WDR Fernsehgärtner Rüdiger Ramme – diesmal nicht im Fernsehen, sondern im Podcast!

Heike Drexel: Hallo! Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts “Unternehmen im Gespräch” mit Unternehmern und Unternehmerinnen aus dem Rheinland. Mein heutiger Gast ist Heinrich Rüdiger Ramme. Hallo Herr Ramme.

Heinz-Rüdiger Ramme: Hallo Frau Drexel.

 

Zur Person und Unternehmenshistorie:

Heike Drexel: Hallo. Herr Ramme, Sie sind vom Gartencenter Rammes aus Lohmar, vielen, vielen Menschen hier in der Region auch aus dem Fernsehen bekannt, nämlich gerade speziell beim WDR. Sie geben Ihr umfangreiches Wissen über Pflanzen und Gärten weiter und so nennt man sie ja auch den “TV-Gärtner”. Ich freue mich deswegen sehr, dass wir heute hier sprechen. 
Wir wollen aber zuerst mal über Ihr Familienunternehmen sprechen, wie man ein Unternehmen, das über 100 Jahre alt ist, in die heutige Zeit führt und wie Sie natürlich auch ins Fernsehen gekommen sind. Das interessiert bestimmt auch viele Menschen. Und so ein paar Gartentipps für die Gartenfreunde haben Sie sicherlich auch noch für uns parat. Ich möchte aber gerne mal einsteigen mit einer floralen Frage: Wenn Sie eine Pflanze wären, welche wäre das?

Heinz-Rüdiger Ramme: Oh, das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube, eine Zitrone oder Orange, so was in die Richtung, finde ich. Die hat viele Talente. Sie duftet wunderschön, hat sehr schöne Blüten. Sie ist vielleicht nicht ganz so pflegeleicht, das bin ich auch nicht unbedingt. Aber sie hat auch noch tolle Früchte. Man hat den Mehrwert. Die schmecken ganz toll, ein bisschen säuerlich. Es ist ein gutes Gewürz, macht viele Dinge noch mal schmackhafter. Und insofern finde ich da, Zitrone ist schon eine ganz gute Pflanze.

Heike Drexel: Das finde ich sehr spannend. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet, weil jeder natürlich bei Zitrone an eher was – ja, wie soll man sagen? So Zitronen … Ja, sehr spannend.

Heinz-Rüdiger Ramme: Aber es ist erfrischend.

Heike Drexel: Ja, ja, erfrischend.

Heinz-Rüdiger Ramme: Also es ist gar nicht unbedingt negativ. Ich finde sie erfrischend und sie sind auch wunderschöne Pflanzen, muss ich tatsächlich sagen. Also das passt schon ganz gut.

 

Heike Drexel: Ja. Wir sitzen ja jetzt hier beziehungsweise wir stehen hier in Ihrem Büro. Es ist für mich heute auch eine Neuerung, zum ersten Mal bei einem Interview zu stehen. Und Ihr Gartencenter führen Sie hier seit über 25 Jahren an diesem Standort mit, ich glaube, 50 Mitarbeitern. Sie haben auch eine Friedhofsgärtnerei. Sie haben noch andere Dinge. Aber die ursprünglichen Unternehmensgründer, die kamen ja 1908 aus Essen nach Lohmar und gründeten eine Baumschule. Wie ist es denn jetzt so zu diesen Veränderungen gekommen?

Heinz-Rüdiger Ramme: Also mein Großvater und seine Brüder gründeten in der Tat 1908 hier in Lohmar eine Baumschule, waren zunächst zu dritt, zu drei Partnern. Einer dieser Partner ist dann nach Brasilien ausgewandert. So haben sich diese drei dann getrennt. Der letzte von diesen dreien ist dann 1990 aus dem Markt ausgeschieden und wir sind eigentlich die letzten. Mein Vater hat nach dem Krieg den Betrieb übernommen. Der war noch Soldat im Krieg und hat dann natürlich auch eine erhebliche Aufbauleistung betreiben müssen oder betrieben.

Wir haben immer einen Strukturwandel durchgemacht, also wir haben mit der Baumschule angefangen. Das ging dann nach dem Zweiten Weltkrieg eher schwierig. Dann kam das Wirtschaftswunder. Die Leute wollten auch nicht mehr unbedingt Gemüse anbauen, das war alles nicht mehr so das Thema oder Obstbäume – wir waren ein bisschen auf Obstbäume spezialisiert –, sondern man hat mit dem Wirtschaftswunder dann schöne Gärten haben wollen, Koniferen. Die Gärten sieht man ja heute noch, die in den 50er-, 60er-Jahren angelegt worden sind. Die kann man immer gut erkennen.  
Dann haben wir uns darauf spezialisiert zunächst. Und dann haben wir aber gemerkt, ja, so Zierpflanzen, schön, das geht eigentlich deutlich besser. Und dann haben wir den Strukturwandel noch mal gemacht in den 50er-, 60er-Jahren zum reinen Zierpflanzenbaubetrieb. Wir haben Schnittblumen angebaut, Topfpflanzen angebaut, aber immer auch schon diesen Dienstleistungsbereich mit dabei gehabt und vor allen Dingen Floristik, also Schnittblumen produziert und Schnittblumen verkauft. Das aber noch an unserem alten Standort in der Innenstadt.

Heike Drexel: Das heißt, Sie haben selber eine Gärtnerei?

Heinz-Rüdiger Ramme: Gehabt.

Heinz-Rüdiger Ramme: Das war ein innerstädtischer Standort. Das wurde aber zusehends schwieriger durch die Nachbarschaft, durch die …

Heike Drexel: Bebauung.

Heinz-Rüdiger Ramme: … wachsende Bebauung, auch wirtschaftlich das zu betreiben. Der Grund wurde immer wertvoller. Und wir haben uns dann entschlossen, die Gärtnerei aufzugeben so sukzessive, nachdem wir das Gartencenter dann hier in 99 eröffnet haben, und haben die Produktion eigentlich weitestgehend auslaufen lassen. Wir haben uns seinerzeit noch mit zwei Standorten Floristik/Blumengeschäft innerstädtisch und hier auf dem Standort im Gartencenter dann vorwiegend auf Pflanzen und Zubehör konzentriert. Mittlerweile haben wir uns aber auch entschlossen, diesen floristischen Bereich in der Kirchstraße zu schließen, also den innerstädtischen Standort, und haben die Floristik nach hier verlagert, was sich auch zusehends als positiv erwiesen hat, da wir hier eine gute Infrastruktur haben, gut erreichbar sind, …

Heike Drexel: Perfekt an der Autobahn.

Heinz-Rüdiger Ramme: … an der Autobahn gelegen sind. Wir haben ausreichend Parkplätze. Und das spielt bei den Schnittblumen schon eine große Rolle, leichte Erreichbarkeit. Die Leute wollen nicht noch stundenlang zu Fuß laufen, weil sie keinen Parkplatz finden. Und das war eigentlich eine gute Entscheidung, die wir da vor zwei Jahren getroffen haben.

Heike Drexel: Das Thema Mobilität, ja, gut.

Heinz-Rüdiger Ramme: So ist das.

 

Werdegang zum Unternehmer:

Heike Drexel: War Ihnen denn schon immer bewusst, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten wollten?

Heinz-Rüdiger Ramme: Meinem Vater war es immer bewusst, muss ich ganz ehrlich sagen. Also ich bin schon mit drei, vier Jahren samstags gepackt worden, auf den Großmarkt. Und dann schon mit fünf, sechs: “Das wird mein Nachfolger.” Also es war nie so eine richtig bewusste Entscheidung. Ich bin auch eher wertkonservativ, traditionsbewusst. Ich hätte mir auch andere Berufe durchaus vorstellen können. Meine Neigungen lagen nicht unbedingt im gärtnerischen Bereich. Aber die Frage stellte sich irgendwann gar nicht mehr, sondern ich bin dann da reingewachsen.

Ich wollte natürlich Abitur machen. Das haben mir meine Eltern auch ermöglicht. Ich wollte dann noch studieren, auch das konnte ich. Ich hätte gerne noch eine Promotion hinterhergeschoben. Dann wurde leider mein Vater krank, sodass ich das nicht weiterverfolgen konnte. Ja, und dann bin ich nach Hause gekommen, wie es vorgeprägt war eigentlich, und habe den Laden übernommen. Ja.

Heike Drexel: Und führen den mit Leidenschaft.

Heinz-Rüdiger Ramme: Und ich führe ihn mit Leidenschaft. Ja, ich muss sagen, also wie gesagt, im schulischen Bereich lagen meine Neigungen eher – ich hätte gern Geschichte studiert oder Archäologie. Das wären so meine Traumberufe gewesen, muss ich ganz ehrlich sagen. Aber es stellte sich so dann. Wie gesagt, dann wurde mein Vater krank. Hier hing auch eine ganze Menge Arbeitsplätze dran. Da habe ich auch ein gewisses Verantwortungsgefühl empfunden. Wobei meine Mutter mir immer abgeraten hat. Die sagte immer: “Oh, lass mal die Finger davon. Du hast es mitgekriegt, wie viel Arbeit das alles ist, wie viel Verantwortung, wie viel Ärger. Zwist trägt man auch ins Familienleben mit hinein.” Die war eher skeptisch dazu. Aber mein Vater hat sich unheimlich gefreut und ist leider kurz nach der Eröffnung dieses Gartencenters gestorben. Das hat ihn noch am Leben gehalten und er war unendlich stolz. Und das hat mich auch sehr bewegt, muss ich ganz ehrlich sagen.

Heike Drexel: Das kann ich mir vorstellen. Haben Sie denn das Kaufmännische dann eigentlich auch parallel schon gelernt? Weil ich habe Sie in den Videos jetzt schon ein bisschen gesehen und Sie haben ja unglaubliches Wissen über Pflanzen und Sie könnten direkt selber unten verkaufen. Aber ein Unternehmen zu führen, ist ja doch noch mal was ganz anderes. Da geht es ja auch um Führungskultur, es geht um Bilanzen erstellen und so diese Dinge. Wo haben Sie das mitbekommen? Haben Sie da einen Mentor?

Heinz-Rüdiger Ramme: Ich habe ein wissenschaftliches Studium abgelegt an der TU München in Weihenstephan. Wunderschöner Studienort, direkt neben der Brauerei. Es war sehr verführerisch hier und da bei schönem Wetter, der Biergarten. Nein, aber dort gab es einen pflanzenbaulichen Bereich. Sie konnten aber auch sehr viel im Bereich Betriebswirtschaft an Vorlesungen hören, an Prüfungen ablegen. Also Marketing, Steuerlehre, Rechnungswesen, das waren alles Dinge, die wir auch gehört haben, die ich auch gehört habe, in denen ich auch Prüfungen abgelegt habe. Insofern, glaube ich, hatte ich schon ein ganz gutes Rüstzeug, um ein Unternehmen zu führen. 
Ich wusste ja, was auf mich zukam, und das war natürlich auch während des Studiums schon so ein bisschen mein Fokus, ohne jetzt das Pflanzenbauliche zu vernachlässigen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war auch ein recht fleißiger Student und habe sehr, sehr viele Vorlesungen gehört. Es hat mir aber nicht geschadet. Und heute in der Tat greife ich oft noch zu meinen Skripten. Wobei, in der Betriebswirtschaft hat sich natürlich auch viel geändert, in der Steuerlehre hat sich viel geändert. Aber gerade im Pflanzenbaulichen, da schaue ich hier und da schon noch mal in mein altes Skript und bessere mein Wissen ein bisschen auf.

 

Heike Drexel: Nutzen Sie denn eigentlich auch so Netzwerke? Wo tauscht sich denn ein Unternehmer aus so als Mittelständler?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Wir sind in einer Kooperation, die nennt sich SAGAFLOR. Da ist eine ganze, ganze Menge inhabergeführter Gartencenter vertreten, auch Zoomärkte. Das ist ein Austausch. Wir haben eine Erfa-Gruppe, in der wir regelmäßig sowohl Zahlen als auch Erfahrungen natürlich austauschen. Wir machen da auch ein Benchmarking. Das sind so die Hauptdinge, wo wir miteinander kooperieren. Und da bin ich auch sehr aktiv. Ich bin bei der SAGAFLOR in einem Fachbeirat und bin auch Sprecher dieser Erfa-Gruppe. Also insofern bin ich da schon recht aktiv. Und das ist auch ganz, ganz wichtig. Wir telefonieren auch fast wöchentlich miteinander, mit dem einen oder anderen Kollegen: “Wie läuft es bei dir?” Also das ist so schon ein ganz wichtiger Austausch, an dem man sich auch orientieren kann.

 

Zukünftige Entwicklungen im inhabergeführten Unternehmen

 

Heike Drexel: Und wie ist es denn mit Ihrer Nachfolge eigentlich? Jetzt haben wir schon so viel über die vergangenen Jahre und die Übergaben gesprochen. Wie sieht es denn eigentlich da aus?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, vor so viel Arbeit haben wir fast die Kinder vergessen. Also wir sind relativ spät Eltern geworden. Ich bin jetzt 54, meine jüngsten Zwillinge – alles Mädels, ich habe drei Mädels –, sind 13 und die ältere ist 15. Alle sind schulisch sehr erfolgreich, muss man dabei sagen – ich finde, fast zu gut –, und sehr strebsam. Ich bin mir nicht sicher. Also ob es dann einer weitermacht, das ist ja auch immer bei den inhabergeführten Unternehmen so eine Sache. Die sehen ja auch, wie viel Arbeit es ist.

 

Heike Drexel: Das hört man jetzt mit der Generation vor allen Dingen ja.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Die sehen zwar auch die Begeisterung, die ich mitbringe, aber es ist schon ein Stück weit auch abschreckend. Ich versuche, das nicht so abschreckend zu gestalten, und ich versuche auch, diese Diskussion nicht allzu sehr mit nach Hause zu nehmen. Aber es ist schon eine Gratwanderung. Ich kann mir vorstellen, dass eine von den Zwillingen Interesse hat und auch vielleicht die nötigen Qualifikationen mitbringt, menschlichen Qualifikationen. Aber das muss man abwarten. Also ich glaube, ein Unternehmen muss auch immer so dastehen, dass es irgendwann auch mal veräußert werden kann oder in andere Hände übergeht, sei es an einen Mitarbeiter oder dergleichen. Also so führe ich auch mein Unternehmen. 
Diesen Druck, den mein Vater subtil eher ausgeübt hat, das möchte ich eigentlich nicht machen. Da bin ich mir mit meiner Frau einig. Meine Frau kommt auch aus einem Geschäftshaushalt. Da hat es zum Beispiel keiner der Kinder weitergemacht. Das Unternehmen ist dann aufgelöst worden. Das ist auch eine gute Lösung, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich habe es auch erlebt. Ich habe eine Schwester, die war auch mit im Geschäft. Das ist schon alles nicht so einfach. Da hat man viele Dinge in seinem Tornister, in seinem Schulranzen drin, die auch nicht unbedingt das Wirtschaftliche fördern, weil viele Emotionen auch mit da drin hängen. 
Ich weiß es nicht. Also ich würde mich sehr, sehr freuen natürlich, die vierte Generation, auf die nächsten 115 Jahre grob. Aber wenn es dann nicht so ist, dann ist es nicht so. Das wäre zwar schade, aber meine Kinder sollen glücklich werden und das ist, finde ich, das Allerallerwichtigste. Die sollen ihr eigenes Leben führen, die müssen nicht mein Leben führen.

 

Heike Drexel: Ja, perfekt. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Ich glaube, da kann man gar nicht viel mehr dazu sagen. Das ist toll.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ich habe mir viel Gedanken darüber gemacht auch. Ja, also es hängen viele Emotionen – Sie merken, ich bin auch ein emotionaler Mensch. Tradition ist für mich extrem wichtig, auch, dass wir hier ein ortsverbundenes Unternehmen sind. Die Lokalität ist für mich extrem wichtig. Trotz aller Unkenrufe der volatilen Märkte und “Die Leute kennen keine Treue mehr”, ich erfahre ganz andere Dinge. Und ich erfahre auch, dass Persönlichkeit ganz, ganz wichtig ist. Wichtig ist, dass hier mein Name dran steht. Und das versuche ich auch meinen Mitarbeitern zu vermitteln. Das bin ich. Das ist nicht irgendeine Kette, ein Filialist mit 150 Unternehmen, sondern das sind wir. Und die Kunden identifizieren mein Unternehmen mit mir. 
Und ich finde, da ist das Stichwort auch Authentizität, das ist da ein ganz wichtiges. Und da haben wir echt eine große Stärke, die inhabergeführten Unternehmen, auch wir kleineren Unternehmen. Wir können das viel individueller rüberbringen. Wir sind sehr viel flexibler, sehr viel schneller, als das die großen Unternehmen sind. Die haben natürlich auch ihre Vorteile, gar keine Frage. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, dass auch in unserer Größe Unternehmen auf Dauer eine Zukunft haben und sich auch auf Dauer auf dem Markt durchsetzen werden.

 

Heike Drexel: Also ich finde es ehrlich gesagt auch schon schön, wenn immer die Mitarbeiter da sind, die man schon kennt, an der Kasse zum Beispiel oder so. Wenn man jemanden fragt, dass das Leute sind, wo ich sage: “Ah ja, die waren ja beim letzten Mal auch schon da.”

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Genau. Und dass die auch die Zeit haben – und die gebe ich meinen Mitarbeitern auch –, mal mit den Kunden zu reden, in Interaktion zu treten. Oder dass man an der Kasse mit seinem Namen begrüßt wird. Für mich ist das das Größte, wenn ich mal in Köln irgendwo bin und ich kaufe mir ein paar Klamotten, die kennen mich. Die können fünf Prozent teurer sein, vielleicht auch zehn Prozent, aber wenn die mich mit meinem Namen ansprechen und sagen: “Herr Ramme, das ist genau das Richtige für Sie”, also mich individuell beraten, besser kann man Geschäfte nicht machen. Und das wird heutzutage …

Vielleicht erkennt es der eine oder andere, aber ich finde, es ist eine ganze Zeit lang viel zu sehr vernachlässigt worden. Es zählte nur der Preis, der Preis, der Preis. Die Qualität ist sicherlich auch wichtig, aber diese persönliche Interaktion. Und gerade in Zeiten von E-Commerce wird das ja wichtiger. Die Leute, die E-Commerce wollen, die kaufen auch E-Commerce. Ich muss also was anderes zelebrieren. Ich muss die Persönlichkeit, den persönlichen Kontakt zelebrieren, um mich von diesem eCommerce abzuheben. Und da sind wir als inhabergeführte Unternehmen eigentlich ganz gut unterwegs, muss ich sagen.

 

Heike Drexel: Das ist genau ein Punkt, den Sie ansprechen, der mir aufgefallen ist. Sie haben tatsächlich keinen Onlineshop.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Nein, den haben wir nicht. Wir haben das mal in der Corona-Krise ausprobiert. Es war sehr schwierig. Wir sind einfach von den Strukturen so nicht. Wir haben ein Projekt, das im nächsten Jahr an den Start gehen wird, das ein bisschen serviceorientierter ist. Der Shop ist in der Pipeline, aber nicht klassisch Pflanze verkaufen über den Shop, sondern Pflanze mit Dienstleistung. Da will ich noch nicht allzu viel sagen. Das ist ein Versuchsballon, der nächstes Jahr im Frühjahr startet.

 

Heike Drexel: Ich glaube, ich weiß, was das ist.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Genau. Ja, vielleicht ein bisschen: Es geht um Balkonkästen, die Leistung, Balkone zu verschönern im urbanen Bereich. Ich glaube, das ist ein Markt, das ist dienstleistungsorientiert.

 

Heike Drexel: Das Lieferando für Blumenkästen so ein bisschen?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, genau, so ein bisschen Lieferando für Blumenkästen, aber in der Erstellung auch viel individueller. Also Sie haben die Möglichkeit, sich den Blumenkasten so zusammenzustellen, wie Sie wollen. Wir wollen nachhaltig sein, wir wollen insektenfreundliche Pflanzen nehmen. Wir bieten aber auch – jetzt erzähle ich ja doch schon wieder viel zu viel – die Möglichkeit des Refills, also dass Sie sagen können: “So, ich will jetzt den Kasten wieder bepflanzt haben und wieder bepflanzt haben.” Also um es auch nachhaltig zu machen für die Kunden. Sie kriegen es vor die Türe geliefert, also insofern auch relativ bequem. Und das auch noch zu einem fairen Preis. 
Und wir haben die Strukturen eigentlich, um diese Dinge zu produzieren. Wir haben die Dinge eigentlich auch da, wir haben die Verkaufsstrukturen. Ich glaube, das können wir ganz gut. Und da wollen wir nächstes Jahr mal so einen kleinen Versuchsballon starten. Der Shop steht jetzt, Gott sei Dank. Wir hätten es eigentlich am liebsten dieses Jahr schon gemacht, aber wir waren da etwas verschnarcht, sage ich mal vorsichtig. Das ist nicht unser Geschäft. Da waren wir etwas blauäugig darangegangen. Und dann sagen wir, lieber im nächsten Jahr, aber dann richtig.

 

Heike Drexel: Na, da bin ich gespannt.

 

Situation während der Corona-Zeit

 

Heike Drexel: Herr Ramme, was mich immer so interessiert: Wie haben Sie denn Corona eigentlich erlebt? Ist das für Sie eher eine Krise gewesen oder eher eine Chance? Weil es gibt ja beides.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Am Anfang natürlich gefühlsmäßig eine wahnsinnige Krise. Mit solchen Dimensionen an Problemen bin ich noch nie konfrontiert worden. Selbst in meinen schlimmsten Träumen hätte ich mir das nicht gedacht, dass wir davor stehen, unseren Laden schließen zu müssen. Auch die Mitarbeiter, die natürlich alle dranhängen, es war schon eine Bedrohung. Und auch psychisch hat mich das sehr, sehr mitgenommen in den ersten Tagen. Wir haben aber dann sehr, sehr schnell gemerkt, dass die Politik uns durchaus als systemrelevant erachtet hat. Wir haben auch, glaube ich, eine gute Arbeit geleistet mit unseren Institutionen, mit unseren Verbänden, sodass wir ja von dem Lockdown nur bedingt betroffen waren.
Wir betreiben noch ein Café in unserem Gartencenter. Das war in der Tat von zwei Lockdowns betroffen. Das war auch in der Tat zweimal ein halbes Jahr zu. Aber wir konnten eigentlich unsere Umsatzrückgänge, die wir dann im Café hatten, deutlich überkompensieren in unserem Gartencenter, auch im Dienstleistungsbereich. Und die Mitarbeiter, die im Café arbeiten, haben wir einfach anders eingesetzt. Und das war auch total toll. Da ist der Koch mal wirklich mit dem Bagger gefahren im Dienstleistungsbereich, im GaLaBau. Die haben gegossen, die Mitarbeiter, die Servicemitarbeiter haben Blumen ausgeliefert. Und wir waren auch ganz glücklich, weil es so gut lief, dass die Mitarbeiter dann auch da waren, vertrauenswürdige Mitarbeiter, die wir dann gut einsetzen konnten. 
Also unterm Strich war es für uns eine Chance, die wir auch ergriffen haben. Das normalisiert sich auch, das war uns jederzeit bewusst. Es war vom Aufwand her allerdings auch schwierig. Also Sie waren ständig mit neuen Regelungen konfrontiert. Dann durften Sie das verkaufen, das durften Sie nicht verkaufen. Wir haben aber sehr gut auch mit unserer Kommune kooperiert. Das muss ich wirklich sagen. Wir waren im stetigen Austausch. Das war auch nicht Beton, sondern da war auch Flexibilität. Wir wollten natürlich auch unseren Verpflichtungen nachkommen und wollten kein Gesundheitsrisiko für Menschen darstellen. Das war uns auch ganz wichtig. Aber ich glaube, wir haben einen ganz guten Weg gefunden. 
Und ich glaube, insgesamt unsere Branche hat das auch sehr, sehr gut in den Griff bekommen. Man muss natürlich sagen, wir sind große Geschäfte, wir haben viel Raum, wir haben Gewächshäuser. Das Infektionsrisiko war gering. Und wir haben auch in der Mitarbeiterschaft, das muss man auch sagen, so gut wie nichts an Corona gehabt. Das ist ja auch ein Risiko, dass man sich gegenseitig ansteckt. Wir haben natürlich frühzeitig auch die Maskenpflicht eingeführt. Wir haben sehr sorgfältig getestet. Wir haben unseren Laden entsprechend umgebaut mit den entsprechenden …

 

Heike Drexel: Einbahnstraßen und so, nicht?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Einbahnstraßen, Spuckschutz, wir haben komplett neue Kassenarbeitsplätze installiert, die einen entsprechenden Schutz bieten. Aber wir haben in der Mitarbeiterschaft so gut wie keine Corona-Fälle gehabt und wenn, kamen die eher aus dem Urlaub zurück. Dann haben wir aber auch direkt gut getestet, sodass das auch nicht epidemisch sich im Unternehmen verbreitet hat. Es war insgesamt für uns nicht die schlechteste Zeit, sage ich mal vorsichtig.

 

Heike Drexel: Ja, und wie haben Sie denn das Thema mit den sozialen Medien dann da aufgegriffen in der Zeit? Viele Unternehmen haben sich ja dann versucht über soziale Medien zu präsentieren. War das bei Ihnen auch so?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Dadurch, dass wir ja die ganze Zeit aufhatten – wir hatten, glaube ich, nur einen halben Tag zu.

 

Heike Drexel: Ach, das war nur so wenig dann?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Da waren wir gar nicht unter Druck.

 

Heike Drexel: Ah, okay.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Wir haben natürlich dann auch auf die Schnelle versucht, eine Shop-Struktur aufzubauen. Wir hatten schon die Software dazu. Aber wir haben gemerkt, das ist nicht unser Geschäft, das können wir gar nicht. Erst mal aufgrund der Vielzahl an Produkten. Unsere Warenwirtschaft kann das so nicht. Die kann zwar Geranien, aber die kann nicht 25 Sorten Geranien. Und wenn dann der Kunde sagt: “Ich will Geranien bestellen, aber ich will die pinkfarbene mit dem orangefarbenen Rand haben”, das kriegen wir schon gar nicht mehr hin. Und insofern haben wir das schnell aufgegeben. 
Aber, wie gesagt, wir hatten auch den Druck nicht dahinter. Es lief eigentlich mit Höhen und Tiefen kontinuierlich durch. Und dann haben wir schon ganz schnell gemerkt: “Lasst mal die Finger davon.” Und ich habe auch mit vielen Kollegen – ich habe ja schon gesagt, wir netzwerken auch ganz gut. Es war bei den wenigsten, wo es wirklich gut geklappt hat. Es war ein Riesenaufwand. Sie müssen ja auch die Logistik aufbauen. Sie müssen die Mitarbeiter haben, die fahren. Es hat nicht funktioniert und ich war sehr, sehr glücklich, dass wir es auch nicht brauchten.

 

Der WDR-Fernsehgärtner

 

Heike Drexel: Jetzt sind Sie ja eben bekannt durchs Fernsehen, das hatten wir ja am Anfang gesagt. Ich würde natürlich wahnsinnig gerne mal wissen, wie das so gekommen ist.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Eigentlich ein Riesenzufall. Ich denke heute doch darüber nach. Das war eine Sekundensache. Der WDR und insbesondere das Produktionsunternehmen, meine Autorin suchten einen Protagonisten für eine Gartenserie – die war erst mal auf ein halbes Jahr, auf eine Saison mal ausgelegt – und hat mit unserem Verband Kontakt aufgenommen: Wer käme dazu infrage? Dann hat der Verband unter anderem mich neben zehn, acht, keine Ahnung, anderen vorgeschlagen. Ich wollte das aber gar nicht machen. Ich fühlte mich nicht dazu geeignet und auch nicht dazu berufen. Ich hatte auch relativ viel Arbeit. 
Und dann war diese Autorin bei uns im Hause und hat dann Probeaufnahmen mit einem Mitarbeiter von mir gemacht, einem erfahrenen Gärtnermeister. Und ich kam gerade um die Ecke – ich weiß es noch wie heute – und meine Autorin, jetzige Autorin – es ist 20 Jahre her –, kam um die Ecke und wollte raus. Dann sagt sie: “Ah, Sie sind der Herr Ramme? Ja, mit Ihnen will ich auch noch mal eine Aufnahme.” Da habe ich gesagt: “Nein, lassen Sie mal. Kann ich nicht, will ich nicht, da will ich nicht hin.” “Ach, machen wir mal.”

Und ich war dann wirklich von der Leber weg. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Ich wollte es ja gar nicht machen und habe auch mit meinem rheinischen Singsang das so ein bisschen hinterlegt, weil ich mir gar keine Mühe gegeben habe. 
Ja, und dann bin ich es geworden. Und nach den ersten Aufnahmen dachte ich: “Nie wieder.” Ich glaube, den ersten Aufsager – ich weiß es noch wie heute, da war eine Palme, es ging um Chamaerops excelsa.

 

Heike Drexel: Um was ging es?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Chamaerops excelsa, heißt heute schon anders, Trachycarpus, ist eine Hanfpalme. Und den Aufsager haben wir, glaube ich, 20 Mal gedreht. Ich dachte: “Nie wieder.”

 

Heike Drexel: Ich würde das Wort ja gar nicht rausbringen.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, aber in der Tat, es hat lange gedauert. Wir sind ja mittlerweile im ganzen WDR vertreten, also in allen Lokalzeiten. Und offensichtlich funktioniert es ganz gut. Hoffentlich werde ich gerne oder werden wir gerne mit dem Format gesehen. Wir haben hin und wieder auch schon mal Umstellungen gehabt. Wir gehen heutzutage sehr viel in Gärten. Es spielt also nicht nur die gärtnerische Sache, sondern auch die menschliche Sache eine Rolle, die Protagonisten, die gärtnern. Und ich finde, diese Kombination zwischen auf der einen Seite fachlich, auf der anderen Seite aber auch unterhaltsam, ist zwar auch immer ein Kampf bei den Dreharbeiten. Ich will natürlich viel Fachwissen rüberbringen, während die Autorin natürlich das Ganze sieht und einen unterhaltsamen Beitrag machen will. Aber ich glaube, diese Gratwanderung gelingt uns ganz gut. Und in der Tat, wir finden auch immer noch nach 20 Jahren neue Themen.

 

Heike Drexel: Jetzt haben Sie meine nächste Frage vorweggenommen. Ganz genau.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also natürlich doppeln sich Themen. Aber wir arbeiten natürlich immer mit anderen Menschen und daher sind dann auch immer von dem Ansatz her andere Nuancen in der Aufgabenstellung. Aber natürlich, durch Klimawandel und durch Interessen, durch Familien, die gärtnern, Kleingärten, die wieder sehr, sehr aktuell sind, kommen neue Themen auf den Schirm und das bleibt spannend. Ich habe beim letzten Mal ein Sandarium gemacht. Davon hatte ich noch nie gehört, das musste ich erst mal nachlesen. Und es war ein total spannender Dreh und das Thema hat mich auch total begeistert.

Also auch, wenn ich in Gärten komme, die Menschen begeistern mich immer noch und ich finde das total spannend, also diese Interaktion mit Menschen, mit Gärtnern, auch mit alten Bäuerinnen oder alten Frauen und Männern, die schon viele Jahre gärtnern, die erfahren sind. Ich sauge da unheimlich viel raus, weil gärtnern – ich habe natürlich ein universitäres Wissen, aber die Erfahrung ist beim Gärtnern mehr als die Hälfte. Und ich lerne von diesen Leuten unheimlich viel und sauge unheimlich viel auf. Und das macht das Drehen auch für mich sehr, sehr spannend und attraktiv.

 

Heike Drexel: Was ist denn ein Sandarium?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, 70 Prozent unserer Wildbienen – das weiß man eigentlich gar nicht – sind erdbrütend. Und ein Sandarium ist praktisch ein Sandbeet, in dem erdbrütende Bienen ihre Eier ablegen und ihre Jungen aufziehen. Dafür braucht man einen speziellen Sand, damit die Löcher nicht zusammenfallen, ein paar Pflanzen, die begleitend sind, die die Insekten auch noch mal anziehen. Und das ist ein spannendes Thema. Es ist vielleicht nicht optisch so wahnsinnig reizvoll, so ein Sandkasten mitten im Garten, aber es ist ökologisch sehr wertvoll. Und wir waren da mit einer Imkerin zusammen, die das haben wollte und die auch sehr viel entomologische Erfahrung hat, also vom Imkern, von Insekten. Davon habe ich wiederum profitiert. Und hinterher fand ich es total schön und sehr nachahmenswert, muss ich sagen.

 

Heike Drexel: Ja, das kann man, glaube ich, auch über YouTube sehen.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Man kann es in der Mediathek.

 

Heike Drexel: Mediathek vom WDR.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: In der Mediathek, wenn man unter “Gartenzeit” guckt, findet man die ganzen Beiträge. Ich glaube, nicht alle aus den 20 Jahren, aber manchmal wäre es ganz witzig, die sich noch mal anzugucken. Nein, die letzten ein, zwei Jahre findet man dann sicherlich in der Mediathek.

 

Heike Drexel: Ja, also für alle Hörer und Hörerinnen, die das jetzt gerade auch interessiert, genau, dann könnt ihr das mal anhören.

 

Ein Blick hinter die Kulissen

 

Heike Drexel: Herr Ramme, eine Frage, die mich natürlich noch interessiert, ist dieses Thema so Blick hinter die Kulissen: Wie lange produzieren Sie denn so einen Beitrag fürs Fernsehen? Weil man sieht ja eigentlich nur, ich glaube, vier Minuten so im Durchschnitt. Wie viel Arbeit steckt denn da wirklich dahinter?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also Sie können rechnen: ein Drehtag immer komplett und dann noch mal ein, zwei Stunden, je nachdem, Vorbesichtigung. Also wir müssen ja die Themen auswählen. Wir müssen die Protagonisten kennenlernen. Wie können wir das Thema anpacken? Wir müssen einen Drehablauf dann auch entsprechend schreiben.

 

Heike Drexel: Wahnsinn.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Manche Drehs sind in drei Stunden durch, vielleicht mal in vier. Ich habe aber auch Drehs, wo wir sieben, acht Stunden brauchen, gerade wenn bauliche Tätigkeiten mit dabei sind. Ich habe auch hin und wieder einen Mitarbeiter mit dabei, weil es ist auch natürlich körperlich zum Teil sehr, sehr anstrengend und wir haben bei 35, 36, 37 Grad gedreht. Da müssen Sie natürlich auch halbwegs Ihren Text zumindest im Kopf haben: Was wollen Sie rüberbringen? Und dann ist das auch echt anstrengend.

Man wird auch nicht jünger, das merkt man. Also mit 35 habe ich das leichter weggesteckt als jetzt mit 55. Aber es ist überschaubar und auch unsere Protagonisten helfen immer sehr, sehr tatkräftig mit. Das finde ich auch ganz toll. Das ist ja das Konzept der Sendung, wir wollen ja gemeinsam gärtnern. Es ist nicht der Rüdiger Ramme, der macht das dann alles, sondern wir gärtnern gemeinsam mit unseren Gastgebern, Protagonisten.

 

Heike Drexel: Und das kommt alle zwei Wochen, nicht?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Im Moment kommt es alle zwei Wochen, wir waren sonst wöchentlich. Ich bin ja auch noch in anderen Sendungen, ich mache auch regelmäßig noch das ARD-Buffet und insofern wurde es mir dann auch ein bisschen zu viel. Und ich finde, das ist eigentlich eine ganz gute Lösung. Dann kann man auch in Urlaub, dann hat man nicht so viel Druck. Da muss man schon zwei-, dreimal die Woche drehen. Ich habe ja auch noch ein Unternehmen.

 

Heike Drexel: Ich wollte es gerade sagen.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Und das wird auch nicht weniger fordernd. Und insofern, im Moment machen wir es alle 14 Tage.

 

Heike Drexel: Was mich jetzt ehrlich gesagt auch interessieren würde, ist: Merken Sie das an Ihrer Kundschaft? Also bekommen Sie tatsächlich Kunden, weil die Menschen Sie im Fernsehen gesehen haben? Kommt da einer auf Sie zu und sagt: “Mensch, Herr Ramme, toll, ich habe Sie da gesehen”?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Täglich.

 

Heike Drexel: Echt? Cool.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also das ist wirklich so. Nicht unbedingt, dass sie deswegen nur kommen, aber man hört es auch, wenn man sich ins Café setzt. Das soll aber jetzt überhaupt nicht irgendwie eingebildet klingen, gar nicht. Das ist es auch nicht.

 

Heike Drexel: Nein, es geht ja einfach um die Wirkung.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Aber es ist so, es hat unserem Unternehmen sehr, sehr gutgetan. Ich glaube, es gibt einen Vertrauensvorschuss der Kunden gegenüber uns. Die Leistung muss natürlich hinterher auch stimmen, die dürfen wir nicht enttäuschen, die Kunden. Aber die denken schon, wenn der Ramme im Fernsehen ist, dann hat er ja bestimmt auch eine gewisse Erfahrung, dann hat er Ahnung, dann sind die Mitarbeiter gut, der hat ein gutes Sortiment und eine gute Qualität. Das hat uns in den ersten Jahren sicherlich sehr, sehr gut geholfen. Ich habe ja vier Jahre, glaube ich, nach Eröffnung unseres Gartencenters schon mit dem Fernsehen angefangen. Mittlerweile ist der Effekt eigentlich nicht mehr so wahnsinnig groß, dass neue Kunden kommen. Hier in der Umgebung kennt mich eigentlich jeder. Aber trotzdem, ich freue mich auch total darüber.
Also gestern waren wir auf dem Dreh in der Kleingartenanlage und da kam dann so ein Kleingärtner von hinten mit dem Fahrrad. Und der sprach mich dann an und wir erzählten. Das ist total positiv, weil die Menschen – Garten und Pflanzen sind ja positiv. Ich bin ja jetzt nicht der Fernseharzt, der irgendwie über Fußleiden spricht, sondern ich habe tolle, positive Dinge zu berichten und das finde ich eigentlich so schön. Und die Menschen sind dann auch sehr offen, sehr, sehr freundlich und das macht mir wirklich total Freude. Das begeistert einen auch und ich glaube, dann treten die Gärtner auch schnell in Interaktion miteinander. Da hat man auch direkt eine gute Basis, um sich zu unterhalten. Das ist überhaupt nicht nervig und ich freue mich immer, wenn ich angesprochen werde, auch, wenn wir im Restaurant sind, mit der Familie unterwegs sind. Wir waren schon im Urlaub häufiger, die sagen: “Ah, Sie sind doch der.” Ich finde das total schön und ich freue mich total darüber.

 

Heike Drexel: Schön. Und werden Sie dann auch immer gefragt so nach dem Motto: “Gibt es einen Tipp fürs Gärtnern?” oder was?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: In der Regel sogar. Also irgendeiner hat immer irgendein Problem. Und ich versuche da eine Lösung. Da muss man natürlich hier das ein bisschen rauskitzeln. Aber ja, das ist eigentlich schon die Regel, dass die Leute dann fragen: “Ah, wissen Sie, ich habe doch das und das. Und der wächst nicht oder der blüht nicht oder da ist der und der Schädling dran.” Ja, aber ich finde das total schön. Also ich habe eigentlich viel zu viel Zeit, hier auf meiner Fläche unten zu sein, also im Verkauf zu sein. Mein Hauptarbeitsplatz ist leider im Büro. Das ist sicherlich auch wichtig, aber auf der Fläche zu sein, mit den Leuten zu reden. Dann sagen meine Mitarbeiter immer: “Ja, Sie reden ja nur, Sie müssen auch verkaufen.” Ich komme dann aber mit unseren Gästen und mit unseren Kunden vom Hölzchen aufs Stöckchen und rede mit denen dann wahrscheinlich viel, ohne jetzt den Gedanken des Kaufabschlusses so vor mir zu haben, wie das meine Mitarbeiter eher haben. Aber mir macht es unheimlich viel Freude, das muss ich sagen.

 

Heike Drexel: Das ist ja toll.

 

Gartentipps

 

Heike Drexel: Ja, da kommen wir jetzt gleich auch so zu diesem Block – ich habe mir ja so ein bisschen Themenblöcke überlegt – Gartentipps, also jetzt auch noch mal wirklich um das Thema Pflanzen. Was werden Sie denn am meisten gefragt? “Was ist eine gesunde Pflanze?” oder “Wie kriege ich das hin?”?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Häufig sind es Probleme mit dem Pflanzenschutz, das muss man in der Tat sagen, also dass Läuse, Pilzkrankheiten, Spinnmilben oder dergleichen auf Pflanzen sind, und man fragt mich, wie man das bekämpfen kann. Das ist eine ganz wichtige Sache. Schnittmaßnahmen werden häufiger gefragt oder grundsätzlich so Anlage, Pflanzenkombination. Wie groß wird die Pflanze? So das sind die großen Unsicherheiten. 
Für mich immer so ein ganz zentrales Thema ist, den Garten ganzheitlich zu betrachten. Also Pflanzenschutz alleine ist nicht das Thema, sondern ich muss natürlich auch in einem Garten ein ökologisches System sehen, wo auch die Nützlinge zum Beispiel gefördert werden müssen. Es nützt mir nichts, wenn ich alles gegen Vögel tue, weil die ja möglicherweise meine Johannisbeeren wegfressen, und wundere mich dann, dass die Läuse dann dabei sind und es ist keiner da, der die Läuse wegfrisst. Also man muss das als Ganzes sehen, finde ich. 
In Zeiten des Klimawandels – auch das ist ja ein wahnsinniges Thema, mit dem die Gärtner konfrontiert werden, auf der einen Seite ein Risiko, schwierig, aber auf der anderen Seite auch eine Riesenchance. Wir haben es mit Pflanzen zu tun, von denen wir vor 10, 15, 20 Jahren sagten: “Ah, das geht nicht bei uns, das funktioniert nicht”, die aber mittlerweile in den Gärten zu finden sind.

 

Heike Drexel: So dieses Tropische, Mediterrane mehr.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Gerade bei uns hier in den gemäßigten Klimazonen – das Rheinland ist natürlich prädestiniert –, die dann auf einmal Oliven – da bin ich allerdings immer noch ein bisschen kritisch –, aber ihren Oleander draußen lassen, ihre Hanfpalmen, von denen wir vorhin schon mal sprachen. Das funktioniert mittlerweile ganz gut. Früher hat man immer Probleme mit den Rosen gehabt, dass man die anhäufeln musste, dass es ja kalt werden konnte. Auch das passiert heutzutage gar nicht mehr. Ein bisschen Spätfrostgefahr, das ist nicht besser geworden, habe ich den Eindruck. Aber ansonsten kommt das natürlich diesen mediterranen Gärten entgegen. 
Man muss allerdings auch ein bisschen aufpassen, dass man die Insekten nicht so ganz vergisst und die Nützlinge und die Fauna auch mit dazu. Aber ich bin da nicht ganz so fundamentalistisch, würde ich es mal bezeichnen. Es gibt ja Leute, die sagen, nur heimische Pflanzen gehören in den Garten. Sie finden in einem Gartencenter fast nie eine züchterisch nicht bearbeitete heimische Pflanze. Das ist sehr, sehr selten. Und meine Erfahrung zeigt mir aber auch: Wenn man Pflanzen nimmt, die den heimischen oder den wenig züchterisch bearbeiteten sehr nahe kommen, haben die genau den gleichen oder vielleicht sogar noch einen besseren Effekt. Also man darf da nicht zu dogmatisch sein. 
Die Insekten, die Tiere sind natürlich wichtig, aber der Mensch auch. Der will natürlich auch einen schönen Garten haben und hat auch einen Anspruch darauf. Und ich glaube, dem Menschen einen Garten überzustülpen, der nicht zu ihm passt, wird nicht funktionieren. Also ich glaube, wir müssen das sowohl als auch machen. Aber es gibt ja so ein chinesisches Sprichwort – die Gärtner haben ja immer so blöde Sprüche –, der Garten ist der Spiegel der Seele. Aber so ein bisschen was ist schon dran. Also der Garten muss zum Menschen passen. Und deswegen sage ich auch immer, wenn man Gärten anlegt für Menschen, neu konzipiert, plant, es ist ganz, ganz wichtig, dass der Mensch sich darin wiederfindet. Wenn ich jetzt ein naturliebender Mensch bin und vielleicht auch nicht so ganz ordentlich und ich habe dann ein tolles Haus, Bauhausstil, und ich mache da einen ganz linearen Garten mit wenigen Pflanzen drin, ich glaube, der Mensch wird damit nicht glücklich, auch wenn es modern ist. Jeder denkt da natürlich: “Ja, das sind moderne Gärten. Ich brauche so was.” Nein.

 

Heike Drexel: Also wir haben ganz viel Löwenzahn im Garten. Was sagt das jetzt über uns aus?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Nein, ich finde das total toll. Also ich bin auch nicht der Englische-Rasen-Liebhaber. Und ich meine, das ist doch auch schön, wenn die Bienen dann im Löwenzahn sind. Man muss sich natürlich dann vielleicht von diesem englischen Rasen verabschieden.

 

Heike Drexel: Das haben wir.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Das ist ja auch nicht schlimm. Und für mich gehört auch eine etwas unorganisiertere Ecke in jeden Garten. Wir müssen nicht irgendwelche Schmetterlingsflieder – das ist ja invasiv, da muss man auch ein bisschen aufpassen –, aber Schmetterlingspflanzen setzen, wenn ich nicht was für die Raupen tue, wenn nicht irgendwo auch noch die Brennnessel im Garten einen Platz hat oder die Brombeere vielleicht. Das sind natürlich auch wertvolle Ecken. Das muss nicht überall so sein, man muss auch nicht das totale Chaos im Garten haben und den totalen Wildwuchs. Aber es muss auch schon diese Ecken geben. Und ich glaube, man muss der Natur im Garten so ein Stück weit auch Raum geben. 
Und ich komme damit gut zurecht. Bei mir ist auch nicht immer alles im Garten geleckt. Aber ich glaube, da summt es und schwirrt es und da sind viele Vögel und da ist wohl was für den Menschen mit dabei, dass der sich wohlfühlen kann, also ich, und mich entspannen kann. Ich finde mein Gemüse noch gut. Wir haben Obst im Garten. Aber es ist auch für die Insekten und für die Tiere immer ein Rückzugsgebiet. Da gibt es Igel, da gibt es ganz viele Vögel. Also das geht und diese Kompromisse kriegt man hin. Man muss sich allerdings auch mit den Pflanzen beschäftigen und das wird immer wichtiger. 
Es war, sage ich mal, in den 70er-, 80er-Jahren, es ist sehr viel Wissen verloren gegangen, auch durch den Wechsel der Generationen. Ich sagte vorhin ganz am Anfang schon mal, ja, das Gärtnern, das Gemüseanbauen, das Obstanbauen, das war nicht mehr so im Trend. Dann ist Wissen verloren gegangen. Es gab keine Obstbäume mehr, es gab keine Gemüsebeete mehr. Eine ganze Generation oder fast zwei Generationen kennen sich eigentlich gar nicht mehr so richtig mit dem Gärtnern aus. Die haben eine Wiese, die haben vielleicht eine rechteckige Staudenrabatte da, ein paar Koniferen und dann war es das. Und die Menschen müssen wieder lernen. Ich merke das auch bei den Lehrern zum Teil. Wir betreuen Schulgärten, da ist eigentlich gar kein Wissen mehr da. Und das ist natürlich auch ein weiter Weg, den Menschen – da sehe ich so ein bisschen auch meine Aufgabe so mit dem Fernsehen – eigentlich wieder Freude am Gärtnern zu vermitteln, aber auch die Basics wieder zu vermitteln.

 

Heike Drexel: Jetzt kommt ja noch ein anderer Aspekt dazu – Entschuldigung, wenn ich da jetzt so ein bisschen einhake –, das Thema Autarkie.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Absolut, absolut. Und der Wille auch, das zu essen, was ich selber produziert habe, wo ich weiß, da sind keine Pflanzenschutzmittel mit drin, das wurde nur organisch gedüngt, das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt. Ich war gestern, sagte ich vorhin auch schon mal, in einer Schrebergartenanlage, ganz viele junge Familien. Vor 20 Jahren, das war total öde. Da gab es genaue Höhen, wo die dann mit dem Zentimetermaß rumrannten: “Die Hecke darf nur 1,50 Meter sein, der Obstbaum nur 2 Meter.” Und mittlerweile rennen da Kinder rum, da sind Planschbecken. Das ist fast schon eine Ferienregion geworden. Wenn Sie im urbanen Bereich, wenn Sie in Köln sind, ein totaler Wandel innerhalb kürzester Zeit. Sie kriegen kaum in Köln einen Kleingarten gepachtet. Also eine ganz spannende Sache. 
Aber um zurückzukommen noch mal aufs Thema: Ich finde wichtig, dass die Menschen auch Erfolg mit dem Gärtnern haben. Wenn Sie zwei-, dreimal Tomaten angebaut haben und es hat nicht funktioniert, dann lassen Sie es sein. Also müssen wir es einfach machen. Also müssen wir den Menschen gute Tipps geben, Wissen vermitteln. Und da sind, glaube ich, auch wir Anbieter gefordert. Man denkt immer: “Ja, der freut sich, wenn alles kaputt gefroren ist, dann kann er es noch mal verkaufen.” Viel zu kurz gedacht, das ist auch gar nicht so. Ich freue mich am meisten, wenn die Gärtner, wenn meine Kunden Erfolg haben. Das ist doch das Allerbeste. Und dann geben die auch noch mal im nächsten Jahr wieder Geld aus. Das ist nachhaltig, nicht der kurzfristige Erfolg, alles noch mal zweimal verkaufen. 
Und mit dem Klimawandel wird es immer wichtiger, auch die Pflanzen zu kennen. Vorher, die Sommer waren ja immer etwas durchwachsener, da ging auch mal eine Hortensie in der Sonne. Das geht aber heutzutage nicht mehr. Wir haben solche Sonneneinstrahlung, wir haben Trockenphasen, das funktioniert nicht mehr. Ich muss mich also wirklich mit der Pflanze auseinandersetzen. Es gibt aber ja dafür auch mittlerweile so viele Informationen im Internet, in den Medien, Facebook Groups.

 

Heike Drexel: Gibt es nicht schon wieder fast zu viel?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, und es gibt auch viel Desinformation oder Fehlinformation. Man muss da schon gucken, dass man das Richtige herausfiltert. Aber es gibt durchaus auch gute Informationen, auch wissenschaftlich fundierte Informationen und damit muss ich mich ein bisschen beschäftigen. Also es geht nicht mehr so: “La, la, la, das geht schon irgendwie. Ich gehe mal ins Gartencenter, was gerade blüht, das pflanze ich da hin.” Nein, damit muss man sich ein bisschen auseinandersetzen. 
Aber es gibt auch eine wachsende Zahl an Menschen, die dazu bereit sind. Wir haben tendenziell mehr Freizeit. Der eine kümmert sich gerne um den Garten und intensiv um den Garten. Wir haben manchmal Kunden, die kennen sich in manchen Bereichen, in denen sie sich spezialisiert haben, deutlich besser aus als ich. Auch das muss man durchaus anerkennen. Also man lernt auch immer noch dazu. 
Aber die Leute müssen Erfolg haben mit ihrem Gärtnern. Das ist ganz, ganz wichtig. Die müssen Spaß dabei haben und es muss auch hinten was Vernünftiges rauskommen. Ansonsten ist das nicht nachhaltig. Dann ist irgendwann doch wieder alles nur Rasen und Wildwuchs in den Gärten, was wir eigentlich nicht unbedingt so wollen.

 

Heike Drexel: Gibt es denn eigentlich den grünen Daumen? Man sagt das doch immer so, es gibt Menschen, die haben den grünen Daumen. Oder man sagt auch immer, man muss mit den Pflanzen sprechen, damit sie wachsen. Was halten Sie denn von solchen Sprüchen?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also ich glaube, das Mit-den-Pflanzen-Sprechen hilft eher dem Gärtner als den Pflanzen. Die Erfahrung habe ich nicht gemacht, muss ich sagen. Aber der grüne Daumen? Nein, glaube ich nicht. Also wenn man sich auf das Thema einlässt, wenn man sich auf das Thema Pflanze einlässt und ein paar Prinzipien, wie gesagt, zum Beispiel die standortbezogene Verwendung – also eine Pflanze wächst nicht da, wo sie nicht wachsen will –, wenn ich weiß, ich mache die Spitze raus und dann verzweigt die sich automatisch, solche grundlegenden Prinzipien, wenn man die einmal beherzigt, dann kommt man eigentlich sehr, sehr gut durch. Und man muss aber auch wollen. Und natürlich ist auch Garten ein Stück weit Arbeit. Die Engländer machen es aber schöner, die nennen das Gardening.

 

Heike Drexel: Aber in England ist das ja eine richtige Kultur. Also ich meine, mit dieser …

 

Gartenarbeit – Meditation und Fitness

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, aber warum kann das bei uns nicht die Kultur sein? Bei uns bis vor wenigen Jahren – das ändert sich ja auch –, da war der Mercedes oder der BMW oder der Audi im Vorgarten, also nicht im Vorgarten, sondern vor dem Vorgarten, das Statussymbol. Ich merke aber auch, dass da ein Umdenken einsetzt. Ich merke, dass der Garten Statussymbol, Teil der Identität wird. Also da setzt bei uns auch schon ein gewisses Umdenken ein. Und ich glaube, man muss auch ein Stück weit die Einstellung zur Gartenarbeit ändern. Gartenarbeit kann auch Vergnügen sein. Für mich ist es sehr beruhigend, fast meditativ, im Garten mal Unkraut zu jäten oder zu gießen. Da kann ich mich mit ganz anderen Dingen beschäftigen, auch manchmal gar nichts denken. Man guckt sich die Pflanzen an. 
Und ich glaube, die deutsche Mentalität ist erst mal so: “Boah, ich arbeite vier Stunden im Garten, klatschnass geschwitzt, vielleicht noch ein Sonnenbrand, weil ich keinen Hut angehabt habe. So. Und dann kommt das Schöne. Ich setze mich hin und trinke vielleicht ein Glas Wein oder eine Flasche Bier und mache vielleicht noch den Grill an.” Das ist eigentlich genau das Falsche. Genießen Sie Ihre Gartenarbeit. Das ist auch sportlich, ist gesund. Also ich meine, meine Figur sagt das zwar nicht, aber es ist sehr gesund, Gartenarbeit zu betreiben, wenn man es sehr ausgewogen macht. Es gibt alte Gärtner – ich habe gestern noch mit einer 84-Jährigen, glaube ich, gegärtnert, die war total fit. Ich sage: “Das ist ja Wahnsinn, Sie sehen ja aus wie eine 60-Jährige.” “Ja, ich habe mein Leben lang gegärtnert.”

 

Heike Drexel: Okay, also das neue Fitness…

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ich glaube schon, dass das ist, weil es auch eine nicht stressige Arbeit ist. Unser Job hat sich in den letzten Jahren sehr, sehr gewandelt. Ich kenne das noch zu Zeiten meines Vaters, da saß die ganze Familie. Mein Vater hat pikiert, mit zwei Mitarbeitern pikiert. Also wenn eine Saatkiste ausgesät worden ist, die Pflanzen stehen zu dicht, die werden dann vereinzelt. Das nennt man pikieren, ist eine wahnsinnig fummelige Arbeit. Die Pflänzchen haben dann einen Zentimeter, zwei Zentimeter Größe. So, da war die ganze Familie mit dabei. Die haben lange gearbeitet, meine Eltern haben unheimlich viel gearbeitet. Die haben aber diesen zeitlichen Stress nicht gehabt. 
Da war auch die Familie immer noch dabei. Das funktioniert heute ja gar nicht. Also wenn ich nicht mittags zum Essen nach Hause gehe, manchmal bin ich vor meinen Kindern aus dem Haus und komme nach meinen Kindern, wenn die im Bett sind, nach Hause. Das hat sich vollkommen gewandelt. Und dieses Ruhige, dieses gärtnerisch Meditative, Beruhigende, das ist eigentlich komplett weg. Und das finde ich auch für uns Unternehmer echt einen Riesenverlust. Also dieser idealisierte Beruf Gärtner, den viele noch haben, den gibt es gar nicht mehr. Heute die Produktionsgärtner, das sind maschinell hoch technisierte Unternehmen. Da brauchen Sie eher einen Schlosser als einen Gärtner. Da reicht ein Gärtner auf 15.000 Quadratmetern und den Rest machen dann Maschinen, Ungelernte. Das ist leider ganz, ganz anders geworden. So funktioniert es wahrscheinlich nicht nur – da sind wir nicht der einzige Wirtschaftsbereich. Aber es ist schon ein Stück weit Verarmung.

 

Heike Drexel: Absolut. Also das ist ein total spannender Aspekt, den habe ich noch nie so gesehen. Das muss ich mir wirklich mal merken, wenn ich das nächste Mal über die Gartenarbeit nachdenke, dass ich sage: “Okay, das ist jetzt mein Fitness- und Meditationsprogramm.” Wahrscheinlich dann so eine Kombination aus mal eine halbe Stunde Rasen mähen, also dann bewegen, dann mal irgendwie wieder auf den Boden, irgendwie ein bisschen rauf, runter, Kniebeugen.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Das ist auch ein ganz wichtiges Thema, das müssten wir eigentlich auch noch mal mit dem Fernsehen machen, körperschonendes Arbeiten, das richtige Werkzeug benutzen. Wie bewege ich mich? Gerader Rücken, heben. Es gibt auch mittlerweile gute Werkzeuge, technisch gute Werkzeuge.

 

Heike Drexel: Ja, das ist eine Inspiration.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Das ist ein spannendes Thema, müsste man eigentlich mal wirklich mit einem Sportmediziner oder dergleichen machen oder mit einem Orthopäden: Wie kann man sich rückenschonend – vor allen Dingen Rücken, das ist ja so das Hauptleiden. Aber andererseits natürlich, alle arbeiten viel an Schreibtischen. Wir stehen jetzt.

 

Heike Drexel: Ja, ich finde das auch gut bis jetzt. Ja, prima.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Fast zwei Drittel arbeite ich im Stehen. Aber da kann natürlich auch der Garten ein guter Ausgleich sein, also dass man so ganzheitlich den Körper betrachtet. Ich weiß es jetzt nicht, ich bin kein Mediziner, aber ich glaube, das ist schon ein bedenkenswerter Aspekt beim Gärtnern.

 

Heike Drexel: Ja, das ist doch eine gute Idee. Genau, dann machen Sie die nächste WDR-Sendung und sagen: “Inspiriert durch den Podcast ‘Unternehmen im Gespräch’.”

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Genau, so werden wir das tun.

 

Heike Drexel: Super. Super, super.

 

Trends und Inspirationen

 

Heike Drexel: Ja, was ist denn – vielleicht jetzt noch so zum Abschluss zum Thema Gartenblock – so die Trendpflanze für dieses Jahr?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Oh.

 

Heike Drexel: Gibt es da eine?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Eine Pflanze für dieses Jahr?

 

Heike Drexel: Leute möchten ja immer gern wissen: Was ist so up to date, was ein Must-have?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also eine Trendpflanze selber will ich nicht sagen, aber was eine unheimliche Renaissance erlebt hat, sind Zimmerpflanzen. Dieses Thema Urban Jungle, zu Hause sein Zimmer möglichst grün, das ist ein richtiger Hype.

Wenn man schon mal das Wort Tulpenfieber gehört hat, damals, wie die ersten Tulpen kamen mit Virus belastet, die dann viele Farmer – Sie glauben es nicht. Also das sind die hässlichsten Monsterarten, für mich hässlich, aber selten. Da kostet so ein Pöttchen 500 Euro. Also irre! Das ist in der Tat ein Hype, der auch sehr, sehr viele junge Leute trifft. Auch die Züchtung, also Züchtung muss gar nicht unbedingt sein, aber die Selektion von anderen Pflanzen, ein neues Sortiment, neue Pflanzen, neue Sorten, großblättrige Arten, das begeistert auch viele, viele junge Menschen, gerade in Zeiten von Corona, wo man ja im Büro war und sehr viel Zeit hatte, zumindest zwischen den einzelnen Calls und Zoom-Meetings und, und, und Zeit hatte, sich so ein bisschen um sein Zuhause zu kümmern. Und da waren Pflanzen natürlich ganz weit vorne. 
Und das Thema insgesamt – aber das sagten Sie auch schon mal – Nachhaltigkeit, Gemüse, Obst selber anbauen, auch das ist ein Thema, das sehr, sehr viele Menschen beschäftigt, auch auf kleinstem Raum, entweder auf der Terrasse oder sogar im Zimmer. Das geht ja bis hoch technisiert, dass Sie irgendwie Klimakammern mittlerweile von diversen Elektrogeräteanbietern haben. Das ist wie so ein Backofen und das können Sie dann aufmachen, da schieben Sie Ihre Kräuter rein. Da ist das entsprechende Licht, die entsprechende Luftfeuchtigkeit, die entsprechende Temperatur. Und da können Sie wie so im Schnellen Brüter dann Ihre Kräuter machen. Das ist sicherlich ein Thema für die Produktion. Ob das jetzt im Hobbybereich sein muss, weiß ich ehrlich gesagt nicht. 
Aber es gibt natürlich auch diese Technikfreaks, die das bis ins kleinste Detail machen. Smart Home, Smart Gardening ist so ein Thema. Da sind die Männer natürlich auch immer ganz gerne dabei, wenn ich alles steuern kann, die Beleuchtung, die Bewässerung. Das ist natürlich schon ein spannendes Thema, führt aber für mich so ein bisschen vom Problem oder von der Wurzel eigentlich weg im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wenn Menschen damit glücklich sind, sollen sie das natürlich machen.

 

Heike Drexel: Auf jeden Fall. Also sind Sie eigentlich derjenige, der die Inspiration zu Ihren Kunden bringt, also sprich, die Trends zu den Kunden bringt, weil Sie die irgendwo aufgreifen? Oder muss ich mir das vielleicht eher so vorstellen, ja, ich denke, Sie kaufen ja auch im Großhandel ein und Sie werden dadurch quasi, durch deren Angebot, was dort vorhanden ist, inspiriert und suchen sich dann was aus und überlegen sich dann, ob das in Ihrem Markt ankommt?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also ich glaube, es wäre verwegen zu sagen, wir setzen Trends. Das kriegen wir nicht hin. Dazu haben wir gar keine Macht und dafür sind wir auch nicht bedeutend und groß genug. Trends werden gesetzt in den Zeitschriften, in den Medien, im Internet. Da kommen die her. Literatur ist nicht – also es lesen auch noch viele Leute Gartenbücher. Das sollte man gar nicht so denken.

 

Heike Drexel: Und die ganzen Zeitschriften, die es ja gibt.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Und die ganzen Zeitschriften, ganz genau. Manch eine Gartenzeitschrift hat ja eine höhere Auflage als “Spiegel” und “Stern” zusammen oder “Focus”. Also insofern, das ist schon eine ganz wichtige Sache. Wir holen uns aber die Inspirationen natürlich auch über unsere Fachzeitschriften. Wir holen uns unsere Inspirationen über den Besuch der Messen. Das war in den letzten zwei Jahren etwas schwieriger. Das geht langsam wieder los. Gerade weil bedeutende Messen – unsere Pflanzenmesse ist immer im Winter. Da waren die Corona-Zahlen natürlich eher schwierig. Also das sind so für uns die Haupterkenntnisgewinne.
Aber wir sind natürlich auch viel im Einkauf unterwegs. Ich kaufe viel auf Versteigerungen. Das macht man mittlerweile auch nicht mehr dort, sondern man kann das von zu Hause aus machen. Das ist ein sehr fordernder Job, ein sehr schnelles Geschäft. Das ist ein Teil unseres Einkaufes. Aber Sie haben das ganze Sortiment dort vor Augen. Die Preisbildung ist extrem schnell, der Besitzerwechsel ist extrem schnell. Wir haben dann sehr frische Ware. Das ist für uns auch ein ganz wichtiges Kriterium. Wir sind eigentlich jeden Tag am Niederrhein. Wir haben da eine Plattform, eine Logistikplattform, da liefern auch Gärtner hin, aber auch der Ureinkauf aus Holland, aus Dänemark. Alles kommt dahin und dann können wir das jeden Tag auch logistisch mit nach Hause nehmen, sodass wir als kleines Unternehmen eigentlich sehr schlagkräftig sind, was Frische betrifft. Und einer der Schlüssel für unseren Erfolg ist diese relativ hohe Drehzahl und die Frische der Produkte. Das können die Filialisten nicht ganz so gut, weil die halt mehr Struktur und mehr Hierarchieebenen dahinter haben.

 

Produktion – Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

 

Heike Drexel: Kommen denn Pflanzen eigentlich auch aus Afrika?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Pflanzen eigentlich nicht, aber es kommen sehr viele Schnittblumen aus Afrika.

 

Heike Drexel: Ah, Schnittblumen.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also Rosen, Kenia ist da ein Thema, andere Sachen aus Simbabwe. Wir haben Mittelamerika, Kolumbien, Ecuador. Wichtige Produktionsländer sind unter anderem auch noch Dänemark, Holland natürlich, sowohl was die Produktion betrifft, aber über Holland oder über die Niederlande läuft auch ein Großteil des Importes. Also da wird importiert.

 

Heike Drexel: Über Rotterdam dann so.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Genau. Und wir importieren dann aus den Niederlanden. Wobei Deutschland als Produktionsstandort und gerade das Rheinland und der Niederrhein sehr, sehr bedeutend sind. Also das nimmt man gar nicht so wahr, aber wenn man mal wirklich am Niederrhein ist, fährt Richtung Venlo, holländische Grenze, da sind enorm viele sehr, sehr schlagkräftige Unternehmen, auch sehr, sehr viele Familienunternehmen, die das sehr lange machen. Das ist ein spannendes Thema und da ist auch eine sehr, sehr große Vielfalt an Produktion und an Angebot.

 

Heike Drexel: Ja, ich habe auch schon Tomaten aus dem Niederrhein gekauft. Da gibt es ja ganz viel, Spargel.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Walbeck ist ja da ein Beispiel.

 

Heike Drexel: Ja, genau.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Wir sind oft da unten und bringen auch für die Mitarbeiter und für uns alle Spargel mit. Ja.

 

Heike Drexel: Nein, das ist ja auch wirklich in dem ganzen globalen Thema mit “Wir kaufen lokal und regional ein” extremst wichtig mittlerweile.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Man muss natürlich dann die Frage stellen: Was ist noch regional, was ist lokal? Wir machen uns schon viele Gedanken: Ist es sinnvoll, in Afrika Rosen anzubauen? Das kann man natürlich kritisch hinterfragen.

 

Heike Drexel: Ja, aber es sind auch Arbeitsplätze in Afrika.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Erstens sind es Arbeitsplätze in Afrika. Wir müssen natürlich verantwortlich mit diesen Arbeitsplätzen umgehen. Also da gibt es auch die entsprechenden Labels. Ist es sinnvoll, das vielleicht im Winter in Holland zu machen mit einem hohen Energieeinsatz, mit einem hohen Lichteinsatz? Das sind alles Fragen die man sich stellen muss. Ich bin hin zu Diskussionen mit Ökoverbänden, die sagen: “Wir brauchen im Winter keine Schnittblumen.” Das ist natürlich ein Standpunkt.

 

Heike Drexel: Auch: “Wir brauchen keine Erdbeeren im Winter.” Das ist das Gleiche.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Genau, der Standpunkt. Erst mal: Ich habe Verantwortung auch für die Arbeitsplätze da unten. Was bin ich, dass ich mir rausnehme: “Euch brauchen wir nicht mehr”? Ich finde es schwierig. Ich bin ja auch Unternehmer nicht zuletzt. Und was mache ich denn mit meinen Floristen, dass die nur noch von April, wenn bei uns im Garten Blumen blühen, bis zum Oktober Blumen verkaufen? Was machen die das restliche halbe Jahr?

 

Heike Drexel: Früher war das so, nicht? Da hat man die Leute im Sommer beschäftigt und im Winter ausgestellt. Ich habe das noch bei meinem Vater so erlebt.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, das können Sie sich heute gar nicht mehr erlauben.

 

Heike Drexel: Aber das geht heute ja gar nicht.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Das geht gar nicht mehr. Aber wir haben auch schon immer eigentlich Schnittblumen unter Glas angebaut. Also das ist jetzt nichts Neues, das hat eine lange Tradition. Das fing ja schon mit den Orangerien jetzt bei den Topfpflanzen an. Früher gab es den gläsernen Weinberg. Also das hat schon eine gewisse Tradition. Und ich finde, auch wenn man sagt, Schnittblumen sind ein Wegwerfprodukt, kann man natürlich diesen Standpunkt haben. Ich finde, es bringt trotzdem Freude. Und wir achten auch gerade bei Schnittblumen immer mehr auf Nachhaltigkeit, immer mehr dieser Naturcharakter, Wiesenblumen, die voll im Trend sind. Die kommen aber natürlich dann im Winter eher aus Simbabwe als aus Kevelaer. So ist es. 
Aber das ist der weltweite Handel. Und insgesamt sind die Produkte sehr kompakt, die nehmen wenig Platz weg. Wir haben die Rückfrachten mit den Touristenfliegern. Das war allerdings auch bei Corona natürlich ein Problem. Da waren die Frachtkapazitäten gering. Aber ich glaube, insgesamt werden wir den Handel nicht unterbinden können. Und ich glaube, es ist auch nicht gut. Wir müssen auch den Ländern eine Chance geben, marktfähige Produkte auch an uns zu veräußern. Alles andere wäre auch ein bisschen kurzfristig gedacht. Die haben auch bessere Wachstumsbedingungen für bestimmte Pflanzen, als wir sie haben. Wir treiben einen Riesenaufwand, um diese Wachstumsbedingungen zu generieren. Die haben sie, lassen wir die doch produzieren.

 

Heike Drexel: Das muss mit Bedacht entschieden werden und nicht jetzt einfach global wieder alles, zack.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Nein. Aber wir müssen unsere Standards natürlich denen auch bieten. Das finde ich ganz wichtig. Und uns tut es nicht weh, wenn die Rose im Einkauf drei Cent mehr kostet oder vier Cent. Das tut keinem weh. Aber wir können den Menschen natürlich viel damit helfen. Aber da sind natürlich auch viele Organisationen gefordert. Da sind die Produzenten gefordert. Ich als Nachfrager habe kaum Einfluss darauf, muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn ich wüsste – es gibt natürlich Fairtrade.

 

Heike Drexel: Fairtrade, wollte ich gerade sagen, das gibt es doch als Label. Den Kaffee kann ich schon kaufen mit Fairtrade.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Ja, aber bei Schnittblumen ist es nicht ganz so einfach. Also ich versuche seit Jahren einen Produzenten zu finden, wo man sagt, ich gebe drei Cent, vier Cent mehr für die Rose und habe dann wirklich Fairtrade. Das in großen Mengen über eine längere Zeit kontinuierlich anzubieten, ist relativ schwierig. Da müsste meines Erachtens noch ein bisschen mehr passieren. Das müsste eigentlich generell so sein, dass die Produkte fair produziert werden und auch kontrolliert fair produziert werden. Das sollte, finde ich, eine Selbstverständlichkeit sein, gerade bei diesen Produkten, die wir ja alle nicht zum Leben brauchen. Das tut ja keinem weh, wenn er drei Cent mehr bezahlt.

 

Prägende persönliche Erlebnisse

 

Heike Drexel: Ja, das waren jetzt schon total viele interessante Aspekte rund ums Gärtnerdasein. Bevor ich jetzt zu meiner ganz beliebten Schlussfrage komme, möchte ich Sie noch mal ganz kurz fragen: Gibt es noch irgendwie so Stationen oder Geschichten, wo Sie so spontan sagen: “Ja, die haben mich ganz besonders geprägt”?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Also eines war sicherlich, als wir neu eröffnet haben und meinen schwerst kranken Vater habe ich im Rollstuhl noch hier durchgefahren. Das ist jetzt sehr persönlich, aber das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde, nie. Auch diese Übergabe, dann zu sagen: “So, jetzt, das ist jetzt deins.” Also als Unternehmer hat mich das unheimlich bewegt. Sicherlich gibt es schönere Dinge zu erleben, aber nicht viele, die einem so an die Seele gehen. 
Was mir immer wieder Freude macht – das sagte ich auch schon mehrfach –, ist das Gespräch mit Menschen, mit Menschen zu interagieren, mit Menschen Gärten zu erleben, auch Menschen in ihren Gärten zu besuchen. Das ist ja auch total spannend. Also das sind so die Highlights eigentlich, wenn ich in einen schönen Garten komme oder der noch nicht mal so schön ist, aber der die Menschen so widerspiegelt. Ich würde mir nie erlauben, zu einem Garten zu gehen und zu sagen: “Oh, das ist aber nichts, das ist nicht schön” oder so. Wenn der zu den Menschen passt und wenn die sagen: “Bin ich stolz”, gebrüstet sind und sagen: “Boah, gucken Sie mal da”, und wenn da 25 Gartenzwerge drin stehen, dann ist das für die Menschen schön und dann finde ich das auch zu den Menschen passend. Und da würde ich mir nie herausnehmen, das irgendwie kritisieren zu wollen.

Und das finde ich eigentlich, diese Vielfalt, diese unterschiedlichen Interessen und vom teuren Garten – man kann auch in kleinsten Gärten ein Kleinod schaffen. Das sind immer die Sachen, die mich sehr bewegen. Und wenn die Menschen dann so richtig stolz sind und so richtig: “Gucken Sie mal da, was ich für tolle Tomaten habe”, das finde ich immer sehr schön, muss ich sagen.

 

Heike Drexel: Schön. Ja, das finde ich auch jetzt total schön, diese Wertschätzung und nicht immer alles negativ und dies und das bewerten müssen. Wir bewerten ja in den ganzen Zeiten. Und nein, das ist eine tolle Einstellung, die Sie da haben.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Davon muss man sich frei machen. Das Einzige, wo man gärtnerisch immer ein bisschen sagt: Eine Pflanze an einen falschen Standort setzen, das ist immer schwierig. Also da … Aber ob da Geschmack ist oder nicht oder groß und klein, total egal. Den Leuten muss es Freude machen. Das ist das A und O.

 

Heike Drexel: Absolut.

 

Abschlussfrage

 

Heike Drexel: Ja, dann kommen wir jetzt, Herr Ramme, zu meiner beliebten Schlussfrage: Was würden Sie machen, wenn Sie 5 Millionen Euro im Lotto gewinnen würden?

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Oh, schwierige Frage. Ich spiele schon seit vielen Jahren Lotto. Es hat leider noch nie funktioniert. Ja, ich habe schon so ein paar Träume, was betrieblich noch betrifft. Wir haben ein paar Pläne. Das würde manche Entscheidung erleichtern, zu expandieren noch mal. Ich würde versuchen, für mich und meine Familie ein bisschen mehr Zeit zu haben. Aber ich würde mein Unternehmen auf jeden Fall in dem Geist und in dem Enthusiasmus und mit dem Engagement weiterführen. Ich glaube nicht, dass ich mein Leben grundsätzlich ändern würde, aber es gibt so ein paar kleine Träume, die ich habe. Ich träume seit vielen Jahren von einem Segelboot und ich träume seit vielen Jahren davon, dafür auch ein bisschen Zeit zu haben. Dazu hat es bisher nicht gereicht. Das wären so kleinere Wünsche. Aber ansonsten glaube ich nicht – nein, ich bin eigentlich so zufrieden mit meinem Leben. Und ich habe viele Freunde, die viel mehr Geld haben als ich, und damit komme ich gut klar. Ich bin mit meinem Leben so zufrieden. Und ich glaube nicht, dass ich vieles anders machen würde, wenn ich noch mal die Entscheidung hätte.

 

Heike Drexel: Wunderbar. Sehr schön. Vielen, vielen Dank, Herr Ramme, für dieses wunderbare Gespräch. Es hat total Spaß gemacht.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Mir hat es auch Spaß gemacht. Vor allen Dingen viele Dinge, die für uns so selbstverständlich sind, die werden einem in so einem Gespräch doch noch mal wieder so ins Bewusstsein geführt. Und das finde ich auch sehr, sehr schön. Es hat mir sehr viel Freude gemacht. Vielen Dank.

 

Heike Drexel: Vielen Dank. Tschüss.

 

Heinz-Rüdiger Ramme: Tschüss.

 

 

PS: Hat dir dieses Gespräch mit meinem heutigen Interviewgast gefallen? Und hast du dir zwischendurch gedacht: “Diesen einen Tipp oder den Satz, den möchte ich mir gerne merken und aufschreiben”? Dann schaue doch gerne auf meiner Webseite nach. Sie heißt unternehmenimgespraech.de. Dort findest du das ganze Interview zum Nachlesen in der Podcastfolgen-Übersicht. 
Und an dieser Stelle möchte ich dir meinen Werbepartner vorstellen. Das ist transkriptomat.de. Der Transkriptomat ist mein Online-Tool, wenn es darum geht, das gesprochene Wort von Audiodateien wie Podcasts oder auch Videos dank einer präzisen Spracherkennung günstig zu verschriftlichen. Aus dem erstellten Fließtext im Word-Format kannst du dann mit etwas Nachbearbeitung zum Beispiel einen Blogbeitrag für deine Webseite generieren. Dadurch erhältst du mehr Besucher auf der eigenen Webseite, da Suchmaschinen wie Google vorrangig Texte durchsuchen und als Ergebnis anzeigen. Denn wie heißt es so schön? Nur wer sichtbar ist, findet auch statt.