Jean-Marc Noel, CEO und Co-Founder von Trusted Shops AG, Köln: “Vertrauen ist die Grundlage unserer Gesellschaft”

Heike Drexel: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts “Unternehmen im Gespräch”, dem Interview Podcast mit Unternehmer*innen und Solopreneur*innen aus dem Rheinland. Heute bin ich mitten in Köln, in Ehrenfeld, und zwar bei der Firma Trusted Shops AG. Den Namen Trusted Shops beziehungsweise das Logo der Firma kennen bestimmt ganz viele Menschen, die online einkaufen. Denn Trusted Shops verkauft Vertrauen mittels eines Gütesiegel. Vor 20 Jahren in Köln gegründet, arbeiten heute fast 900 Mitarbeiterinnen hier und an sechs europäischen Standorten für eine Community von circa 30.000 Onlineshops. Ich freue mich sehr auf das Gespräch mit dem Gründer und CEO, Jean-Marc Noël. Hallo Jean-Marc.

Jean-Marc Noël: Hallo Heike, ich freue mich auch sehr.

EIGENSCHAFT ALS UNTERNEHMER

Heike Drexel: Ja, ich auch. Als ich mich auf unser Gespräch vorbereitet habe, Jean-Marc, hatte ich in einem anderen Podcast Interview gehört, wie du folgenden Satz gesagt hast: Ich bin Optimist, sonst wäre ich nicht Unternehmer geworden. Nun hast du vor über 20 Jahren das Unternehmen gegründet. Ist Optimismus die wesentliche Eigenschaft, die man als Mensch haben sollte, um erfolgreicher Unternehmer oder Unternehmerin zu sein?

 

Jean-Marc Noël: Ich kann das auf jeden Fall sagen: Ja, uneingeschränkt ja. Man muss sogar Berufsoptimist sein, weil natürlich auf dem Weg zum Unternehmertum, es funktioniert nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Dennoch muss man, wie ich finde, einen klaren Kompass haben. Und immer wieder dieser Wille, diese Motivation haben, das zum Besseren zu bringen. Und das ist dieser Optimismus, den man dafür braucht.

 

Heike Drexel: Welche Eigenschaften sollte man denn sonst noch haben? Also ich denke mal, Resilienz wahrscheinlich, weil du sagst es schon so mit Herausforderungen.

 

Jean-Marc Noël: Ja, Resilienz und Beständigkeit. Also man muss wirklich am Ball bleiben. Natürlich stellt man sich bestimmte Ideen, man hat bestimmte Ideen, man möchte das Ganze auch umsetzen, aber manchmal funktioniert das ja nicht immer und man macht Fehler. Und aus diesen Fehlern versucht man natürlich zu lernen, besser zu werden, aber manchmal dauert das etwas ein bisschen länger, bevor das Ganze sich einstellt. Und wenn man aber an diese Idee glaubt und davon überzeugt ist, dann muss man manchmal rechts und links diesen Lärm, den andere vielleicht machen und sagen: Ach, das wird doch nicht funktionieren. Und das ist ein Problem und das ist ein Problem, ein bisschen ausschalten und am Ball bleiben. Und dann, glaube ich, stellt sich dein Erfolg ein.

 

UNTERNEHMEN UND LEBENSWEG

 

Heike Drexel: Dann möchte ich jetzt natürlich gerne erst mal wissen oder ich denke auch unsere Zuhörer*innen, was genau machst du denn in deinem Unternehmen? Ich möchte natürlich danach auch noch wissen, wie es dazu gekommen ist, dass du gegründet hast, wie dein Lebensweg ist, aber erst erzähle uns doch mal bitte ein bisschen, sagen wir mal, vielleicht wie in so einem Elevator Pitch, in ein paar Sätzen, was ihr macht.

 

Jean-Marc Noël: Ja, also wir haben eine Vision und die Vision ist eine digitale Welt, der man trauen kann. Und das ist, wie ich finde, weil Vertrauen ist natürlich die Grundlage, auch die Grundlage für eine Gesellschaft. Ohne Vertrauen, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie ich leben kann. Vertrauen ist auch ökonomisch sehr sinnvoll, weil stelle dir vor, man müsste alles absichern, das würde eigentlich wahnsinnig viel Geld kosten. Und auch Vertrauen per Definition, es ist die Fähigkeit auch Risiken einzugehen für die Zukunft. Und zum Beispiel, wenn ich eine Innovation und wenn ich zum Beispiel als Unternehmer etwas Neues mache, dann gibt es keine Garantie, dass die Sachen funktionieren. Ich muss Vertrauen haben, dass das funktioniert. Also Vertrauen ist wirklich sehr wichtig, deshalb diese Vision. Und wenn man sieht, was heutzutage, also wie die Welt und insbesondere die digitale Welt sich weiter entwickelt, dann glaube ich, kann man sehr gut daran ablesen, wie wichtig das ist, Produkte, Service, Hilfe zu haben, um durch diese digitale Welt zu navigieren. Denke an zum Beispiel die neuesten Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz beispielsweise, wo es wahnsinnig einfach sein wird, Informationen in die Welt zu setzen, Content in die Welt zu setzen, die wirklich einfach künstlich ist. Und dazu brauchst du Lösungen und das war die Idee. Wir konnten das natürlich noch nicht so ganz vorhersagen, so vor 20 Jahren, aber diese Gedanken waren da und daran bleiben wir. Und dass ist das, was wir tun, jeden Tag. Wir entwickeln Produkt und Service, um genau dieses Vertrauen zwischen Mensch und Organisation, in diesem digitalen Zeitalter, zu ermöglichen.

 

Heike Drexel: Konkret heißt es, glaube ich, ihr habt ein Produkt, das ist ein Gütesiegel. Dann habt ihr das Produkt Käuferschutz, in Kombination. Und als drittes Standbein ist es noch dieses Erkennen von Fake Shops, wenn ich das richtig recherchiert habe.

 

Jean-Marc Noël: Ja, das ist schon gut. Also die ganze Idee ist es, du musst dir vorstellen, vor 20 Jahren, auch das habe ich ein paar Mal gesagt, aber ich fand es wirklich sehr wichtig, es gab, ich glaube, 1993, in einem Magazin namens New Yorker, einen Cartoon von einem Cartoonist namens Peter Steiner. Und auf diesem Cartoon, du musst ja vorstellen, du hattest einen Tisch, es gibt einen Bildschirm auf diesem Tisch, einen Computer auf diesem Tisch und es gab einen Stuhl und auf diesem Stuhl saß ein Hund. Und es gab noch einen weiteren Hund. Und dieser Hund auf dem Stuhl, sagt dem anderen Hund: Du weißt, im Internet, niemand weiß, dass ich ein Hund bin. Und ich fand, das hat wirklich die Sachen wirklich gut erfasst, was diese Themen sind. Und deshalb haben wir angefangen zu sagen: Naja, wie können wir das Problem lösen?

 

Heike Drexel: Und entschuldige, wenn ich da jetzt einhake und heute ist es ja dann so, dann sitzt vielleicht sogar die Katze da vor und macht: Wau, wau, wau, wie der Hund. Also das ist durch die KI, die künstliche Intelligenz, die Sprachintelligenz auch dann noch möglich, das kommt on top.

 

Jean-Marc Noël: So ist das. Und übrigens, das ist interessant, weil das ist für beide Seiten. Es ist ja nicht nur für den Verbraucher ein Thema, es ist für den Onlineshop oder beziehungsweise für ein Business auch ein Thema. Mit wem habe ich es zu tun? Und unsere Idee ist einfach eigentlich simpel zu sagen, es gibt da draußen Millionen von Leuten, die einfach nichts anderes wollen, als vernünftig einzukaufen, ohne Probleme. Und es gibt da draußen Abertausende von Unternehmen, die gute Unternehmen sind, die einfach nur eins wollen: Ihre Produkte gut verkaufen. Und unsere Aufgabe ist es, diese zwei, diese Communities, im Grunde miteinander zu vernetzen. Und dafür haben wir ein Produkt entwickelt. Das war damals, vor 20 Jahren, also jetzt, wir sind in einer Zeitmaschine, wir müssen zurückgehen. Damals ist es eCommerce, heute übrigens, es geht über eCommerce hinaus, aber damals eCommerce. Und die Lösung ist eine Kombination. Zum einen geht es ja darum, Bewertungen zu nehmen, und zwar echte Bewertung, weil diese Bewertungen sind so was wie, man kann sagen, die Währung des Vertrauens. So und so viel Bewertung hast du, so und so viel Rating, dann schaut jeder darauf und so weiter, dass ist das eine.

 

Heike Drexel: Wobei, ich glaube, es kommt auch darauf an, wie viele Bewertungen dann jemand hat. Wenn jemand nur so zehn hat, dann weiß du, das vielleicht neun Friends und Family sind.

 

Jean-Marc Noël: So ist das, genau.

 

Heike Drexel: Aber das muss schon eine gewisse Menge sein.

 

Jean-Marc Noël: Du hast es vollkommen richtig gesagt. Du hast diese zwei Dimension. Du hast einmal die Anzahl der Bewertungen, die spielt natürlich eine große Rolle, weil das bedeutet, viele Leute haben dort eine Erfahrung gemacht. Und du hast natürlich auch den Wert, also das Rating. Aber das ist ja schön und gut, diese Bewertung, aber wenn ich diese Entscheidung treffe, aufgrund einer Bewertung einen Einkauf zu tätigen zum Beispiel und es funktioniert trotzdem nicht, ich kriege die Ware nicht oder wie auch immer, dann habe ich Pech gehabt. Und deshalb haben wir gesagt, das müssen wir lösen, das Problem. Das heißt, wir haben auf dieser Basis und Kriterien ein Programm entwickelt, wo wir sagen: Gute Shops werden ausgezeichnet, und zwar mit dem Gütesiegel Trusted Shops. Diese Auszeichnung bekommst du, wenn du nicht nur gut mit deinen Kunden umgehst, sondern eine ganze Reihe von Kriterien erfüllst. Und wenn dieser Onlineshop das Gütesiegel bekommt, dann werden wir alle deine Kunden einen Käuferschutz geben. Das heißt, du siehst, diese Dinge hängen zusammen. Das ist im Grunde genommen tatsächlich, was verkaufen wir? Wir verkaufen zwei Mitgliedschaften. Wir verkaufen eine Mitgliedschaft für Unternehmen, das heißt, das ist eine Mitgliedschaft, die hängt auch von dem Onlineumsatz ab. Aber wir verkaufen auch eine Mitgliedschaft für Verbraucher. Diese Mitgliedschaft, es gibt eine kostenlose Mitgliedschaft für viele, aber es gibt auch, wenn du ein bisschen weitergehen möchtest und vielleicht besser abgesichert werden möchtest, dann kannst du einen kleinen Obolus dafür geben. Das sind unsere Produkte, die wir vertreiben. Die sind nicht nur mittlerweile in Deutschland, sondern in ganz Europa.

 

Heike Drexel: Aber mit dieser Idee bist du doch bestimmt nicht als Baby in Frankreich geboren worden?

 

Jean-Marc Noël: Auf keinen Fall, auf gar keinen Fall.

 

Heike Drexel: Ich möchte jetzt unbedingt mal wissen, wie es dich jetzt da wirklich als Franzosen nach Köln verschlagen hat. Ich hatte auch gehört, du warst ja in Paris, hast am Arc de Triomphe gearbeitet und bist dann hierher gekommen.

 

Jean-Marc Noël: So ist das.

 

Heike Drexel: Ja, erzähle doch bitte mal ein bisschen so, wieso ist das passiert? Ich hatte da auch, was mit Wehrdienst noch gehört und so, also, ich möchte die ganze Geschichte.

 

Jean-Marc Noël: Du willst die ganze Geschichte, okay. Ja also, es war so, in Frankreich damals, ich war kurz nach meiner Ausbildung, wir haben in Frankreich eine École des Ingenieures, es ist eine Ingenieurschule und danach musste man ein Praktikum machen. Und eigentlich hatte ich schon dieses Praktikum fertig, das war eine in eine ganz andere Branche. Und dann rief eine Bank an und sagte: Naja, du könntest auch bei uns, wir haben auch was. Und dann sagte ich: Naja, eine Bank, ich habe ja wirklich keine große Lust, aber es ist in Paris, da fahr ich mal hin.

 

Heike Drexel: Und da muss man jetzt noch einhaken. Ich habe auch gesehen, du bist ja ein Sch’tis, ich liebe diesen Film.

 

Jean-Marc Noël: Willkommen bei den Sch’tis, ja, ja. Ja, ja. Ja, ja. Dazu habe ich eine kleine Geschichte, aber dazu später noch mehr. Also komme ich da und das war in der Tat, die Firma, diese Bank war, Avenue Kleber, am Arc de Triomphe. Große, große Firma. Natürlich für jemanden, der aus einer kleinen Stadt kam, das war natürlich sehr beeindruckend. Und ich traf den Finanzdirektor und dann wir redeten, redeten und dann sagt er: Oh, möchten Sie nicht bei uns Ihren Wehrdienst machen? Weil in der Tat, in Frankreich war das so damals, wenn eine französische Firma Filialen im Ausland hatte, dann konntest du für diese Firma arbeiten, 16 Monate lang, und es galt als Wehrdienst.

 

Heike Drexel: Unglaublich, von dieser Regel habe ich noch nie gehört.

 

Jean-Marc Noël: Ja, ja, aber es gab so ein kleines Sternchen dran und das Sternchen war für ein bestimmtes Land, sagen wir mal, Deutschland, gab es einen bestimmten Code. Also, es gab eine limitierte Anzahl von Plätzen und das war sehr limitiert. Das waren 30, 40 für ganz Frankreich.

 

Heike Drexel: Oh, okay.

 

Jean-Marc Noël: Also, das heißt, ich hatte nicht mal damit angefangen, darüber zu nachzudenken, weil ich dachte, das ist unmöglich. Du musst Beziehungen haben, die hatte ich nicht. Und dann, ich erinnere mich ganz genau, als ob es gestern war, ich saß da und er saß vor mir, genauso wie du heute mir gegenüber sitzt. Und er sagte mir: Wollen Sie nicht Ihren Wehrdienst bei uns machen, in London? Und dann erzählte ich: Lassen Sie mich überlegen, ja. Und so war das. Und so habe ich angefangen bei dieser Firma, bei dieser Bank in Frankreich, im Grunde genommen zu arbeiten. Aber nach drei Monaten kam er zu mir und sagte: Ach, London, das wird schwierig. Deutschland, Sie sprechen doch Deutsch, oder? Und dann sagte ich: Ja, ein bisschen Deutsch habe ich gelernt in der Schule. Und so war Deutschland für mich und das war Köln in dem Fall. Sie hatten eine kleine Filiale in Köln und ich komme nach Köln, das war Oktober 89, 09. Oktober 89. Ich erinnere mich noch ganz genau. In Ehrenfeld war mein erste Anlaufstelle tatsächlich. Und einen Monat später fiel die Mauer. Und das war für mich eine absolute-. Also man konnte die Freiheit so greifen. Ich verstand noch nicht alles, aber wir sind da rübergefahren mit einigen Freunde.

 

Heike Drexel: Bist du nach Berlin gefahren?

 

Jean-Marc Noël: Nach Berlin und auch nicht nur nach Berlin, auch in Thüringen Also wir haben da verschiedene-.

 

Heike Drexel: Du hast mir echt was voraus, weil ich war damals in Bamberg zum Studium, aber ich habe das irgendwie-. Wir haben das alles im Fernseher verfolgt und haben dann die ersten Trabis bei uns im Ort gehabt und ich habe es leider versäumt, dahin zu fahren. Ich bereue das wirklich noch heute, ja toll.

 

Jean-Marc Noël: Du hast das in den-. Also damals konnte ich ja wirklich noch nicht so gut Deutsch wie heute, aber du hast ja eigentlich nur die Augen gesehen, dieser Person und dann wusste es schon.

 

Heike Drexel: Da bekomme ich Gänsehaut.

 

Jean-Marc Noël: Ja, das war eine wirklich Uremotion, kann man sagen. Fantastisch. Und dann habe ich gedacht: Wow, hier kann ich was machen. Also das war mir sofort klar und so habe ich noch ein bisschen bei dieser Bank gearbeitet und irgendwann mal habe ich einen ehemaligen McKinsey Berater kennengelernt und haben wir eine Gesellschaft, eine Beratungsgesellschaft gegründet. Und aus dieser Beratungsgesellschaft ist Trusted Shops entstanden.

 

Heike Drexel: Ja, ich habe gesehen, da ist Gerling dabei?

 

Jean-Marc Noël: Ja.

 

DIE GRÜNDUNG UND VERLAUF DES UNTERNEHMENS

 

Heike Drexel: Hast du die Unternehmen gefunden und mit denen zusammen praktisch die Finanzierung, die Gründung auf die Beine gestellt? Oder haben die dich gecastet, wie so eine Boygroup, so ein Gründungscasting?

 

Jean-Marc Noël: Nein, überhaupt nichts. Nein, überhaupt nicht. Überhaupt nicht. Das ist eigentlich eine Geschichte des Vertrauens, muss man sagen, weil mit dieser Gesellschaft, mit dieser Beratungsgesellschaft hatten wir eine Beratung rund um IT-Managementberatung. Und nach einer gewissen Zeit stellte sich heraus, dass ich eine gewisse Spezialisierung gemacht habe, nämlich das nannte sich Post Merger Integration. Also, wenn zwei Firmen zusammengehen und so weiter. Und damals war Gerling natürlich großer, großer Player.

 

Heike Drexel: Die Nummer, ja.

 

Jean-Marc Noël: Die Nummer eins in Köln. Und Gerling insbesondere, den Bereich Kreditversicherung hatte eine Firma in Belgien gekauft. Und plötzlich war das alles perfekt, weil ich kannte, es war zwar nicht Kreditversicherungen, aber aus den Banken kannte ich das Geschäft. Ich konnte beide Sprachen, ich konnte IT, ich konnte die Zusammenführung und so hat die Zusammenarbeit mit Gerling angefangen. Und wir haben dieses Projekt, das war ein sehr großes Projekt, die Firmen zusammenzuführen, und das haben wir sehr erfolgreich gemacht. Und das war auch zwischen 95 bis 98 in etwa. Und daraus ist eine, kann man sagen, fast freundschaftliches, zumindest sehr respektvoller Umgang mit der damaligen Führung von Gerling. Und in 98 bin ich zu dem gegangen und sagte: Weißt du was, es gibt Internet, das entwickelt sich. Es gibt immer mehr Transaktion. Und Kreditversicherung ist ein Geschäft, du hast eine große Datenbank, du hast sehr, sehr viel Informationen über Firmen. Und du weißt, ob diese Firmen kreditwürdig sind oder nicht, so. Und da habe ich gedacht: Ja, vielleicht könnte man diese Information nutzen und im Internet übertragen. Und das ist die Idee des Käuferschutzes.

 

Heike Drexel: Wie Schufa eigentlich auch so ein bisschen, oder?

 

Jean-Marc Noël: So in etwa für Unternehmen, wenn du so willst. Und natürlich diese Idee: Ich kaufe ein im Internet und ich möchte mein Geld aber sicher haben. Ja, das schreit natürlich nach einer Garantie, nach einer ganz einfachen Möglichkeit, da in diese Richtung zu gehen. Und das war die Ursprungsidee. Und so sind wir, also in 99 habe ich diese Idee vorgeschlagen und dann haben wir tatsächlich durch, man kann auch sagen, diese vorige Arbeit, die wir gemacht haben, das Vertrauen war da. Und da haben wir gesagt: Ja, lasst uns das machen und wir machen daraus ein Joint Venture. Und so sind wir, ich glaube, das war Dezember 99, haben wir die Firma gegründet, zusammen. Das war ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen Gerling und meiner Beratungsgesellschaft zu diesem Zeitpunkt. Und so sind wir an den Start gegangen, am 18. Januar 2000. Ich wollte unbedingt im neuen Millennium starten, mit ein paar Kunden schon. Und so sind wir gestartet. Gut, man kennt auch die Geschichte von Gerling, das hat sich auch leider in eine bestimmte Richtung entwickelt. Das war natürlich auch dann die Möglichkeit für uns, die Anteile von Gerling zurückzukaufen und dann weiterzugehen.

 

Heike Drexel: Ihr habt die, glaube ich, jetzt an Rocket verkauft, ist das richtig? An die Samwer Brüder, ist das richtig recherchiert?

 

Jean-Marc Noël: Ja, einen Teil damals und das war eine Minderheitsbeteiligung. Wir haben nie im Grunde genommen Geld aufgenommen, sondern tatsächlich, in der Tat, das Risiko ein Stück runtergesetzt. Und damals war das so, es war nicht Rocket, es hieß damals noch European Founders Fund, zu diesem Zeitpunkt, aber Rocket danach. Das war eine Zeit, wo Rocket sehr hilfreich war für uns, weil die hat einen sehr klaren Fokus auf eCommerce Firmen und eCommerce Großmachten. Und dann, in dieses Umfeld passten wir natürlich supergut. Im Grunde genommen, auch da haben wir ein super gutes Verhältnis bis heute.

 

Heike Drexel: Die sind ja auch Ex-Kölner.

 

Jean-Marc Noël: Ja, ich weiß. Und übrigens, ich glaube, die Mutter von Samwer arbeitete bei Gerling in der Kreditversicherung. Und das wussten wir gar nicht, dass wussten wir gar nicht. Das war die Verbindung insgesamt. Also nein, ich muss sagen, im Nachhinein eine tolle Entscheidung und wir bereuen kein Stück.

 

Heike Drexel: Tauschst du dich mit denen dann auch aus?

 

Jean-Marc Noël: Ja klar, öfter. Ja.

 

MITARBEITER; FÜHRUNGSSTIL UND PHILOSOPHIE

 

Heike Drexel: Wie ist das denn, ich meine, gestartet bist du dann mit wie viel Mitarbeitern, Zehn?

 

Jean-Marc Noël: Wir passten alle in einen Raum.

 

Heike Drexel: In einen Raum und jetzt sitzen wir hier in Ehrenfeld und sind über vier Etagen verteilt. Und ich glaube, ihr seid jetzt knapp 900 insgesamt. Und das ist ja schon ein ganz schöner Wachstumssprung. Ich denke, am Anfang kanntest du jeden persönlich. Wie sieht das heute aus?

 

Jean-Marc Noël: Ja, das ist schwieriger. Und du musst dir vorstellen, deshalb ist das, man kann auch sagen: Oh, Trusted Shop, seit 20 Jahren. Wie ist das? Nein, das sind unterschiedliche Firmen gewesen, weil man startet in der Tat in einem Raum. Dann wird man vielleicht 40, 50 Mitarbeiter, dann verändert man sich wieder und dann muss man bestimmte Strukturen ändern. Dann wird man 150, das sind neue Strukturen und dann wird das 500, und jetzt sind wir in der Tat deutlich über 500 und dann brauchen wir neue Strukturen wieder. Und man muss sich ein Stück weit immer wieder neu erfinden, in diese Richtung. Heute, wir sind zum Beispiel letztes Jahr, haben wir die Unternehmensform geändert, von einer GmbH zu einer AG. Wir sind auf dem Weg zu einer SE, weil wir sind eine europäische Gesellschaft und das setzt ganz andere Gremien voraus zum Beispiel. Du hast plötzlich ein Aufsichtsrat, ein Vorstand und so weiter und das verändert das Unternehmen natürlich insgesamt. Aber wir versuchen das ist auch-. Natürlich Corona hat sehr, sehr viel geändert. Auch da, wir sind mittlerweile ein Unternehmen, wir waren sehr zentrierter auf Köln. Wir haben immer noch, glaube ich, vielleicht 350 Mitarbeiter, die wirklich in Köln oder wirklich unmittelbar um Köln herum. Aber wir haben sehr, sehr viele Mitarbeiter in ganz Europa, mittlerweile. Auch in Deutschland, in Hamburg, in Berlin, was weiß ich, weil das Recruiting ist natürlich mittlerweile nicht mehr lokal, sondern global. Und das bringt natürlich eine ganze Menge Herausforderungen mit sich, weil diese Kultur, diesen Spirit, den man geschaffen hat, wenn man zusammen war. Und ich konnte runtergehen und mit dem einen oder anderen-. Genauso wie heute, unsere Leute sind gerade jetzt zu Besuch und das ist toll, weil da kann man auch miteinander reden.

 

Heike Drexel: Die Leute aus dem Ausland, also die von den europäischen Gesellschaften?

 

Jean-Marc Noël: Von den europäischen Gesellschaften und das ist toll. Aber das passiert natürlich sehr, sehr, sehr selten mittlerweile, weil das heißt: Ja, Kommunikation ist echt ein Thema. Es ist wirklich schwieriger geworden, muss man sagen. Und da kann man leider nicht mehr alle mit Vornamen kennen, das geht nicht mehr.

 

Heike Drexel: Würdest du sagen, dass da auch dein Führungsstil sich verändert hat?

 

Jean-Marc Noël: Deutlich.

 

Heike Drexel: So von was zu was? Also gibt es eine Beschreibung dafür eigentlich? Oder noch eine Frage dazu eben, coacht dich da jemand bei diesen Prozessen oder liest du dafür Bücher, oder schaffst du es einfach?

 

Jean-Marc Noël: Ich höre Podcasts zum Beispiel.

 

Heike Drexel: Sehr gute Idee, mache ich auch.

 

Jean-Marc Noël: Ja, ja, das muss ich sagen. Die Podcasts sind wirklich-.

 

Heike Drexel: Ja, da kann man super viel lernen.

 

Jean-Marc Noël: Es ist für mich ein Game Changer, muss sich wirklich sagen. Das ist auf jeden Fall ein Thema. Ja, wir tauschen uns natürlich sehr aus. Ich hatte natürlich den Vorteil, dass durch diese ersten Erfahrungen in einer großen Company und als Berater, habe ich natürlich schon sehr viel mitgekriegt von Dynamik in einem großen Unternehmen, einer großen Organisation. Aber ich war immer ein Sound, das war mir wichtig, weil man steht natürlich, man will irgendwie was machen und schaffen. Und zu deiner Frage: Wie verändert sich das? Am Anfang machst du natürlich alles. Am Anfang saß ich am Telefon und wir haben ja die Kunden akquiriert. Wir sind rumgefahren, wir haben alles möglich gemacht und das hat sehr viel Spaß gemacht. Aber irgendwann mal ist das nicht der Fall. Und wenn ich heute meine Rolle beschreibe, dann ist es mehr: Welche Richtung nimmt das Unternehmen? Wie kommuniziere ich diese Richtung? Ich verbringe sehr viel Zeit, ich versuche sehr viel Zeit aufzubringen, zu erklären, warum wir Dinge tun. Welche Ziele wollen wir haben? Die Ziele sehr klar zu benennen, sodass jeder wiederum diese Ziele für sich verstehen kann und dann wiederum den besten Weg dahin findet. Das ist eher die Aufgabe, wenn du so willst, für uns. Und das bringt es natürlich eine Herausforderung, weil du kriegst natürlich nicht mehr alles mit im Unternehmen, was passiert. Wir haben mittlerweile über 100 Managers und Managerin, die da im Unternehmen sind und manchmal haben wir Mitarbeiter rekrutiert, die das Büro noch nicht mal gesehen haben. Also alle diese Dinge spielen eine Rolle. Deshalb finde ich gerade besonders wichtig, so klar wie möglich diese Ziele zu formulieren, sodass jeder nachher versuchen kann oder verstehen kann, okay, das mache ich und das ist mein Kompass, in welche Richtung ich gehen kann. Das ist, glaube ich, die größte Aufgabe, die wir haben.

 

FRAUEN IN DER BRANCHE

 

Heike Drexel: Du hast vorhin gesagt, ihr geht ja jetzt in Richtung AG oder SE. Und gerade auch das Stichwort so Managerin, jetzt in meiner LinkedIn Bubble kommen auch immer sehr viele Themen, so mit Diversity, also Diversität, Frauen, Female Empowerment und so. Wie sieht das eigentlich da bei euch aus? Ich hatte mal so einen Blick auf das Management Board geworfen.

 

Jean-Marc Noël: Das ist männlich.

 

Heike Drexel: Da habe ich nur Männer gesehen.

 

Jean-Marc Noël: Ist auch so.

 

Heike Drexel: Ja, wie arbeitet ihr denn daran?

 

Jean-Marc Noël: Ja, wir arbeiten dran, aber ich kann dir sagen, das ist nicht einfach. Es ist wirklich nicht einfach, adäquaten Personen zu finden. Die Diskussion haben wir öfter, also insgesamt in der Firma. Wir haben in etwa 50, 50, was Frauen und Männer angeht, aber nicht genug in der Führung. Aber Frauen sein ist ja kein, wie soll ich sagen, Kriterium, um in einem Vorstand zu sein, sondern du musst natürlich-. Und du willst es nicht, du willst als jemand erkannt werden, der das kann. Und das suchen wir wirklich mit großem Nachdruck. Wir haben, also toi, toi, toi. Ja, ich möchte-.

 

Heike Drexel: Du darfst es nicht klopfen, weil sonst gibt es ein Geräusch im Podcast.

 

Jean-Marc Noël: Ich will nicht gleich. Ich will nicht klopfen, aber wir suchen momentan eine Person, die für das gesamte Marketing für uns zuständig ist. Und ich hoffe sehr, dass wir endlich eine Managerin da finden. Also ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen, aber das ist wirklich nicht einfach. Wir haben lange, lange, lange gesucht, um das hinzukriegen. Aber das ist-.

 

Heike Drexel: Es hat halt leider immer noch was mit dem Thema von Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun.

 

Jean-Marc Noël: Auf jeden Fall.

 

Heike Drexel: Nachdem die Care-Arbeit halt doch nach wie vor meistens bei den Müttern, Frauen liegt.

 

Jean-Marc Noël: Du hast völlig recht, das ist ein Gesamtpaket und deshalb finde ich, es fängt mit der Bildung an, es fängt mit der Unterstützung an, das ist da, wo Politik meines Erachtens ansetzen muss. Das ist übrigens, ich verstehe immer noch nicht, warum in diesem Land, auch anderen, dass nicht Priorität Numero Null ist.

 

Heike Drexel: Es wird immer gesagt vor dem Wahlkampf oder im Wahlkampf, vor der nächsten Wahl, aber danach passiert nicht mehr.

 

Jean-Marc Noël: Aber da passiert nicht viel. Du siehst auch die Zustände der Schulen, eher in meinen Bereich, dieser Ausbau der Internetinfrastrukturen, den Zugang. Und das fängt da an und natürlich auch mit diesen Ermutigungen, was die Frauen und Mädchen angeht, in diese Richtung zu gehen. Und im Grunde genommen, wir arbeiten mit dem, was wir-. Und übrigens auch die Person, die wir suchen, das ist nicht nur in Deutschland, wir suchen auch überall. Also auch da wahrscheinlich eine Person, die vielleicht nicht mal aus Deutschland kommt, aber trotzdem eine Frau.

 

Heike Drexel: Aber man sagt ja immer, Frankreich ist da uns viel weiter voraus.

 

Jean-Marc Noël: Ja, also ich muss sagen, ich bin zwar Franzose, aber ich kann das nicht so -.

 

Heike Drexel: Du bist schon zu lange hier, oder?

 

Jean-Marc Noël: Ich kann da wenig dazu beitragen.

 

Heike Drexel: Du bist schon so richtig eingekölscht?

 

Jean-Marc Noël: Ich bin eingekölscht. Ich bin länger in Deutschland als in Frankreich mittlerweile. Ja, ja, also wirklich in Köln, also wirklich als kölscher Franzose, kann man sagen. Ich habe immer gesagt, Kölner sowieso, französische Tradition vielleicht. Deshalb finde ich das so toll hier.

 

TIPPS UND TRICKS

 

Heike Drexel: Ja, das ist echt super. Jetzt habe ich trotzdem auch noch mal die Frage mit diesem Thema Work Life Balance, für dich selbst, weil ich hatte auch mal gehört, du hast in einem anderen Podcast eben auch beschrieben, wie viel Dinge du gerne machst, dass du unheimlich dich inspirieren lässt von vielen Sachen. Das klingt ja jetzt nicht nach einem Nine to Five Job, um es mal so zu sagen. Was schaffst du denn da so für dich dann an Ausgleich oder hast du da irgendwelche Techniken, irgendwelche Tipps, Tricks, die du weitergeben könntest an andere Gründer oder eben Unternehmer?

 

Jean-Marc Noël: Ja, also ich sage ja nicht, dass ich das toll mache, weil natürlich bringt man immer die Themen mit sich. Und meine Frau ist ja nicht immer davon begeistert, das muss man auch so weit sagen. Wobei sie ist eine sehr wichtige, wie soll ich sagen, so eine Regulation für mich und sag: Ja, aber jetzt müssen wir das machen, jetzt gehen wir raus, jetzt machen wir das, jetzt machen wir das. Das ist wirklich sehr wichtig. Eine Sache, die ich wirklich entdeckt habe, auch während Corona, ist das Fahrradfahren. Also das Fahrradfahren, ich nutze mittlerweile zu 90 Prozent oder mehr den Weg zwischen Arbeit und zu Hause, fahre ich mit dem Fahrrad. Ich fahre schön am Rhein entlang. Das ist 30, 40 Minuten hin und 30, 40 Minuten zurück und das ist eine wunderbare Möglichkeit abzuschalten, was anderes zu denken. Vielleicht einen kleinen Podcast zu hören oder so.

 

Heike Drexel: Genau, ja das ist gut.

 

Jean-Marc Noël: Ja, also ich muss sagen und das ist ein bisschen Sport. Wirklich, hätte ich nicht gedacht, dass das so einen Effekt hat. Und das ist auch, muss man sagen, seitdem Köln einige Straßen ausgebaut hat für Fahrräder, das ist da, wo ich mich da getraut habe, das zu machen und das finde ich wirklich toll. Also ganz einfach ein bisschen Bewegung, rausgehen und übrigens auch, selbst wenn ich es könnte, von zu Hause arbeiten, finde ich es sehr wichtig, einfach rauszugehen. Und auch hier im Büro zu sein und auch mit Menschen zu sprechen, auch um das ein Stück zu trennen, im Grunde genommen. Und das hilft mir sehr, diese Trennung, muss ich sagen.

 

Heike Drexel: Ja, ich schätze dich jetzt so ein, dass wenn du Fahrrad fährst, dass du trotzdem natürlich auch viel über die Firma nachdenkst und überlegst: Wie sieht denn so die Vision für die Zukunft aus? Was hast du dir da vorgestellt?

 

Jean-Marc Noël: Ja, aber das ist keine Arbeit für mich.

 

Heike Drexel: Nein, nein, das stimmt, ja.

 

Jean-Marc Noël: Das ist keine Arbeit. Übrigens, es gibt ein Wort auf Deutsch, das ist Feierabend. Jetzt habe ich Feierabend. Und ich habe das nie verstanden. Oder das Thema: Jetzt hast du Freizeit. Ich sage: Warum, ich bin immer frei. Ja, natürlich, ich will dann nicht, wenn ich am Sonntag eine gute Idee habe, dann will ich nicht sagen: Oh, es ist Sonntag, ich darf keine Idee haben. Nein, natürlich habe ich die und natürlich werde ich diese Idee aufschreiben oder mir einen Gedanken dazu machen. Und man muss auch sagen, mittlerweile auch mit der Flexibilität, auch das ist neu. Wir haben ja gesagt, wir haben ja drei Prinzipien aufgestellt. Wir haben gesagt: Du kannst arbeiten, wo du willst. Du bekommst Flexibilität, aber wir wollen Flexibilität zurück. Das heißt, wenn jetzt irgendwas schiefgeht oder so, dann wollen wir dich also am Deck. Und wir haben gesagt, als drittes Prinzip: Wir messen unseren Erfolg an den Ergebnissen und nicht an den Anzahl der Stunden. Und das bedeutet, du kannst manchmal-. Aber das mache ich auch, diese Flexibilität nutze ich auch, wenn ich morgens aufstehe, dann kann ich zu Hause vielleicht ein, zwei Stunden in Ruhe arbeiten. Dann nehme ich mein Fahrrad, dann fahre ich um zehn meinetwegen ins Büro und dann kommen wir zusammen. Und das funktioniert und das ist diese Freiheit zu haben, das zu machen, das, wie ich finde, ist sehr, sehr viel wert. Ja.

 

VISIONEN FÜR DIE ZUKUNFT UND BETRUGSFÄLLE

 

Heike Drexel: Ich hake jetzt noch mal nach, was ist denn so die Vision für die Zukunft, für Trusted Shops? Was hast du da so vor oder ihr vor, im Team?

 

Jean-Marc Noël: Ja, wir wollen-. Unsere Vision ist natürlich: Ja, wie können wir unsere Mission erfüllen, mit diesen Vertrauensprodukten und dieses Vertrauen zu ermöglichen? Und dafür wollen wir unsere Ambition, kann ich sagen, unsere Ambition ist tatsächlich, ich nenne das, eine Community des Vertrauens zu werden, also der Community of Trust, und zwar weltweit. Das ist ja natürlich, wir sind erstmal-.

 

Heike Drexel: Wie viele Shops gibt es denn eigentlich weltweit?

 

Jean-Marc Noël: Oh, es gibt ganz, ganz, ganz viele. Und es gibt mehr als ich zählen kann. Und vor allem, du musst dir vorstellen, eCommerce, wenn du eCommerce sagst, du denkst manchmal natürlich automatisch ein Retail, also an Händler. Aber mittlerweile eCommerce ist ja überall angekommen, also überall, wo du eine Transaktion hast. Es können auch Banken sein, es kann auch Versicherung, Mietauto, es kann alles möglich sein. Also überall, wo du eine gewisse Transaktion hast, dann brauchst du Vertrauen, weil genau, um die Transaktion zu erreichen. Und das ist da, wo wir ansetzen wollen, weil wir, dass war das, was ich vorhin erklärt habe, diese zwei Verbraucher, die eigentlich ein gutes Geschäft machen wollen, die wollen wir zusammenbringen. Und dazu entwickeln wir weitere Produkte, weitere Features, um das Ganze zu vereinfachen, zu helfen, dass diese zwei zueinander finden.

 

Heike Drexel: Was ist denn eigentlich, das fällt mir jetzt gerade nur so spontan ein, aber was ist denn, wenn ihr jetzt wirklich mal rausbekommt, dass da einer betrogen hat?

 

Jean-Marc Noël: Ja.

 

Heike Drexel: Es gibt ja leider immer wieder Kriminalfälle, Betrugsfälle und ich meine, gerade auch bei Podcasts gibt es ja jede Menge Wirtschaftskriminalität, diese True Crime Podcasts. Was macht ihr dann, wenn ihr so jemand entdeckt? Wird der dann-. Zeigt ihr die an? Geht ihr da zur Staatsanwaltschaft, zur Polizei oder was macht ihr da?

 

Jean-Marc Noël: Ja, also der Vorteil, den wir erst mal haben, ist überhaupt, um überhaupt das Gütesiegel zu bekommen, das ist, wir machen eine Prüfung vorab. Das heißt, du kannst jetzt und das ist ja die ganze Idee, du kannst natürlich einen sehr großen Filter erst mal legen, sodass die Anzahl der Betrugsfälle natürlich deutlich kleiner ist. Du willst das nicht im Nachhinein, sondern im Vorfeld, Punkt eins. Und wir hatten auch natürlich Fälle, weil mittlerweile kannst du eine Website sehr, sehr gut und sehr schnell-. Und es gab zum Beispiel in eine Masche kurz vor Weihnachten oder sagen wir mal, ein oder zwei Monate oder drei Monate vor Weihnachten, dann plötzlich werden sehr professionelle Shops aufgestellt, meistens mit Produkten die schwierig zu besorgen sind und nicht komplett günstig, sondern zehn, 20 Prozent günstiger und sehr häufig kannst du die gegen Vorkasse kaufen. Und dann gehen die Leute an den Markt kurz vor Weihnachten, kassieren natürlich diese Vorkassen und dann nach einem Monat sind die weg und niemand wird sie wieder sehen. So ein paar Fälle hatten wir tatsächlich und das ist übrigens der Grund, warum wir diesen Käuferschutz eingesetzt haben.

 

Heike Drexel: Und die habt ihr erst, aber auch leider erst im Nachhinein dann feststellen müssen?

 

Jean-Marc Noël: In dem Fall, ja.

 

Heike Drexel: Die sind dann nicht durch Screening, praktisch-. Die waren so gut gemacht?

 

Jean-Marc Noël: So ist das in dem Fall. Wir haben Gott sei Dank sehr, sehr, sehr wenige Fälle durch unsere Prüfung. Und das hat auch dazu geführt, dass wir unsere Prüfung dann verbessert haben. Dennoch, das kann immer wieder passieren und da greift unser Käuferschutz, aber das sind wirklich die Extremfälle, die du darstellst.

 

Heike Drexel: Und die Fälle, die ihr dann da rausgefunden habt, die habt ihr dann an die Polizei gemeldet, oder?

 

Jean-Marc Noël: In dem Fall ja, in dem Fall ja. Also da war die Polizei schon aktiv übrigens, weil wir bekommen das im Grunde genommen, wenn der Kunde sagt: Oh, ich habe die Ware nicht bekommen und wenn ich diesen Käuferschutz bekommen haben, dann beantrage ich die Erstattung. So, was auch von uns stattfindet. Aber wir helfen auch da, weil das ist ja, das sind sehr extreme Fälle, muss man sagen.

 

Heike Drexel: Ja, das war jetzt auch so ich so ein bisschen ein Exkurs.

 

Jean-Marc Noël: Ja, das ist richtig, aber was passiert, ist, sind im Grunde aber vielleicht nicht die so glamourösen Fälle, aber die Fälle, die passieren. Und du siehst das jetzt aktuell auch, Inflation und so weiter, besonders zum Beispiel die Modegeschäfte sind sehr unter Druck gerade. Und natürlich gibt es so was wie Insolvenz. Das heißt, du kaufst ein und besonders gute Shops, die wirklich wie ein guter Kapitän, bleibt bis zum letzten auf dem Schiff.

 

Heike Drexel: Ist mir selber schon passiert mit dem Modehaus Jacoby, das man ja einen Gutschein gehabt hat. Ich hatte einen Gutschein geschenkt bekommen und kurz nach Weihnachten haben sie ja Insolvenz angemeldet.

 

Jean-Marc Noël: So ist das.

 

Heike Drexel: Und dann war der Gutschein weg.

 

Jean-Marc Noël: So ist das. Und das ist natürlich ärgerlich, aber das ist sozusagen, dass ist das normale Wirtschaftsleben, wenn du so willst. Und da greift auch der Käuferschutz an und das ist wirklich wichtig, das du sehen. Im Grunde genommen, da muss man sagen, mit Trusted Shops hat der Verbraucher null finanzielles Risiko und das ist schon mal ein Problem weniger, was man im Kopf hat.

 

Heike Drexel: Und das zahlt ja auch der Shop und nicht der Verbraucher.

 

Jean-Marc Noël: Und genau, wenn der Shop noch da ist, ja, aber wenn du insolvent bist, hast du kein Vermögen mehr und das ist der Grund warum. Und da schließt sich der Kreis zu dieser Diskussion, zu unserem Gerling Exkurs. Wir sind natürlich nicht selber eine Versicherung, sondern wir arbeiten für die Versicherung und diese Versicherungen tragen das Risiko und deshalb können wir das Ganze absichern.

 

Heike Drexel: Ja, da schließt sich der Bogen, sehr schön.

 

Jean-Marc Noël: Ja, so ist das.

 

ABSCHLUSSFRAGE

 

Heike Drexel: Ja, super. Ja, ich fand das jetzt alles total spannend und schön. Und ich habe immer noch so eine Frage zum Schluss. Die stelle ich immer all meinen Gäst*innen. Und zwar: Was würdest du machen, wenn du fünf Millionen Euro im Lotto gewinnst?

 

Jean-Marc Noël: Ich spiele nicht Lotto.

 

Heike Drexel: Das ist keine Antwort.

 

Jean-Marc Noël: Okay.

 

Heike Drexel: Ich habe gesagt, wenn. Wenn du es gewinnen würdest.

 

Jean-Marc Noël: Wenn ich gewinnen würde, ich weiß es nicht. Ich würde wahrscheinlich in das ganze Unternehmen investieren, wahrscheinlich. Also, momentan an der Stelle, wo wir stehen mit dem Unternehmen, ja wahrscheinlich wäre das meine erste Reaktion.

 

Heike Drexel: Das war jetzt natürlich nur ein bisschen lustig gemeint. Natürlich ist es eine gute Antwort zu sagen, man spielt nicht Lotto, weil ich tue das auch nicht.

 

Jean-Marc Noël: Und es stimmt auch.

 

Heike Drexel: Ich mache es auch nicht, aber ich denke darüber nach.

 

Jean-Marc Noël: Ich bin Mathematiker von Haus aus und dann habe ich die Chance berechnet.

 

Heike Drexel: Die Chance ist sehr gering.

 

Jean-Marc Noël: Und da habe ich gesagt: Nein, das brauchst du nicht zu machen.

 

Heike Drexel: Ja, genau. Es ist immer ganz spannend zu hören. Und ich muss sagen, die Erfahrung zeigt, dass gerade die Unternehmer und Unternehmerinnen es eigentlich alle in ihr Unternehmen investieren.

 

Jean-Marc Noël: Siehst du, ach Mensch.

 

Heike Drexel: Ja, Jean-Marc, vielen, vielen Dank für dieses Gespräch. Es war total nett und sehr aufschlussreich. Hat total Spaß gemacht. Danke schön.

 

Jean-Marc Noël: Vielen Dank, Heike. Ganz meinerseits.

 

Heike Drexel: Und tschüss.