch Kohle gehabt, sage ich mal so. Ich habe aber die Möglichkeit, selber Beiträge zu schreiben bei LinkedIn, Fotos von mir zu machen, Videos von mir zu machen. Also ich habe das quasi selber in der Hand, ich bin der Creator sozusagen. Ich kreiere diesen Content und das ist eine sehr, sehr wichtige und zeitintensive Aufgabe. Und fühlt sich für mich eigentlich eher an, also auch mit dem Team, was ich dann habe, bei uns, wie als wären wir so eine kleine Content Creation Agency. Und da hast du dann das zweite Unternehmen und das ist für mich eigentlich inzwischen obvious. Und ich merke ja, dass dadurch, dass ich das gemacht habe, ich habe das ja auch nicht bewusst gemacht, sondern weil ich da irgendwie Bock draufhatte und jetzt feiern es alle, dass mir das einen extremen Vorteil verschafft hat. Und ich glaube, es geht auch anders, aber in den nächsten Jahren wird mein Weg, glaube ich, der gängige sein, ohne den es auch nicht funktionieren wird.
Heike Drexel: Also er hat auf jeden Fall bei uns beiden ja funktioniert, weil dadurch bin ich ja auch auf dich aufmerksam geworden, über die LinkedIn Beiträge.
Adrian Ballosch: Ja, also eigentlich alles basiert darauf. Auf meinen TikTok Ergebnissen, meine Downloads, mein Kundenfeedback, bei LinkedIn, mein Kontakt zu Investoren, zu Podcast Einladungen. Das ist auch immer wieder eine neue Geschichte, die du erzählen kannst. Menschen verbinden etwas Positives mit dir, weil du bereit bist, quasi deinen Weg zu teilen und ehrlich zu sein und offen zu sein und authentisch zu sein. Ich erzähle den Leuten, ich weiß nicht, ob du die Beiträge auch-. Du hast gesagt, du hast ein paar gelesen, aber ich bin sehr nachdenklich, würde ich jetzt mal sagen, so in meinen Postings und sehr transparent. Und viele finden das gut, ich meine, viele finden das auch schlecht, könnte ich mir vorstellen. Aber durch diese ganz klare Positionierung triffst du dann auch einfacher die Menschen, mit denen du dann auch zusammenarbeiten willst.
Heike Drexel: Es reagieren nur die drauf, genau die sich davon angesprochen fühlen.
Adrian Ballosch: Genau und ja, bei mir hat das, denke ich, ganz gut funktioniert und ich habe da weiterhin Bock drauf. Und werde das auch weiterhin als Tool nutzen, um uns unternehmerisch voranzutreiben. Und ich sage mal, also ich gehe mal nicht aktuell davon aus, dass das Pola scheitern wird, aber man weiß nie was passiert. Die Krise oder ich finden das Wort immer so ein bisschen schwierig, ich habe da auch LinkedIn Post drüber gemacht, dass ich jetzt so ein bisschen diese Panikmache auch ein bisschen schwierig finde, dass es kein Geld mehr gibt und trallala. Aber das ist natürlich trotzdem real und man weiß nicht, welchen Impact hat es jetzt auf das eigene Unternehmen. Und wenn so was passiert, was dann irgendwie Pola quasi kaputt machen würde, oder man weiß es ja nicht, habe ich trotzdem noch meine Personal Brand und mein Standing. Und habe war von Anfang an ehrlich und habe gezeigt, was ich mache, wie ich da rangegangen bin. Und daran werden sich die Leute auch erinnern.
EINDRÜCKE AUS DER MODELBRANCHE
Heike Drexel: Glaube ich auch. Du hattest noch ein Stichwort hier: nachdenklich. Du machst auch oft nachdenkliche Posts. Ich habe mir, wie gesagt, ja einige Folgen deines Podcasts: Bilder in Unterwäsche, angehört. Und ehrlich gesagt, gerade bei der zweiten Folge war das, glaube ich, wo du mit dem Model gesprochen hast, mit der, wie heißt es jetzt noch mal?
Adrian Ballosch: Michaela.
Heike Drexel: Mit der Michaela, genau. Da war ich ehrlich gesagt ganz schön geschockt über die Geschichte, die sie da erzählt hat. Über dieses Thema mit den Bildern eben in Unterwäsche, was ja fast noch die harmlose Variante ist, beziehungsweise zu den Bildern, topless, wie sie es nannte. Also sprich tatsächlich oben ohne, dass das so erwartet wird. Und dann hatte sie ja auch da noch so eine richtig böse Geschichte erzählt, wie jemand da so ein bisschen versucht hat übergriffig zu werden. Und das dann, weil sie es nicht wollte, dann sie abgestraft hat und ihr danach keinen Auftrag mehr gegeben hat.
Adrian Ballosch: Ja.
Heike Drexel: Das ist echt krass. Und ich glaube, das ist natürlich in dieser Modebranche, in dieser Welt, gang und gäbe. Wie ja in der Filmbranche, ich meine, wir hatten ja jetzt diese ganze MeToo-Debatte da auch. Wie sind da jetzt so deine Eindrücke, wird sich da was tun oder ist das immer noch so schlimm? Und kann man da was ändern? Also ganz viele Fragen auf einmal.
Adrian Ballosch: Ich glaube schon, dass da gerade ein extremes Bewusstsein oder dass man dafür sensibilisiert wird. Und dass solche Geschichten auch immer mehr an die Öffentlichkeit geraten, weil die Leute auch einfach jetzt quasi Kommunikationskanäle haben, um das auch nach außen zu tragen, Podcast, TikTok, you name it. Aber das findet natürlich schon auch noch statt. Wir haben es uns da auch so ein bisschen zur Aufgabe gemacht, eben durch Aufklärung dem Ganzen entgegenzuwirken. Wir haben bestimmt im letzten Jahr über 10.000 die DMS beantwortet, wo uns Leute gefragt haben, ob eine Agentur seriös ist, eine Anfrage seriös ist. Ob das normal ist, dass man zum Beispiel Bilder in Unterwäsche schicken soll? Wo wir halt eben gesagt haben: Macht es mal lieber nicht. Jetzt können wir natürlich nicht jeden Fall aufdecken, aber wir wollen eben nach außen tragen, was eben normal ist und was nicht oder was okay ist und was nicht. Und wenn irgendwann alle wissen, wie das so ist, dann fällt da hoffentlich auch niemand mehr drauf rein. Aber es ist sehr, sehr schwer dieses Problem, sage ich mal, zu lösen. Im Fashionmodel Bereich, was jetzt so in Paris, in irgendeiner Altbauwohnung passiert, das können am Ende auch wir nicht mehr beeinflussen. Und erschreckenderweise muss ich sagen, dass so was wahrscheinlich immer auch mal wieder vorkommen wird. Nicht nur in der Modelbranche, generell haben wir da eine große Problematik. Ich hoffe nur, dass da eben auch weiter-.
Heike Drexel: Das stimmt, das haben wir ja selbst sogar in Sportvereinen, da kam ja jetzt die Studie.
Adrian Ballosch: Ja genau, dass da immer weiter jetzt mehr Berichterstattung stattfindet und dass die Leute einfach auch merken und dass die Bestrafungen auch härter werden, dass sie damit nicht mehr durchkommen. Und ich bin da natürlich ein großer Verfechter und gehe da voran und würde mich auch teilweise als Feministen beschreiben. Und ja, wir versuchen natürlich unser Bestes, wir haben zum Beispiel auf der App, haben wir eine Funktion, dass du uns den Chat schicken kannst. Wir arbeiten auch gerade daran, dass du uns, durch einen Klick, in deinen Chat mit einbeziehen kannst. Also, dass wir die Kommunikation mit betreuen. Und so bekommen die Leute auch ein Gespür dafür: Ah, okay, da hört jemand mit. Und ja, schwieriges Thema, aber ich denke, Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema ist das Wichtigste, was man machen kann.
Heike Drexel: Dass diese Welt jetzt eh ein bisschen so dargestellt wird, als ob es sehr, ich sage mal, hart und kalt zugeht, finde ich. Also gerade, wenn man halt Germanys next Topmodel sieht und dann immer sagt: Ich habe heute kein Bild für dich. Oder kein Polar, würde man jetzt sagen, oder? Das ist ja schon brutal, wie die jungen Frauen da immer vor dem Fernseher, ich sage jetzt mal, vorgeführt werden. Ist das in der Realität auch so, weil die Heidi Klum sagt ja immer im Fernsehen: Ja, sie will die Mädels ja quasi darauf trimmen und vorbereiten, weil die Welt wirklich so hart wäre. Ist das wirklich so?
Adrian Ballosch: Also hier das gleiche wie bei der Höhle der Löwen. Germanys Next Topmodel ist ein Entertainmentformat, da müssen natürlich gewisse Dinge passieren, dass es halt für die Zuschauer interessant bleibt. Ja, die Eisbergspitze, die ich eben am Anfang des Podcasts angesprochen habe, die ist hart. Die kann auch leider, leider, unter Umständen, sehr toxic sein, weil Agenturen nach wie vor ihre Models auch psychisch unter Druck setzen. Aber auch hier findet inzwischen eine Gegenbewegung statt. Es gibt viele gute Agenturen, die gute Werte haben und ich bin davon überzeugt, dass eben Agenturen, die solche Methoden noch von früher, nach wie vor nutzen, dass sie langfristig keinen Erfolg haben werden. Also hoffe ich zumindest. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, indem ich eben auch offen und ehrlich kommuniziere, was mir nicht gefällt. Und am Ende können die New Faces, die Models, die Kunden selber entscheiden, ob sie da Bock draufhaben oder nicht. Ich habe bestimmte Werte, die vertrete ich auch nach außen und sage: Okay, die Würde der Models ist unantastbar. Die Bedürfnisse oder die Wünsche dieser jungen Menschen, die muss an oberster Stelle stehen. Und deswegen arbeiten wir ja auch an Pola, dass vielleicht man so eine Art, das ist jetzt so ein bisschen meine eigene Motivation oder mein intrinsischer Wunsch, ja wie so eine Art Papa zu sein. Oder jetzt nicht Papa, aber so-.
Heike Drexel: Mentor.
Adrian Ballosch: Ja genau, darauf aufzupassen, dass quasi die Zusammenarbeit, die diese Menschen haben, auch mit Agenturen oder mit Kunden, dass sie eben immer jemanden haben, wo sie wissen, da kann ich hingehen, den kann ich ansprechen, den kann ich fragen, weil die Fragen sind meistens die dieselben. Und wenn Sie das Gefühl haben, es gibt jemanden, der auf mich aufpasst oder den kann ich fragen, ob das normal ist, was da passiert oder ob ich in eine andere Agentur gehen soll. Dann gibt es denen auch eine gewisse Sicherheit und so eine gewisse self confidence und dann gehen die auch in dem Moment anders, glaube ich, mit den Leuten um. Und das ist, glaube ich, so mein ursprünglicher Punkt, wo ich gesagt habe: Ich habe bestimmte Werte und das möchte ich eigentlich allen Leuten da draußen mitgeben und eben ein Ansprechpartner sein und eine Anlaufstelle sein.
EIGENSCHAFTEN EINES MODELS
Heike Drexel: Bevor wir jetzt so ein bisschen schon zum Ende kommen, würde mich natürlich mal interessieren: Was für Eigenschaften muss man denn eigentlich so mitbringen, um Model zu werden, also Fashion Model zu werden beziehungsweise auch vielleicht sogar Supermodel zu werden?
Adrian Ballosch: Oh, das ist eine schöne Frage.
Heike Drexel: Disziplin, habe ich immer gehört.
Adrian Ballosch: Also um ein Supermodel zu werden, das ist heute ein bisschen schwieriger geworden, würde ich sagen. Oder muss man ein bisschen differenzierter betrachten, weil die Supermodels von heute sind ein Stück weit inzwischen auch eine neue Generation. Wenn man sich jetzt die anguckt, die gerade so Top of the Pop sind, dann ist es zum Beispiel eine Kendall Jenner, die eben einfach schon eine ganz andere Voraussetzungen hat durch ihre Familie. Eine Leni Klum, jetzt zum Beispiel, eine Kaia Gerber, das sind alles eben so Menschen, die aus so einer Szene heraus kreiert wurden. Ich glaube, ein ganz, ganz wichtiger Punkt aktuell ist Sichtbarkeit. Also ein Topmodel wirst du nicht mehr, wenn du nicht selber auch eine Personality hast und auf TikTok aktiv bist, auf Instagram sichtbar bist. Dann brauchst du das gewisse Etwas. Das ist jetzt natürlich sehr schwer zu definieren, was das genau ist, aber du musst als Supermodel nach wie vor unfassbar attraktiv sein. Und ich benutze bewusst das Wort attraktiv, weil Schönheit ist ein bisschen, natürlich individuell interpretierbar. Aber Attraktivität ist für mich einfach so eine Anziehungskraft, also da muss irgendwas sein, was total besonders ist, was ein gewisses, ja Bedürfnis erweckt, diese Person anzuschauen und sie einfach nur toll zu finden. Und diese Ausstrahlung, die haben nur wenige Menschen. Man muss nach wie vor, glaube ich, um ein Supermodel zu sein oder um die Chancen zu erhöhen, eine junge Frau sein.
Heike Drexel: Das stimmt, weil es gibt eigentlich immer noch wenig Supermodel Männer, davon hört man irgendwie nichts.
Adrian Ballosch: Ja, also wenn wir jetzt sagen: Supermodel wirklich, dann ist es tatsächlich eher schwer.
Heike Drexel: Welche Männer gibt es denn als Top Models?
Adrian Ballosch: Eher unbekannt.
Heike Drexel: Ja, ich kenne keinen.
Adrian Ballosch: Ja, die sind eher unbekannt. Da bringt es jetzt, glaube ich, auch nicht irgendwelche Namen zu droppen. Also da gibt es jetzt niemanden der so wirklich in der Szene, jetzt auch so top of the pop ist.
Heike Drexel: Aber was du sagst, mit der Attraktivität, finde ich schon interessant, weil ich muss sagen, ich hatte mir letztlich mal eine Ausstellung angeschaut, da ging es eben auch um Supermodels. Ich glaube, das war die in Düsseldorf. Und gerade wenn man die Models ungeschminkt sieht, also dann finde ich, sind es oft Gesichter, die eigentlich gar nicht so attraktiv aussehen. Aber wenn die natürlich dann hergerichtet sind und geschminkt sind und in den tollen Outfits und so, also ich habe manchmal das Gefühl, die haben eine extreme Wandelbarkeit. Und das ist das, was sie auszeichnet, dass sie so gestaltet werden können. Liege ich da jetzt falsch?
Adrian Ballosch: Nein, das ist auf jeden Fall nach wie vor auch ein wichtiger Punkt. Ich glaube nur, früher war das mehr, deswegen man hat ja auch gesagt: Mannequin. Also so eine Figur, die du halt irgendwie gestalten kannst. Ich glaube, dass die Personality inzwischen noch wichtiger geworden ist.
ABSCHLUSSFRAGE
Heike Drexel: Schön, das fand ich jetzt echt total spannend, mal mit dir in diese Welt einzutauchen. Also super Adrian, vielen, vielen Dank dafür. Ich habe noch eine Schlussfrage, das ist immer meine übliche Frage zum Abschluss: Was würdest du machen, wenn du im Lotto 5 Millionen € gewinnst?
Adrian Ballosch: Ja, die Frage aller Fragen.
Heike Drexel: Ja, deswegen liebe ich sie auch.
Adrian Ballosch: Ja, also ich würde wahrscheinlich, mir eine Lebenssituation kreieren, in der mir mein Weg mit Pola extrem erleichtert wird. Also ich lebe schon, würde ich sagen, also mir geht es gut. Wir sind hier in einer schönen Wohnung hier ist es warm.
Heike Drexel: Absolut.
Adrian Ballosch: Okay, aber ich würde schon sagen, dass ich jetzt auch die letzten zwei Jahre eher so am Existenzminimum kratze. Man hangelt sich da wirklich so von Job zu Job, den man vielleicht parallel nochmal macht. Und das ist eine riesengroße Belastung, wenn du dir als Gründer, das auch nicht für das Unternehmen gut, Gedanken machen musst, wie du deine Miete zahlst. Und ich lebe, das kann ich auch offen ehrlich sagen, ich lebe manchmal von gar nichts im Monat. Dann irgendwie kratzt man so ein paar Ersparnisse zusammen, aber jetzt so durchschnittlich vielleicht 1.000 € im Monat, das ist wirklich sehr, sehr wenig. Trotzdem lebe ich ein sehr privilegiertes Leben und bin an sich glücklich und weiß auch, dass es irgendwann besser wird. Aber mit 5 Millionen Euro würde ich wahrscheinlich deutlich ruhiger schlafen und es würde mir einen Lebensumstand gestalten, dass ich Pola oder meine Mission und diese Wünsche, die ich eben geäußert habe, eben eine Veränderung für diese Branche zu generieren, in der ich aktiv bin und eben diese Vision und diesen Wunsch, mir ist das Unternehmen ja an sich egal, ich will ja was verändern und dafür würde ich das Geld nutzen.
Heike Drexel: Dann wünsche ich dir, dass du entweder diese 5 Millionen gewinnst oder vielleicht dann eben einen Investor gewinnst, der das auch mitbringt. Und dann kann es genauso weitergehen. Da bin ich echt sehr gespannt, was in ein paar Jahren daraus geworden ist. Dann können wir uns ja mal wieder treffen.
Adrian Ballosch: Machen wir. Vielen Dank.
Abspann
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