Zu Gast im Unternehmen im Gespräch Podcast (“UiG”) von Heike Drexel ist Peter Zens, der Inhaber vom Gertrudenhof, dem Familienausflugsziel in der Region Köln.
Peter Zens: “Ich hatte einfach immer Lust daran, regionale Sachen anzubauen, auf den Feldern und die eben nicht quer durch Europa, quer durch die Welt zu schippern. Und irgendwie an einen anonymen Großhandel zu verkaufen, sondern wirklich hier für die Menschen vor Ort was anzubauen. Und das dann dort auch auf den Teller zu bringen, direkt zum Kunden zu bringen und eben auch diese Kundenbegegnung zu haben.”
UiG: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts ”Unternehmen im Gespräch” mit Unternehmern und Unternehmerinnen aus dem Rheinland. Mein heutiger Interviewpartner ist Peter Zenz, der Inhaber vom Erlebnisbauernhof “Gertruden Hof” in Hürth.
DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
Heike Drexel: Peter, du hast als 6-jähriger eure Tulpen am Straßenrand verkauft und heute bist du Chef eines Bauernhofs in dritter Generation. Bei so einer Geschichte entsteht so eine Unternehmensgröße step by step oder hattest du eigentlich schon frühzeitig so am Straßenrand die Vision dafür?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, nein also ich glaube, hätte mir das als Kind jemand gesagt, dass das heute so aussieht, dann hätte ich gesagt: Ich glaube, deine Fantasie brennt dir durch. Es war nie der Plan, dass der Gertrudenhof jetzt so aussieht, wie er heute aussieht, sondern ich hatte einfach immer Lust daran, regionale Sachen anzubauen, auf den Feldern und die eben nicht quer durch Europa, quer durch die Welt zu schippern. Und irgendwie an einen anonymen Großhandel zu verkaufen, sondern wirklich hier für die Menschen vor Ort was anzubauen. Und das dann dort auch auf den Teller zu bringen, direkt zum Kunden zu bringen und eben auch diese Kundenbegegnung zu haben. Ich finde, das ist halt, glaube ich, die schönste Wertschätzung auch für die Arbeit, die stattfindet auf den Feldern. Dass wenn man den Kunden begegnet und er sich freut und sagt: Boah, das ist aber lecker. Das ist schön, das sieht aber toll aus. Und ich glaube, das hat mir als Kind schon Spaß gemacht, weil mich hat ja keiner dazu getrieben oder gezwungen, da irgendwie zu verkaufen, sondern meine Eltern und meine Großeltern haben auf dem Feld in der Tulpenzeit dann eben die Tulpen geschnitten, geerntet, die damals noch zur Versteigerung gebracht wurden. Und ja, wie andere Kinder vielleicht Kaufladen spielen, hatte ich dann Spaß, dann an der Straße einen Sonnenschirm aufzumachen und hatte dann so eine kleine Handkasse. Und mein Urgroßvater hat dann noch geguckt: Kann der Junge denn jetzt irgendwie auch 50,00 € rausgeben? Und rechnen konnte ich schon als kleines Kind ganz gut und als das ging sagte er: Okay, dann kann er das machen, wenn er da Spaß dran hat. Und so ging das ganze los und dann bekam ich so einen Verkaufswagen gebaut, aus so Planen, so ein bisschen, damit es ein bisschen, auch wenn es mal regnete, windgeschützt war. Und da habe ich dann später dann auch die Hausaufgaben gemacht und dann kamen meine Kumpels und haben da Fußball drumherum gespielt. Und es waren ja dann immer mal, dass ein Auto mal hielt, so am Straßenrand, wie das so ist, halt früher in den ersten Zeiten und das gab es dann eben nur zur Tulpenzeit und wenn wir die Pflaumen geerntet haben. Das war so, die ersten eins zwei Jahre und irgendwann wurde dann aus diesem kleinen Sonnenschirm der Hofladen 1.0, was nichts weiter war als eine Klingel am Hoftor. Das waren so die Zeiten, als ich dann so vierte Klasse war und so langsam auf das Gymnasium ging. Und nachmittags dann, habe ich Hausaufgaben der Küche gemacht und dann kam auch schon mal ein Kunde hat geklingelt, dann habe ich den ein paar Kartoffeln verkauft oder ein paar Kohlköpfe, eben was halt gerade so von unseren Feldern kam. Was eigentlich alles noch dafür produziert war, es eben im Großhandel zu verkaufen. Und ja, und dann mein Urgroßvater oder mein Großvater, die haben dann zwischendurch verkauft, als dann regelmäßiger Leute kamen und so entstand dann so ein kleines Bauernlädchen, wie man das vielleicht sonst sich so vorstellt.
Heike Drexel: Auch hier, wo wir jetzt sind, genau auf der gleichen Fläche?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Auch hier wo wir jetzt sind, genau. In der Scheune, wo auch jetzt noch unsere Obst und Gemüsescheune ist. Das war nämlich vorher dieser Vierkanthof, den hat mein Urgroßvater gebaut, hier vor 50 Jahren. Der war ja nicht gebaut als Erlebnishof, sondern der war gebaut als landwirtschaftlicher Betrieb. Und zu so einem landwirtschaftlichen Betrieb gehört halt eben eine Scheune, in der dann normalerweise das Gemüse fertig gemacht wurde, die Tulpen sortiert wurden. Und ja, da wurde dann halt so ein Eckchen abgetrennt, so eine Holzwand haben wir gezimmert und da war davor eben der Bereich, wo man als Kunde dann was kaufen konnte. Und ja, so ging das Ganze los. Und diese Holzwand, die wir gezimmert hatten, die war Gott sei Dank mobil, sodass die dann jedes Jahr so ein Stück weiter nach hinten gerückt ist.
Heike Drexel: Das ist so wie bei Lufthansa, also nicht Lufthansa allein, aber wie bei denn Fluggesellschaften, wenn die ihre Businessclass, je nachdem wie sie verkaufen, können sie den Vorhang nach vorne und nach hinten schieben.
Peter Zens: Ja, so ein bisschen war das.
Heike Drexel: Also bei euch ist dann mehr die Business-.
Peter Zens vom Getrudenhof: Irgendwann konnten wir ein bisschen mehr Platz gebrauchen und da das gut ankam, die Leute waren begeistert. Zu den Zeiten, das ist ja mittlerweile ist ja fast 40 Jahre her. Ich werde jetzt 45, da gab es ja noch nicht so viele klassische Hofläden wie heute. Und hier drum herum wuchs, die Stadt wurde größer und es war halt schön für viele Leute zu sagen: Ach gucke mal, die Sachen wachsen da und da kann ich die auch noch einkaufen. Und dann hat man doch hier und da, was dazu geholt, vom Partnerhof um die Ecke, wenn man dann selbst das eine nicht hatte, dann das andere. Wie man das so macht in so einem kleinen Hofladen und das wuchs und wuchs dann immer Stück für Stück. Und ja, der nächste große Stepp war dann eigentlich, als ich nicht nur meine Schule, sondern auch mein Studium fertig hatte. Ich habe Landwirtschaft studiert, in Bingen.
Heike Drexel: In Bingen, am Rhein?
Peter Zens vom Gertrudenhof: In Bingen, am Rhein. Ja, sehr, sehr schön war das. Eine Zeit entlang der Weinberge und habe da eben Ackerbau mit intensiv Kulturen studiert, also auch gleich so dieses Obst und Gemüsebau, Zierpflanzenbau ein bisschen. Und das war ja dann, irgendwann war ich dann endlich auch voll zuhause und dann konnte ich natürlich mehr einsteigen. Und dann kamen eben auch die ersten Blumen dazu. Ich fand das irgendwie so schön, das Obst und Gemüse war ja schon super, aber ja, so ein Hof wird ja noch viel schöner, wenn es blüht, wenn viele Farben da reinkommen. Und dann bin ich dann auch zum Gärtner gefahren oder mal zum Blumen-Großmarkt früher. Damals hatte ich so einen kleinen Golf und habe dann so hinten so ein paar Blümchen reingepackt und fand das immer ganz schön. Dann hat man so eine Deko, die man auch verkaufen konnte, so war so die Idee von mir damals. Und dann kamen so die Blümchen dazu und so ist das immer Stück für Stück. Und früher haben die Leute dann eben im Innenhof geparkt, was jetzt ja auch alles Verkaufsfläche ist, wo jetzt eben nicht mehr nur ein paar Blümchen stehen, die damals in meinen Kofferraum gepasst haben oder später in den kleinen Autoanhänger, sondern-.
Heike Drexel: Jetzt kommen die LKWs.
Peter Zens: Tatsächlich, wir arbeiten mit einer tollen Gärtnerei hier aus Bergheim zusammen, der “Gärtnerei Engels”, die sehr, sehr viel produzieren, auch sehr nachhaltig produzieren, an Beet- und Balkonpflanzen. Und der kommt jetzt tatsächlich sehr regelmäßig mit dem LKW gefahren und lädt dann ganz viele von diesen Stellage-Wagen ab, von den Blumen, die bei ihm wachsen, die dann hier im Innenhof dann ausgestellt sind, so eine richtige Blumenausstellungen. Ich habe zwei Floristen, die sich allein darum kümmern, das immer schön zu dekorieren, die Blumen zu pflegen. Und ja, so gibt es hier eben nicht nur Obst und Gemüse, in unserer Obst und Gemüsescheune, wo es jetzt ja eben ein Vollsortiment an Obst und Gemüse gibt. Von vielen Partnerhöfen aus der Region, wo es eben auch Fleisch und Käse, Äpfel von unserem Apfelkollegen gibt und vieles, vieles mehr. Und im Innenhof die ganzen Blumen, die dann natürlich saisonal immer wieder ein bisschen anders sind. Im Frühjahr alles fürs Beet und Balkon, in der Herbstzeit, ist das alles sehr orange und Kürbis-lastig, mit unseren Kürbissen, die auf unseren Feldern wachsen, zigtausende. Wir machen das zusammen mit einem Partnerbetrieb hier auch aus Hürth. Wir selber haben welche, der Kollege baut auch ganz viele für uns an. Also alle hier in Hürth gewachsen, die ganzen Kürbisse, die hier verkauft werden. Das sind, glaube ich, mittlerweile so um die 20 Hektar Kürbis-Fläche.
Heike Drexel: 20 Hektar, wow. Wie viele Tonnen werden da geerntet?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Das kann man gar nicht sagen, weil die sind ja alle unterschiedlich groß und schwer. Aber ein gutes Bild ist immer, wenn wir hier auf unserem Erlebnisgelände, in unserem Hofladen, die Kürbisse aufbauen, sind das so 100 Paletten, das ist so die Erstbestückung am Anfang der Saison. Dann hat man mal ne grobe Vorstellung, wie viel allein so eine Grundausstattung von so einem Gelände ist mittlerweile, weil das ist ja auch groß geworden. Eben wenn man beim Hofladen bleiben, sind aus der kleinen Ecke in der Scheune jetzt 1200 Quadratmeter geworden. Ja, die natürlich nicht eng vollgestellt sind wie in einem Supermarkt, sondern die einfach so zum Schlendern einladen, zwischen Blumen, Obst, Gemüse, ein paar tollen Dekosachen. Mittendrin ist unsere Hütte, unser Bauernmarkt-Café, wo es so ein bisschen wie auf dem Weihnachtsmarkt, in so einer Hütte. Unsere Leckereien dann eben auf den Teller gibt, wo man sich dann unter die Tanne oder eben auch unter einen schönen Baum setzen kann, das Ganze auch auf die Gabel nehmen kann. Also auch saisonal die Saison auch kulinarisch genießen kann, also das Ganze mit Platz, mit Bummelraum. Und gerade in der Coronazeit war das noch mal so ein Schub wirklich, wo die Menschen vieles andere nicht konnten, wo sie gesagt haben: Ah, dann fährst du mal zum Einkaufen, zum Gertrudenhof. Weil allein das Einkaufen ist ja auch schon irgendwie wie so ein kleiner Ausflug, wenn man diese ganzen schönen Sachen da sieht. Und eine Ecke vom Streichelzoo ist auch kostenlos zugänglich, wo man dann schon mal die Tiere noch streicheln kann. Es gibt ein Spielgerät noch auf dem Hofladengelände, also ist das schon so ein Einkaufen mit Kind und Einkaufserlebnis. Das war nämlich auch das, das es eben der nächste Ausbauschritt dann eben war von diesem normalen Hofladen, dass wir gesagt haben: Ja, so verkaufen ist ja das eine, aber irgendwie kommen ja viele Familien und das soll ja irgendwie ein besonderer Ort sein zum Einkaufen. Und ich glaube, das macht es halt eben auch aus, diese Atmosphäre, dass man nicht nur auf möglichst engem Raum, möglichst viele Produkte im Hochregal stehen hat, sondern dass es wie so ein tagtäglich stattfindender Markt ist, in dem es sehr, sehr viele Produkte gibt, die gerade vor allen Dingen aus der Region kommen. Also alles, was in der Region gerade wächst, glaube ich, das findet man hier und dann noch dazu so ein paar Sachen, die man eben auch noch braucht. Also bei uns gibt es auch eine Biobanane, weil ansonsten wird der Obstsalat halt nicht fertig, wenn es eben nur das regionale Obst gibt. Und ja, wenn man das so ein bisschen verbinden kann mit schlendern, mit entdecken und auch wenn das Kind mal mitkommen, das mal kurz ein bisschen spielen kann. Und mal den Tieren “Hallo” sagen kann, dann ist das doch eine ganze Menge mehr schon als Einkaufen. Ja, so hat sich das alles entwickelt.
Heike Drexel: Davon konnte ich mich ja jetzt auch schon überzeugen beziehungsweise schon auch bei der Veranstaltung, durch die wir uns ja kennengelernt hatten, hier von der XING-Veranstaltung, von Martin Müller organisiert. Und ich habe schon vorhin, ja noch im Vorgespräch zu dir gesagt, mein Sohn ist jetzt leider schon erwachsen, aber wenn ich jetzt noch einen jüngeren Sohn hätte, würde ich definitiv hier auch herkommen, weil das wirklich alles so schön ausschaut. Und so viele Gelegenheiten gibt, für Kinder auch was zu machen, gerade mit den Tieren oder auch dann jetzt noch mit dem ganzen Spielgelände, was ja wirklich wunderschön geworden ist. Das der Hammer.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Das ist in den letzten zwei Jahren hauptsächlich entstanden, weil die Geschichte ging dann weiter, der Hofladen hatte eine gewisse Größe erreicht und dann war ja mal das Thema Saisonalität, das Thema, was sich die ganze Zeit durchgezogen hat bei uns. Und dann hat man so einmal im Jahr oder zweimal im Jahr ein Hoffest gemacht und dann kamen immer wahnsinnig viele Leute, weil zu so einem Kürbisfest und so einem Tulpenfest tauchten auf einmal eben nicht nur, ja die Kunden auf, die sonst regelmäßig kommen, sondern irgendwie, es wurde zu so einem Treffpunkt, gefühlt für die ganze Region. Und ja, da musste dann Infrastruktur geschaffen werden dafür, damit das auch funktionierte und so ist dann das Hofladengelände so ein Stückchen gewachsen. Der Streichelzoo ist auch größer geworden. Von da an, muss man vielleicht vorher noch erzählen, der Streichelzoo war auch ein Zufall, wie der entstanden ist, denn wir hatten eigentlich früher, als ich Kind war, gab es hier Mastschweine, die wir gehalten haben. Und aber eben nicht, wie das heute so ist in der industriellen Landwirtschaft, mit ein paar 1000 Tieren in einem engen Stall, wo die Tiere kein Tageslicht sehen manchmal. Also die Landwirtschaft hat sich ja manchmal wirklich schlimm entwickelt, weil der Preisdruck für die Betriebe immer größer wird und sie gezwungen werden, immer verrückter zu produzieren um überhaupt zu überleben. Und da wir in die Richtung nicht wollten und es eben nicht mehr so ging wie früher, dass eben die Muttersauen auf den Wiesen rumliefen und das Ganze irgendwie so stattgefunden hat, wie man sich das heute noch wünscht. Da haben wir irgendwann aufgehört mit der Schweinehaltung und dann waren ja aber unsere Wiesen da, auf denen halt die Obstbäume standen. Wenn man hier aus meinem Büro rausguckt, sehe ich auch auf so eine Wiese heraus und wir wollten jetzt nicht die Bäume rausschmeißen. Wir hatten auch keine Lust Rasen zu mähen, also haben wir gesagt: Was können wir denn machen damit? Und ja, so kam dann die Idee eben zu sagen: Gehen wir doch Tieren ein zuhause, die woanders keinen Ort mehr haben, die irgendwie in Not geraten sind. Und haben dann den Gnadenhof Streichelzoo gegründet. Erst mit ein paar ganz wenigen Tieren, weil es eben nur auf den Wiesen war, hier links und rechts vom Hof, die so waren, damit die Schweinchen ein bisschen Auslauf hatten. Und der ist dann eben in den letzten zehn Jahren größer und größer geworden, weil das ist auch so eine Herzensangelegenheit, wirklich, für die ganze Familie von uns war, zu sagen: Okay, das ist doch was Schönes, wo man Tieren zu Hause geben kann. Wir haben hier die Fläche am Hof, wir pflanzen Obstbäume, wo wir das Obst dann ernten können, im Hofladen verkaufen können und darunter laufen paar Tierchen, die einen guten Lebensabend bei uns genießen können. Besser geht es doch nicht. Und ja, so kam dann eben zu dem Hofladen eben dieser Gnadenhof Streichelzoo und es gab die Hoffeste, wo dann viele Menschen kamen. Und so wurde eben die Fläche für die Besucher auch ein Stück größer. Es braucht natürlich auch Parkplätze, damit das funktioniert und so entwickelte sich das Gelände eben so ein Stück für Stück weiter.
Heike Drexel: Und das konntet ihr alles so zukaufen oder war das alles schon in eurem Besitz, dann die ganze Fläche?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Nein, das Hofgelände, die Flächen drumherum, die hatte mein Opa damals alles schon so angelegt und wir haben insgesamt 100 Hektar, auf denen wir auch heute noch Landwirtschaft betreiben. Und einige Flächen sind halt direkt um den Hof, so dass das eben so Stück für Stück-.
Heike Drexel: Wachsen konnte.
Peter Zens: -Um den Hof wachsen konnte dann tatsächlich. Ja und dann wurden die Hoffeste mehr und mehr. Wir haben so um die 30 Kulturen im Anbau und fast jede hat dann ihr eigenes Fest gehabt. Es gab das Grünkohlfest.
Heike Drexel: Spargelfeier,
Peter Zens vom Gertrudenhof: Spargelfest, genau. Alles das gab es oder die Adventsausstellung der Floristik. Und dann waren dann immer ein paar 1000 Menschen da. Es war wirklich ein Treiben, was mir auch immer sehr viel Spaß gemacht hat, so eine offene, große Party zu haben, an vielen Wochenenden im Jahr. Ja, und dann kamen auf einmal Corona.
DIE CORONAZEIT
Heike Drexel: Corona, das ist noch ein gutes Stichwort, weil da wollte ich auch noch mal nachhaken. Gerade, weil du das auch mit dem Spargel-. Also meine Überleitung war eigentlich 2012 bist du von der Deutschen Landwirtschaftszeitschrift zum Landwirt des Jahres ausgezeichnet worden und aus dem Fernsehen kennt man ja, ich sage jetzt mal, Bauern, allerdings mehr auch oft so, aus so Formaten wie “Bauer sucht Frau”. Und da hast du dann sogar mal der Bildzeitung ein Zitat dazu gegeben: Mit Bauer sucht Frau hat mein Leben nichts gemein. Das schaue ich mir gerne mal an, aber die TV Bauern sind Einzelfälle. Heute muss man kreativer Unternehmer sein. Und genau das ist das Stichwort: kreativer Unternehmer. Und ich glaube, dass hast du gerade in der Coronazeit sehr gut bewiesen. Erzähl doch mal bitte ein bisschen, was ihr da alles so auf die Beine gestellt habt.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, es war halt, ich glaube, so der größte Wendepunkt nochmal überhaupt im Hof, als auf einmal Corona ausbrach. Und alles das, was ich dann eben vorher über zehn Jahre aufgebaut hatte, zehn, zwölf Jahre aufgebaut hatte, funktionierte halt nicht mehr. Also es ging nicht mehr mit 3000 Leuten in Hoffest zu feiern, es ging nicht mehr alleine Gastronomie zu öffnen, die mittlerweile auch, ja so fast 50 Prozent des Umsatzes erreicht hatte, weil natürlich jedes Wochenende viele Leute da waren, war das ein wichtiger Faktor geworden. Also Gastronomie heißt eben, unsere Hütten, wo wir eben das, was auf den Feldern wächst, auf den Teller brachte. Und Waffeln gebacken hat dazu, wo wir den Teig selber machen und einen leckeren Bauernkuchen, den wir gemacht haben, angeboten haben. Und das ging einfach alles nicht mehr. Und genauso wenig ging auch unser Schulbauernhof, der auch parallel entstanden ist, wo wir 1000 Führungen im Jahr gemacht haben. Und wo viele, viele Schulklassen, Kindergärten hier zu uns gekommen sind. Und all das ging nicht mehr und wir hatten in den ersten Wochen 70 Prozent Umsatzrückgang. Und so ein großer Betrieb, damals waren wir so, vor zwei Jahren, noch so um die 40, 50 Mitarbeiter, also das kann man sich ja vorstellen, was da jeden Monat für Lohnkosten zu liefern sind. Das funktioniert nicht, wenn der Umsatz wegbricht und es funktioniert auch nicht einen Gnadenhof weiterzuführen, der jeden Monat 10, 15.000 € Kosten verursacht, weil eben zwei Vollzeit Tierpfleger da arbeiten. Futter ist das eine, aber die Betreuung der Tiere, das ist der eigentliche Aufwand, also zwei feste Personalstellen, plus derjenige der sauber macht, plus die Tierarztkosten. Das ist ja wie so ein Altersheim, so ein Gnadenhof Streichelzoo.
Heike Drexel: Gerade die Tierarztkosten sind, kann ich mir vorstellen.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Es weiß jeder der einen Hund hat, was das kostet, wenn man ungefähr 200 Tiere hier hat es, wovon 70 Großtiere sind. Dann kann man sich überlegen, was da jeden Tag für Kosten entstehen. Und ja, das war wirklich so ein Schockmoment, weil vorher ist immer viel passiert und es gab auch mal ein auf und ab, wie es immer im Leben ist. Aber man hat ein klares Ziel, man hat eine Vision und man hat einfach Erfahrungen gesammelt und vor allen Dingen ein starkes Team an der Seite, mit dem man wusste, irgendwie kriegt man es dann irgendwie immer wieder hin. Und dann war aber so ein Faktor in der Gleichung dazugekommen, den man überhaupt nicht beeinflussen konnte, den niemand vorausgesehen hat. Und wo man wirklich kurz überlegt hat: Wow, was machst du jetzt? Und wir haben uns aber nicht lange den Schockmoment gegönnt, haben das gemacht, was wir immer machen, haben uns an einen Tisch gesetzt, haben überlegt: Was geht? Was können wir machen? Und haben dann mit unseren Tieren “Call the Lama” gemacht. Haben Videokonferenzen gemacht, mit unseren Gnadenhof-Tieren, denn das war ja damals das Thema in der Coronazeit, dass auf einmal nichts mehr physisch stattfand, sondern jeder einen halben Tag vor der Videokonferenz in der Firma saß. Und so konnte man sich dann eben.
Heike Drexel: Oben mit Bluse und unten mit Unterhose, so ungefähr, oder Schlafanzug.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Konnte man sich eben dann, eben eins unserer Gnadenhof Tiere, so als kleine Überraschung, in die Videokonferenz buchen und es war aberwitzig, wenn dann so ein Lama in die Kamera guckt und hat sehr vielen Leuten Spaß gemacht. Auch das war eine schöne Komponente davon, hat wirklich viele Leute begeistert und immer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Also, dass ist ja auch das, wofür wir morgens aufstehen, Leute irgendwie auch glücklich zu machen. Und hat gleichzeitig dann jede Videokonferenz, war immer verbunden mit so einer Futterpatenschaft in Höhe von 50 €. Man konnte auch mehr geben, wo man dann wieder ein paar Ballen Stroh oder ein Teil der Tierpfleger Kosten mit abdecken konnte. Und so waren dann eben auch die Leute, die sonst im Schulbauernhof gearbeitet haben, hatten auch wieder eine Beschäftigung und gleichzeitig konnten die Tiere sich so ein bisschen, zumindest einen Anteil ihrer Futterkosten erwirtschaften. Und das Tolle daran waren eben nicht nur, dass man dadurch auch eine andere Einnahme generiert hat. Wie gesagt, die hat einen Anteil erwirtschaftet von den Futterkosten, aber immerhin, aber vor allen Dingen hat sich dadurch sehr viel Aufmerksamkeit ergeben.
PUPBLICITY, SOCIAL MEDIA UND VERMARKTUNG
Heike Drexel: Wollte ich gerade sagen, bestimmt auch viel Publicity, weil dieses “Call the Lama” ist einfach ein cooler-.
Peter Zens: ” Call the Lama” ist wirklich quer durch Deutschland gegangen.
Heike Drexel: Super.
Peter Zens vom Gertrudenhof: War in allen TV-Formaten, gefühlt. Also bis zur “Heute Show”, wir haben mit “1Live”, mit “Kontra K”, so einem Rapper, haben wir “Call the Lama” gemacht. Wir haben für das “Frühstücksfernsehen von Sat1” einen ganzen Morgen lang geschaltet, also wirklich querbeet in allen Zeitschriften, von der “Bild der Frau” über, über die “Bildzeitung”, über alles, wirklich alles, alles, was man sich so vorstellen kann in der Medienlandschaft. Weil es eben eine witzige Geschichte war, gerade in diesen sehr traurigen Zeiten und auch sehr bedrückenden Zeiten, vor allen Dingen war. Und ja, und dadurch kam auch eben eine Aufmerksamkeit, die uns auch geholfen hat, natürlich andere Wege der Vermarktung des Obst und Gemüses zu finden. Denn es ist ja nicht nur, dass man sagt: Okay, jetzt kommen die Leute nicht, sondern man hat ja auch, es war ja Frühling, wir hatten die Tulpen auf den Feldern, Spargel, alles was wir sonst vermarkten, musste ja irgendwie einen anderen Weg finden. Und zuerst sahen die Leute auch ein bisschen skeptisch mit einkaufen. Das war ja alles so ein bisschen: Hm.
Heike Drexel: Ja, am Anfang wusste man ja nicht, ob man sich nicht allein schon beim Ansehen von einem anderen Menschen ansteckt.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Und wir haben dann ganz schnell parallel geliefert, hier in der Umgebung und hatten dann so zu Ostern, das war dann, glaube ich, noch nicht einen Monat nach Anfangen von Corona, haben wir 300 Lieferungen am Tag rausgebracht, ohne Infrastruktur vorher, also wirklich ganz zusammengeklöppelt. Da bin ich auch heute echt noch total stolz auf mein Team, weil einfach die, die vorher sonst vielleicht die Reibekuchen gebacken haben, in der Hütte, sich jetzt in ihr Auto gesetzt haben, dann in der Zeit und dann ausgeliefert haben. Wir auch so die Verbindung zu den Kunden gehalten haben, die sich dann nicht hierher getraut haben. Andersrum eben, das, was auf den Feldern war, nicht ummachen mussten, sondern vermarkten konnten. Und das ging eben auch nur durch solche Aufmerksamkeit, die durch “Call the Lama” und andere Dinge gekommen ist. Und dann haben wir eben hier die Hofladen Verkaufsfläche noch in bisschen größer gemacht. Damals vor Corona war die noch nicht 1200 Quadratmeter, so dass eben auch viel Platz war, sodass man eben nicht nur in der Obst- und Gemüsescheune, im geschlossenen Raum, sich drehen musste, sondern dass man mit sehr viel Platz dann eben auch einkaufen konnte. Wir haben es besonders schön dekoriert, sodass das eben in der Zeit dann eben auch ein Ausflugserlebnis war. Wir haben online noch Sachen rausgeschickt, für diejenigen, die ja deutschlandweit dann auch uns durch die Medien Sachen aufmerksam geworden sind. Und so haben wir wirklich alle Mitarbeiter am Arbeiten gehalten und das war auch, glaube ich, was meine Mitarbeiter mir angerechnet haben. Es gab keinen Tag Kurzarbeit, es ist jetzt keiner wegen Corona gekündigt worden. Von der Ausgangssituation, 70 Prozent Umsatzrückgang, ist es, glaube ich, eine starke Leistung gewesen und andersrum für mich und das Unternehmen, für den Hof hier, für die Familie, haben die Mitarbeiter an unserer Seite gestanden und haben all das mitgemacht, waren flexibel, haben ja, jeden Tag das gemacht, was gerade zu tun war. Und so sind wir ja gemeinsam irgendwie durch die Zeit durchgekommen. Und parallel haben wir dann angefangen zu sagen: Okay, Corona ist wahrscheinlich nichts, was in zwei Wochen oder in zwei Monaten vorüber ist. Unser Konzept mit 30 Hoffesten im Jahr, wo mehrere 1000 Leute kommen, das wird so schnell nicht mehr gehen und haben dann zusätzlich zu dem Hofgelände rund um den Gnadenhof Streichelzoo ein zweites Gelände geschaffen. Unser Erlebnisgelände, wo man jetzt wirklich einen halben Tag oder auch einen Tag verbringen kann. Haben sehr viel Platz geschaffen, haben Spielmöglichkeiten für die Kinder geschaffen, haben eine große Strohscheune mit 20 Meter Durchmesser und 400 Strohballen da drin gebaut, wo die Kinder auch mal bei Regenwetter toben können. Haben angefangen Hüpfburgen aufzustellen, das kam so aus der Zeit: Mensch, keiner kann in Urlaub fahren, was machen die Kinder denn jetzt? Machen wir eine Sandfläche. Da haben wir auf so einer alten Parkplatzfläche, die so geschottert war, haben wir 300 Tonnen Sand aufgeschüttet und haben Hüpfburgen aufgebaut und ein paar Palmen aufgestellt und haben gesagt: Okay, Mensch, das ist doch jetzt der Urlaub zu Hause für die Kinder, die sonst jetzt dieses Jahr vielleicht keinen Urlaub machen können. So ist das entstanden und ich sage, mittlerweile designen wir selber eigene thematische Hüpfburgen, die dann zur Kürbiszeit halt wie ein Kürbis aussehen.
Heike Drexel: Ja, den habe ich gesehen, der ist Super.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Jetzt in der Weihnachtszeit gibt es dann die Christmas Candy Beach mit so pinken Hüpfburgen und pinken Legosteinen oder die Santas Beach, die dann eben wieder diesen Beach Charakter aufnimmt. Also haben da jetzt eine ganz neue Fläche geschaffen, die rund um den Streichelzoo wirklich einen Familienausflug möglich machen, wo die Eltern bummeln können auf unserer Marktfläche. Wo die Kinder viele Möglichkeit haben zu toben, wo es eine neue Gastronomie eben gibt, mit unserem Saison Café, was in der Kürbiszeit natürlich das Kürbis Café ist, in der Weihnachtszeit-.
Heike Drexel: Und Kürbis Prosecco hat.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja genau, in der Weihnachtszeit das Santas Café ist. Und wie du schon sagtest, es gibt da in der Saison eben nicht nur den passenden Prosecco, sondern es gibt dann immer wirklich alles, was man gehört und noch nicht gehört hat rund um das Produkt. Und so findet sich da eben auch die Saisonalität wieder, in dem Erlebnisgelände. Es ist halt eben nicht nur ein Below Spielepark, sondern auch da ist es die Saison erleben, das Besondere der Saison erleben, die Farben spüren, jetzt in der Weihnachtszeit mit vielen Lichtern, LED gesteuert. Das ist ja auch nicht einfach mit Energiekosten und allem, aber in der Winterzeit mit Kohlgerichten, mit Flammkuchen. Da gibt es dann auch einen Grünkohl-Flammkuchen, in der Kohl Zeit.
Heike Drexel: Cool.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Passende Getränke. All das entwickeln wir alles selber, machen es entweder Indoor selber, bei uns auf dem Hof oder machen es mit Partnerbetrieben, lokal hier aus der Region. Einer kleinen Brauerei aus Hürth hier, haben wir zum Beispiel ein Pumpkin-Ale produziert, jetzt für die Kürbiszeit, gibt es ganz selten noch in Deutschland oder schon in Deutschland, ein Bier, in dem Kürbis drin ist. Jetzt basteln wir gerade an einem Erdbeerbier für die Erdbeer-Saison. Also solche besonderen Sachen.
Heike Drexel: Unglaublich kreativ, ja.
Peter Zens: Die dann aber auch immer Lecker sind, also das ist auch immer wichtig. Bei manchen Sachen, die kann man irgendwo bestellen und verrückter und verrückter, aber wenn ich dann probiere, denke ich: Na ja, habe ich mal gegessen, macht mir aber nicht Spaß. Unser Anspruch ist immer, dass man nachher sagt: Boah, will ich mehr von.
Heike Drexel: Müssen dann alle Mitarbeiter das vorher testen und essen oder wie macht ihr das dann, um das festzustellen?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, ja, das machen wir auf jeden Fall so. Das mache ich nicht alleine, sondern wir haben da immer wieder Leute, die Ideen einbringen. Und wir starten auch jede Saison wirklich immer mit dem ganzen Team, mit so einem Saisonstart Umtrunk, wo wir dann mal einen Abend kurz bevor es losgeht, die neue Saisonzeit, immer über das Gelände gehen und alle Sachen verkosten miteinander. Und dann gibt es manchmal immer nochmal so ein Tipp: Ach guck mal, das können wir auch besser machen. Also das macht schon Spaß.
INFLUENCER UND INSTAGRAM
Heike Drexel: Aber ihr macht das ja so erfolgreich, dass eben tatsächlich Influencer aus Instagram, aus den sozialen Medien zu euch kommen. Das finde ich ja unglaublich. Kannst du da noch mal ein bisschen so erzählen, wie das abläuft. Also melden die sich vorher bei dir und oder kommen die einfach so?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Die kommen einfach so, als ganz normale Besucher. Die zahlen auch Eintritt im Erlebnisgelände, wie jeder andere Besucher. Also die zwei Flächen haben wir ja jetzt, Hofladengelände, wo man kostenlos und ohne Eintritt natürlich weiter einkaufen kann, auf den 1200 Quadratmetern. Das Erlebnisgelände, da zahlt man eben einen Eintritt. In der Coronazeit eben auch, haben wir auch den Online-Ticketverkauf eben auch dazu entwickelt, das war das zweite, dass man die Leute auch steuern kann. An vielen Tagen im Jahr braucht man gar kein Onlineticket, weil es auch vor Ort noch Tickets gibt. Aber in so Pique Tagen wie jetzt zu Halloween oder im Frühling, die ersten Tage, wenn die Sonne wieder rauskommt, wenn alle auf einmal die Idee haben: Boah, jetzt ist tolles Bauernhofwetter, dann ist es halt manchmal so gefragt bei uns, dass wir auch sagen: Nein, jetzt ist, auch wenn es jetzt keine Auflagen mehr gibt, jetzt machen wir Stopp mit dem Ticketverkauf. Und dafür gibt es halt auch die Onlinetickets, da sieht man immer, wann ist was, wo kann man wann hinkommen, auf unserer Homepage “Gertrudenhof.Info” findet man das. Wir haben auch Sonderveranstaltungen, dann abends öfters, die jetzt noch stattfinden. Das sieht man da alles im Überblick und ja, da kann man dann sein Ticket buchen, vorbeikommen und genau so machen es auch die Influencer. Also natürlich der Herbst und die Kürbiszeit ist die Zeit, wo am allermeisten kommen, aber jetzt eben auch zur Weihnachtszeit, in unserem Lichterwinterpark. Mittlerweile fast ganzjährig, kommen mehr und mehr Influencer, weil es eben ein sehr, sehr schöner Ort ist, den wir da geschaffen haben. Wir haben ja ein Team aus fünf Betriebshandwerkern, die individuelle Sachen auch da immer wieder produzieren. Besonders schöne Schilder und Aufbauten und zwei visuelle Gestalter haben wir, die das Ganze in Szene setzen.
Heike Drexel: Also es ist eine gute Alternative zu diesen ganzen Pop up Museen, die es mittlerweile gibt, wo ja auch überall so Landschaften geschaffen werden, damit sich die Influencer da fotografieren können.
Peter Zens: Ja und natürlich es ja auch so ein bisschen auch der Trend der Nachhaltigkeit, Gott sei Dank, auch in der Gesellschaft angekommen, der uns ja auch wichtig ist auf dem Hof. Da kann ich ja später auch noch was zu erzählen.
Heike Drexel: Da wollte ich auch noch drauf kommen auf das Thema Ernährungsrat.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Und ich glaube, deshalb ist für die Influencer diese Verbindung mit Saisonalität, Jahreszeit, bunten Farben, die es immer gibt, egal ob das Orange der Kürbis, das Grün der Weihnachts- oder das Rot der Erdbeeren. Es sind ja immer bunte Farben, bunte Blumengestaltung, die sich auf unserem Gelände finden und da lässt sich halt eben toll Bilder machen. Und ja, das ist crazy manchmal, wenn man sieht, die kommen dann mit dem Köfferchen an und ziehen sich dort zweimal um und dann denkt man immer: Okay. Aber ich finde das mittlerweile richtig cool, weil man so eben auch ganz andere Zielgruppen erreicht, die vielleicht sonst von Natur aus gar nicht so auf dem Bauernhof wären. Also wenn man so normal jemanden draußen auf der Straße fragen würde: Wer geht denn so im Hofladen einkaufen? Dann sagt man: Naja, so gut betuchte, über 60-jährige. So ist in allen Facetten falsch, weil A. braucht man nicht gut betucht zu sein, um bei uns einzukaufen, weil wenn man regional, saisonal einkauft, dann ist das manchmal sogar günstiger als im Supermarkt. Weil man eben direkt das bekommt, was gerade Saison hat und eben nicht lange Transportwege mitbezahlt und weil wir eben auch die ganze Ernte vermarkten, das ist auch mal die krumme Gurke oder die kleine Erdbeere dann besonders günstig gibt. Aber eben auch durch die Influencer erreicht man eben auch Zielgruppen, die vielleicht sonst nur, ja sich mittlerweile online ihre Lebensmittel bestellen, weil sie einfach mal dieses analoge Erlebnis in der digitalen Welt so schätzen. Und das ist auch so ein Claim in unserer Firmenphilosophie intern, dass wir analoge Erlebnisse schaffen, in einer immer digitalisierten Welt schaffen. Und ich glaube, das ist genau der Gegentrend, den die Menschen sich manchmal wünschen, bei all der Digitalisierung auch mal wieder was zu spüren, mit allen Sinnen was zu erleben. Wenn man über das Gelände geht, dann riecht man das, was gerade in unseren Gastrostationen gebacken wird. Man ist visuell fast überfordert über die ganzen Aufbauten, man trifft Menschen, man hört die Tiere, wie der Esel schreit oder die Kuh muht. Und all das zusammen ist ja ein ganz anderes Erlebnis und ich glaube, das macht auch uns erfolgreich in der Zeit und über die Influencer eben dann auch in anderen Zielgruppen, die dann einfach sagen: Okay, ich fahre da mal auf dem Bauernhof. Entweder mit meinen Kiddies, da ist es natürlich besonders beliebt, so, ich sage mal so, bis zwölf Jahre, wo man dann auf dem Trampolin, auf der Hüpfburg spielen kann. Die Tiere füttern kann, an unserem Gnadenhof Streichelzoo oder unseren Spielplätzen spielen kann. Die Familien sowieso, aber auch so, es kommen auch die, mittlerweile schon die, die als Kinder hier waren und wieder sagen: Oh, das war als Kind ja schön, das hat sich weiterentwickelt und ich fahre da einfach mal hin und mache ein Foto an der Pyramide. Oder gehe da mal zum Essen hin oder gehe mal zu so einer Abendveranstaltung, wie in der Kürbiszeit haben wir so Fackelwanderungen. In der Weihnachtszeit kommen dann Elsa und Olaf abends öfters zu Besuch für die Kinder. Im Sommer haben wir die Summer Night, wo es dann die Musik ein bisschen lauter gibt, dann gibt es loungige Beats und leckere Cocktails.
Heike Drexel: Da muss ich, glaube ich, mal kommen.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, da gibt es auch verschiedene Themen, wo es eben spannend ist, so ein Gelände zu erleben. Und ja, die Influencer gibt es ja auch in allen Sparten. Dieses Jahr ist zum Beispiel das Thema mit Hund auf einmal total stark geworden bei uns.
Heike Drexel: Wahrscheinlich durch Corona so viele Menschen jetzt noch den Hund zusätzlich entdeckt haben.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Oder die eben nicht mehr die Kinder noch im Haus haben, die sich dann sagen: Ach, ich hole mir einen Hund. Und die dann mit dem am Wochenende einen Ausflug machen, die dann auch ihre Fotos machen mit dem Hund oder jetzt zu Weihnachten haben wir an einem Wochenende einen Hunde Weihnachtsmarkt als Sonderveranstaltung. Immer einmal im Jahr, wo es dann 30 Aussteller mit Hundeartikeln gibt, also auch so verrückte Sachen machen wir dann ab und zu mal in unserem Veranstaltungskalender. Ja, und es ist halt draußen, man kann anschließend noch rund um die Felder ein bisschen spazieren hier. Man kann was Leckeres essen und ja, so gibt es ganz verschiedene Zielgruppen, die uns mittlerweile besuchen. Von Bekannten, was weiß ich, Ann-Kathrin Brömmel, hier Fußballer Frau, kommt dann hier zum Fotos schießen oder zur Fackelwanderung war jetzt Sarah Engels hier, von DSDS früher, die Sängerin da, mit ihrer Familie zur Fackelwanderung. Also ganz querbeet und das Schöne ist eben auch die fallen einem so gar nicht auf. Ich sehe das dann manchmal wieder: Gucke mal hier, habe ich auf Instagram gesehen, der hat doch 2 Millionen Follower, der hat hier den Gertrudenhof gepostet. Und wirklich ganz, ganz viele, die sich einfach unter die Menschen mischen, weil dass ist halt das Schöne daran, deshalb erzähl ich es, weil es ist halt wirklich noch ein Treffpunkt für alle sozialen Schichten hier auf dem Hof. Es kommen die Leute, die einfach sagen: Okay, ich gehe mal im Hofladen einkaufen, da gibt es einen Kohl für 1,50 € und eine krumme Gurke für 2 Stück, 1,00 €. Und mein Kind kann noch mal die Tiere sehen und ich kann günstig danach kochen oder ich habe einen günstigen Ausflug, kaufe mir noch ein Tierfutter. Es kommen die Leute, die sagen: Okay, ein Freizeitpark ist mir mittlerweile zu teuer mit 30, 40 € Eintritt. Da sind unter 10 €, die es hier kostet, noch erschwinglich. Oder wir haben auch immer mal so Abendtickets oder Sonderaktionen, die wir bewusst machen, wo es mal besonders günstig dann auch ist, auf das Erlebnisgelände zu kommen, sodass sich das jeder leisten kann. Ja, die kommen dahin, es kommen die Familien, es kommen die alten Leute, weil es eben ein schönes Plätzchen ist, um mal Kaffee und Kuchen zu essen, den wir selber backen. Es kommen aber eben auch dann Stars, die man kennt, deutschlandweit oder auch noch darüber hinaus, weil die davon gehört haben und mal da gewesen sein wollen am Pumpkin Pavillon.
Heike Drexel: Jetzt habt ihr ja selber auch schon bei eurem Account auf Instagram, ich glaube, über 30, 35.000 Follower. Ist ja auch schon eine ganze Menge. Kannst du das eigentlich noch, also betreuest du das selbst?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, ja.
Heike Drexel: Echt?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Das mache ich immer so morgens auf der Couch, beim wach werden oder so mal zwischendurch, wenn ich irgendwo im Stau stehe oder sonst wo warten muss bei einem Termin, dann lade ich mal schnell ein paar Bilder hoch. Ja, wir haben ab 35.000 auf Insta und ich glaube, 45.000 auf Facebook, die uns folgen. Das ist auch ganz schön, so ein bisschen auch in Kommunikation zu sein, immer wieder zu zeigen, was passiert denn gerade. Und da sehe ich natürlich auch, dass es längst nicht mehr nur die Menschen aus Hürth sind. Längst nicht mehr nur die Menschen aus dem Umland, aus Köln sind, die kommen, sondern wirklich jetzt auch manchmal so aus Holland, aus Belgien, aus Luxemburg Leute extra anreisen, weil es schon ein besonderer Ort geworden ist, den wir hier geschaffen haben, den es nicht so oft gibt und besonderer Ort als Familienerlebnis. Und das macht natürlich auch stolz. Und das sage ich dann auch immer, wenn wir unsere Mitarbeiterabende haben: Ist doch schön, wenn man so sieht, dass die ganze Liebe, die wir jeden Tag, eben nicht nur ich, sondern eben unsere ganzen Mitarbeiter tagtäglich da reinstecken, dann doch irgendwo wertgeschätzt wird. Und das die Leute merken, das ist ein besonderer Ort, den wir geschaffen haben, dass die Leute sehen, ja, das ist irgendwie anders, was die tun, weil ja, unsere DNA ist es ja weiter eben Regionalität, Saisonalität zu machen. Ich sage immer, was man heute als Landwirt alles machen muss, um saisonal zu verkaufen, weil deshalb haben wir auch das Erlebnisgelände geschaffen, denn Hofläden haben gerade leider wieder eher rückläufige Zahlen, wenn man so in den Bundestrend guckt. Und die Leute wünschen sich immer mehr Nachhaltigkeit, aber gekauft wird dann doch meistens schnell noch beim Lieferservice oder abends um 22:00 Uhr an der Supermarktkasse. Und deshalb haben es solche Systeme schwierig wie nachhaltige Landwirtschaft und Hofläden. Und deshalb ist halt unsere Strategie zu sagen, wir müssen uns unseren eigenen Sog besorgen, wo die Leute aufmerksam auf uns werden, warum die Leute zu uns kommen. Und das ist eben unser Erlebnisgelände. Und wenn die Leute dann da sind, dann sagen sie: Ach, guck mal, da ist der Hofladen, da gehe ich auch noch mal hin. Und dann kommen sie auch oft wieder und gehen nur in den Hofladen, weil sie sagen: Okay, das Erlebnisgelände besuche ich, was weiß ich, zu jeder Jahreszeit einmal oder so, um mal wieder zu gucken, was gibt es da Neues? Aber an den Hofladen komme ich dann jede Woche mal und hole da mein Obst und Gemüse. Und das finde ich halt toll, dass man so ein System, des regionalen Vermarkens, weiter lebendig halten kann, was sonst wahrscheinlich gar nicht mehr möglich wäre. Denn all das, was wir hier an frischen Produkte haben, das muss ja wirklich jeden Tag wieder neu kommen, wieder neu verkauft sein. Das ist ja nichts wie Waschmittel, was ich ins Regal stelle und egal was verkauft wird, ist es halt weg, sondern das frische Obst, das frische Gemüse, viele andere frische Sachen, das muss halt abends weg sein. Und dafür braucht es eine Menge Menschen, die hier jeden Tag hinkommen müssen. Und erst wenn das geschieht und wir haben halt dann auch oft 2000, 3000 Leute jetzt auch wieder auf dem Hof, am Wochenende, pro Tag, dann schafft man es eben auch, diese große Vielfalt zu haben. Dann schafft man es eben mit einem Partnerhof zusammenzuarbeiten, der selber für uns schlachtet und frische Wurst daraus macht. Das ist ja Arbeit, das lohnt sich nicht für drei Pakete.
NACHHALTIGKEIT UND DER ERNÄHRUNGSRAT
Heike Drexel: Das heißt, so in die Großvermarktung geht ihr gar nicht mehr?
Peter Zens: Nein.
Heike Drexel: Macht nur noch Direktvermarktung?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Wir machen nur Direktvermarktung. Unsere eigenen Sachen, die auf unseren Feldern wachsen, bis auf eben die Zwischenfrüchte, wie das Getreide und die Zuckerrüben, die wir natürlich auch weiter anbauen, damit unsere Böden auch gesund bleiben. Bodengesundheit ein ganz großes Thema, da können wir, glaube ich, einen eigenen Podcast zu machen. Wir machen letztendlich das, um es zu vereinfachen, was mein Opa früher auch schon gemacht hat vor 50 Jahren, nämlich eben weite Fruchtfolgen mit wechselnden Früchten, mit Zwischenfrüchten, Humusaufbau. Ja, damit der Boden gesund bleibt, das wusste mein Opa und das ist halt oft verlernt gewesen.
Heike Drexel: Ist das diese drei Felder Komponenten?
Peter Zens: Ja, im Prinzip noch erweitert.
Heike Drexel: Was ich noch so gelernt habe aus der Schule, drei Felder Wirtschaft.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Genau, drei Felder Wirtschaft ist so das Minimum, aber wir machen oft eine fünf oder sechs Felder Wirtschaft, damit eben, ja der Boden immer wieder anders beansprucht ist, immer wieder anders aufgefüllt wird durch das, was an Ernteresten übrigbleibt. Oder eben auch Humus aufgebaut wird durch so blühende Zwischenfrüchte, die dann nicht nur schön aussehen und für die Insekten toll sind, sondern eben auch natürliche Biomasse schaffen, denn Humus ist quasi das Vitamin, das ist die Power des Bodens. Und wenn man Humus schafft, dann hat man nachher auch ein gutes Produkt und gute Erträge. Und ja, das braucht Zeit, das braucht Arbeit, es braucht Initiative und deshalb ist eben eine besondere Landwirtschaft zu führen, ja auch Teil unseres Hofes. Und da diese vielen Komponenten das alles allein ja gar nicht mehr schaffbar machen, eben auch mittlerweile in Kooperationen mit regionalen Landwirten, sodass wir unsere Felder und deren Felder auch im Wechsel bewirtschaften. Dass sie für uns auf unseren Feldern was anbauen, wo sie ihren Fokus draufhaben, sodass man eben diese weiten Fruchtfolgen haben, dass man die Spezialisten für jede Kultur hat, dass man eben diese Vielfalt hat. Dass man, ja in vielen Monaten des Jahres frische Erdbeeren hat, dass man den Spargel schon sehr früh hat und die Tulpen in großer Auswahl hat. Wir haben das ganze Jahr Saison, es gibt immer was, was hier in der Region auf unseren Feldern gewachsen ist, im Hofladen und das braucht eben sehr viel Energie, sehr viel Fachwissen. Und auch da haben wir unsere Netzwerke geschaffen und deshalb Netzwerke sind eben nicht nur im Businessbereich ganz wichtig, sondern es sind auch, finde ich, heute in der Landwirtschaft sehr wichtig geworden. Regionale Netzwerke schaffen.
Heike Drexel: Ist das deswegen auch dieses Thema mit diesem Ernährungsrat, da wollte ich eben noch mal drauf zu sprechen kommen.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Genau, genau, also Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur das, was im Hof wichtig ist, umzusetzen, sondern dass ist auch das was, was so ein Herzensthema von mir ist. Und wie ich ja schon ein paar Mal angedeutet habe, macht mich sehr traurig, dass die Diskrepanz immer größer wird von dem, was die Menschen, die Verbraucher sich wünschen an einer Landwirtschaft und was dann am Ende des Tages da ist. Und das ist da, weil am Ende des Tages oft beim Verbraucher eben doch das billigste Lebensmittel eingekauft wird und nicht das, was eben nachhaltiger und regionaler produziert ist.
Heike Drexel: Ja, aber das muss man sich ja auch eben leisten können.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Man muss es sich leisten können. Wie gesagt, da habe ich aber eben schon mal was zu gesagt. Oft ist regional einkaufen oft günstig, aber es liegt dann eben an den Handelsorten, die dann fehlen und den Plätzen, weil es ist ja auch sehr verständlich. Heute, glaube ich, muss fast in jeder Familie, müssen beide berufstätig sein, damit man sich Wohnungen, Auto alles das, was man braucht oder auch nicht braucht, leisten kann. Und dann ist halt eben nicht mehr die Zeit, wie das so war in meiner Kindheit, als die Muttis dann mittwochs mittags einkaufen gegangen sind mit dem Kind. Die Zeiten haben sich halt total verändert und vieles ist gut, vieles nicht gut, aber es ist halt so und dementsprechend ist es halt so geworden, dass es andere Orte braucht zur regionalen Vermarktung. Und das war eine Idee, warum wir einen Ernährungsrat in Köln als erste in Deutschland gegründet haben. Ich bin Gründungsmitglied gewesen, weil es eben andere Orte braucht, wo man was schafft. Es braucht andere Vermarktungsketten. Es braucht aber eben auch diese Umschlagsketten, wo der normale Landwirt, der seinen Fokus ja nur auf den Anbau hat, weil er eben nicht so ein System aufgebaut hat, wie wir es hier haben. Der schafft es ja nicht, zum Koch oder zur Kita oder in drei andere Hofläden seine Sachen hinzubringen, weil er muss sich ja darauf konzentrieren, sein Produkt genau in der Stunde zu ernten, wo es am besten geerntet wird. Und dafür braucht es halt Systeme und die müssen geschaffen werden, das ist leider verloren gegangen. Es gab früher regionale Schlachthöfe, regionale Vermarktungsorganisationen, all das hat sich in der Globalisierung überholt und deshalb fehlt da sehr, sehr viel. Und da muss sehr viel neu geschaffen werden und deshalb Regionalbewegung, Ernährungsrat.
Heike Drexel: Das ist so dieses Thema: Tante Emma Laden im Dorf, oder? Was ja eben auch weggegangen ist.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, auch, also ganz, ganz viele Themen. Manche Sachen muss man neu übersetzen in die heutige Zeit, manche alte Strukturen, da muss man gucken, welche kann man wiederbeleben und wie schafft man eben Systeme, dass das überhaupt möglich ist? Weil zum Beispiel mein Apfelbauer, der fragt mich jedes Jahr: Nimmst du nächstes Jahr wieder die Äpfel? Ja, nehme ich. Okay, dann kann ich die Berlepsch Bäume ja stehen lassen. Ja, weil die gehen nicht mehr in der Supermarktvermarktung, weil so alte Sorten wie Berlepsch oder Rubinette, die finden im Supermarkt keinen Platz mehr, weil sie nicht so ertragreich sind. Weil sie nicht so haltbar sind, weil sie manchmal optisch noch wie ein Urapfel aussehen und nicht wie so ein glänzender Schneewittchen Apfel. Ja, solche Sachen gehen halt verloren und das ist halt schade, weil eigentlich, dass ist das, was besonders lecker ist, was besonders für ein Rezept toll ist. Und wir haben zwölf Apfelsorten, zum Beispiel jetzt im Herbst in unserem Hofladen und genau das meine ich. Solche Sachen sind halt nicht mehr möglich in einem industrialisierten Lebensmittelsystem und so was alles neu zu schaffen, da gibt es verschiedene Vereine für Slow Food, ja auch, die sich für Vielfalt einsetzen. Ich habe auch Foodsharing mitgegründet, dass die andere Seite vom Lebensmittel. Viel zu viele Lebensmittel werden weggeschmissen in Deutschland immer noch.
Heike Drexel: Die Frage hatte ich vorhin auch auf den Lippen noch oder im Kopf, da dachte ich, wollte ich dich noch fragen, ob ihr auch irgendwie eure Lebensmittel, die nicht verkauft werden können, an die Tafel spendet?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Wir haben sogar einen eigenen Verteiler hier auf dem Hof stehen, mit einem Hofladen, wo all das jeden Tag reinkommt. Was jetzt optische Mängel hat, was weiß ich, wenn die Radieschen das Grün nicht mehr schön haben, dann schmecken die trotzdem noch, aber nimmt sich keiner mit im Hofladen und so was kommt dann da rein. Und das ist dann immer Minuten oder spätestens Stunden später auch weg. Auch das ist etwas, was ich mir in vielen Supermärkten wünschen würde, dass es nicht einfach alles im Hinterhof entsorgt wird, sondern einfach Platz dafür gibt. Hier stell ich es hin und wer sich das mitnehmen möchte, soll es sich mitnehmen. Und Tafeln sind auch eine gute Bewegung, auch da unterstützen wir schon mal, wenn wir Überschüsse haben. Es kommt aber selten vor, weil wir wirklich passgenau für unseren Hofladen die Sachen auch anbauen und deshalb es selten so ist, dass jetzt irgendwie eine ganze Palette von was übrig ist. Das passiert halt dann eher im Supermarkt, wenn irgendwie Programme Wochen, Monate vorher geplant werden und dann irgendwas im Abverkauf nicht läuft. Aber oft landen die Sachen eben im Müll und deshalb habe ich auch Foodsharing mitgegründet, da kann man ja online Lebensmittel tauschen. Es gibt Verteiler an verschiedenen Punkten, wo man auch, wenn man mal in Urlaub fährt und den Kühlschrank noch voll hat und Sachen hat, die nach dem Urlaub abgelaufen sind, einfach immer an andere weitergeben kann. Finde ich auch eine spannende Initiative, eben auch nicht nur für Bedürftige ausdrücklich, sondern eben für jeden. Denn wenn man sich mit so einem Thema beschäftigt, dann hat man einen anderen Fokus darauf, wie man mit Lebensmitteln umgeht. Und das ist so ein Punkt, wo ich immer wieder sage, wenn in Deutschland immer noch mindestens 30 Prozent der Lebensmittel im Endverbraucherhaushalt weggeschmissen werden, dann denke ich mir: Okay, wenn diese Ressource eingespart würde, was würde das für unser Klima bedeuten? Weil alles, was da gewachsen ist, hat auch Ressourcen verbraucht, hat auch CO2 verbraucht, wenn 30 Prozent der Lebensmittel nicht weggeschmissen, sondern auf dem Teller landen würde, wie viel Geld könnte man dafür einsparen? Also, wenn all das, was gar nicht erst im Supermarkt landet, weil es eine andere Form hat, doch irgendwie angeboten würde, wie viel günstiger könnte man das einkaufen? Also da gibt es auch wieder abendfüllende Themen, die da zu diskutieren sind und wie gesagt, wir haben versucht, hier auf dem Hof einiges davon umzusetzen. Deshalb eben die ganze Vermarktung der Ernte, wo wir dann solche Sachen, die ein bisschen anders gewachsen sind, sage ich mal, günstiger oft anbieten oder eben einfach mit anbieten. Denn auch da können wir viel von den Kindern lernen, die finden immer gerade das besonders toll.
Heike Drexel: Die denken jetzt aber nicht, dass die Kühe lila sind, oder?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Das finde ich halt schön, da kann man eben-. Man sagt immer: Man muss den Kinder was beibringen. Nein, eigentlich muss man nur von den Kindern lernen, weil die nehmen die krumme Gurke und sagen: Boah, die ist ja toll und kaufen gerade die. Und das Ganze voranzutreiben, haben wir auch einen Schulbauernhof, ich habe das eben schon mal gesagt, vor Corona hatten wir 1000 Führungen, die wir jetzt auch so langsam wieder haben. Nach diesem Loch in der Coronazeit, wo es nicht stattfinden durfte. Wo wir eben Schulklassen, Kindergärten, aber auch Kindergeburtstage da haben, wo wir eben spielerisch, nicht mit erhobenen Zeigefinger, sondern mit sehr viel Spaß auf die Felder rausgehen. Mal zusammen die Kartoffel ausbuddeln und dann die Kinder fragen: So, welche wird es denn jetzt wegschmeißen? Ja, keine. Ja, warum keine? Ja, die ist doch toll, gucke mal. Aber sagt man im Lebensmittelhandel, was weiß ich, die ist zu klein, die ist zu dick, die ist zu krumm. Ja, aber die ist doch gut. Also das wissen die Kinder.
Heike Drexel: Da müssen wir, glaube ich, wirklich umdenken, weil wir sind halt jahrelang jetzt über den Handel dazu erzogen worden, natürlich immer nur die schönen und perfekten Produkte zu kaufen. Ich glaube, da müssen auch wir wieder erst umlernen.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Sage ich den Eltern dann auch immer, wenn die da mitkommen, beim Kindergeburtstag zum Beispiel, wenn der dann abends um 21:00 Uhr in den LEH geht und abends noch eine Gemüsesuppe kochen wollt, dann kauft doch auch mal die Paprika, die vielleicht schon ein bisschen schrumpelig ist, weil das ist Nachhaltigkeit. Das ist Einsparung von Lebensmittelverschwendung, das ist Einsparung von Ressourcen. Also ja, immer mehr Leute haben ein E-Auto, immer mehr Leute denken auch an eine Photovoltaik, aber diese kleinen Dinge im Alltag, die so viel an Flächenverbrauch, so viel an Ressourcenverbrauch verringern würden. Die so viel auch, jetzt wird es ein bisschen philosophisch, aber das Thema ist so, die eben auch Hunger in der Welt verhindern, weil wir in Deutschland leben auf Kosten vieler Länder, weil wir mehr importieren als auf unseren Flächen wächst. Und das machen wir nur, weil wir so viel wegschmeißen. Würden wir nicht so viel wegschmeißen, würden auch unsere Böden wieder dafür reichen, dass alles zumindest, muss ja nicht alles hier verkauft werden, aber in der Bilanz unsere Böden dafür ausreichen. Aber wir verbrauchen ungefähr 1,7-Mal so viel als auf unseren Böden wächst an Lebensmitteln und das nehmen wir irgendwem anders weg. Und das ist das globalisierte System der Lebensmittel, was auch entstanden ist und so fängt es eben an, mit der schrumpeligen Paprika, die man liegen lässt. Was am Ende Konsequenzen hat, in anderen Ländern der Welt und Hunger verursacht. Und wie gesagt, das ist ein ernstes Thema.
Heike Drexel: Da könnte man tatsächlich noch mal ein eigenes Podcast zu machen.
LEBENSKONZEPT UND ARTENVERLUST
Peter Zens vom Gertrudenhof: Wirklich ein ganz eigenes Thema machen und ein bisschen Bewusstsein beim Einkaufen zu haben. Ich glaube, das schafft ganz viel und das packen wir ganz gern mit den Kindern an, wo wir dann sagen: Macht doch mal ein Foto, eine Woche lang, von all dem, was von euch im Mülleimer landet an Lebensmittel. Und da haben die Kinder Riesenspaß, die haben ja all ihr Smartphone mittlerweile und fotografieren das dann mal eine Woche. Und dann erziehen die mal ganz schön ihre Eltern und sagen: Okay. Und dann kommen die selber drauf, lass uns doch mal wieder, wie es meine Großmutter gemacht hat, am Freitag mal einen Resteessen machen oder einen Eintopf machen. Also so sind die ganzen Sachen ja entstanden, sodass in Italien die Pizza entstanden, weil es eben was brauchte, wo man die Reste drauf verarbeitet. Und wie gesagt, ich bin nicht derjenige, der sagt: Alles früher war besser. Nein, vieles ist auch heute besser, aber man kann auch vieles noch lernen von den Großeltern. Und ich glaube, da bin ich als Landwirt natürlich auch in einer besonderen Rolle, auf so einem Familienbetrieb groß geworden zu sein, weil ich bin mit meinen Großeltern groß geworden. Ich bin sogar noch mit meinem Urgroßvater groß geworden und ja, da war es ein anderes Bewusstsein für Lebensmittel. Da gab es doch noch andere Talente und da ich mit denen gelebt habe, dann habe ich das Erfahren, dann lernt man das selber. Und heute ist es oft nicht mehr so, dass es Mehrgenerationenhäuser gibt und da geht eben auch viel verloren. Und da frage ich mich manchmal: Wie können die Kinder dann sonst solche Skills lernen? Und ein bisschen was davon versuchen wir auf unserem Schulbauernhof zu machen. Ein bisschen was habe ich versucht, eben auch mit meinem Ernährungsrat mit auf den Weg zu bringen, in dem es dann vielleicht, ja in den Wohnsiedlungen Patenschaften gibt von Senioren mit Kindern, die dann so was wieder machen und gemeinsam gärtnern, weil eben auch das gemeinsam Gärtnern, das gemeinsame Anbauen von Lebensmitteln sehr viel Kompetenzen vermittelt, sehr viel über Lebensmittel auch vermittelt, an sich aber eben auch sehr viel Gesprächsstoff ermöglicht. Und dieses Verbinden von Generationen, ich habe es eben ja auch schon mal angesprochen, hier auf dem Gelände, das ist was, was ich als einen großen Schatz empfinde. Genauso wie ich es als großen Schatz empfinde, dass es Orte gibt, wo sich alle sozialen Schichten treffen, weil all das, was sich mischt, das schafft Konflikte. All das, was ich nicht mehr trifft, das verliert an Kompetenzen. Und das sind alles so Werte, die wir versuchen, hier in unserem Konzept mitzuschaffen, mit anzubieten. Und ja, wenn ich jetzt mal auf die Schiene Mitarbeiter komme, Mitarbeiter werden ja nicht nur eingestellt und eingearbeitet, sondern wir machen wirklich auch regelmäßig Workshops mit denen. Und versuchen da die Augen zu öffnen, dass der Gertrudenhof eben was anderes ist als ein Supermarkt. Das der Gertrudenhof, da ist alles anderes, das ist ein Spielepark. Das der Gertrudenhof eben ein Ort ist, wo wir eben an solche Sachen versuchen zu arbeiten, zu denken und unseren Platz in der Gesellschaft einzunehmen, dass es so was gibt. Und das ist halt meine Motivation, warum ich heute so ein Unternehmen mache. Ich arbeite sieben Tage die Woche, oft mehr als zwölf Stunden und krabble mich manchmal raus mit meiner Freundin und bin mal ein paar Tage zum Luft schnappen in Urlaub. Oder wir schließen uns mal irgendwo ein in einem Blockhaus in der Eifel und planen wieder: Was sind denn die nächsten wichtigen Schritte? Aber ansonsten, das ist ein Lebenskonzept, was wir hier führen und die Energie, die das möglich macht, ist einfach eben nicht in einem DAX Konzern zu arbeiten, wo am Ende es nur um Zahlen geht, sondern irgendwie was zu machen, wo man selber sagt: Boah, das möchte ich befördern. Und da ist auch auf unserem Hof mit Sicherheit nicht alles perfekt, aber eben solche Sachen zu sehen und jeden Tag ein Stückchen daran zu arbeiten und Menschen dafür die Augen zu öffnen, was jeder Einzelne, dass eine oder das andere tun kann. Das ist so eine ganz große Motivation und eben über das, was wir im Hof tun, das Ganze eben im Ehrenamt, eben auch in den Nachhaltigkeitsthemen, wo ich mich versuche, ein bisschen einzusetzen.
Heike Drexel: Das ist sehr, sehr beeindruckend.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Aktuell gerade, am meisten im Thema Biodiversität, Artenvielfalt ist ein Thema, was noch nicht so stark wie Klimathemen im Fokus sind, aber auch einer der begrenzten Faktoren der Erde, also der Artenverlust. Damit meine ich jetzt nicht irgendwie-.
Heike Drexel: Wie wenig Insekten auf der Scheibe?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Ja, genau. Ja, also insgesamt der Artenverlust ist halt was, was unser ganzes Ökosystem zum Kippen bringt, Stück für Stück und sehr große Probleme schafft. Und ja, da sind auch viele, viele kleine Schritte, die, die da was tun können. Und da setze ich mich bundesweit mittlerweile für ein, in Initiative Food for Bayer Diversity, heißt die. Wo es darum geht, mit dem ganzen Lebensmitteleinzelhandel da Standards weiterzuentwickeln und zu erhöhen. Und da bin ich so ein bisschen mit der Landwirt im Boot, der natürlich auch von der Pike auf in der Praxis was reinbringen kann. Und wo wir versuchen, zertifizierbare Add ons mit in den Lebensmitteleinzelhandel zu bringen, sodass eben zukünftig man auch mehr und mehr in Supermärkten Lebensmittel einkaufen kann, hoffentlich, die so gewachsen sind, dass auch das Thema Artenvielfalt eine Zukunft hat.
Heike Drexel: Spannend, sehr spannend, super.
Peter Zens: Es ist halt ein Lebenskonzept
MEIN JÜNGERES ICH, DER GUTE UNTERNEHMER
Heike Drexel: Ich habe jetzt, ich sage jetzt mal, meine vorletzte Frage, um auch so anzudeuten, dass wir auf die Zielgeraden eingehen. Die ist die: Was würdest du deinem jüngeren ich raten? Eben gerade so noch mal dieses Thema: Was könntest du als Unternehmer aus deinen Erfahrungen raus einem anderen jüngeren Unternehmerinnen und Unternehmer weitergeben, an Tipps?
Peter Zens vom Gertrudenhof: Also ich glaube, das Wichtigste ist als Unternehmer, sich selbst treu zu sein in den Dingen, die man macht. Und ich glaube, das ist der größte Schatz, den ich hier habe. Also viele Leute, die immer denken: Boah, der Gertrudenhof, was verdient der für Geld? Nein, tue ich nicht. Also wenn ich 1,00 € einnehme, dann investiere ich gefühlt wieder zwei in das Ganze, was wir hier tun und ich bin immer ganz froh, wenn am Ende des Jahres alle Rechnungen bezahlt sind und das Ganze so weitergehen kann wie wir es machen. Also das, was ich hier mache, mache ich nicht wegen der Kohle und ich habe auch keinen Porsche oder sonst was, brauche ich alles nicht. Was ich aber brauche, ist halt morgens aufzustehen, hier aus dem Fenster zu gucken, die Tiere zu sehen. Ein Konzept zu sehen, wo ich dahinterstehe, mit Menschen zu arbeiten, die auch motiviert sind, sowas zu machen. Wenn ich über den Hof gehe, Kinder zu sehen, die Freude haben, also das sind Sachen, die mich aufladen. Ich habe mich auch mal damit beschäftigt, was so meine Energieräuber und Energieschenker und ja, all das Sachen, die mich aufladen, mit mir Freude machen. Ich glaube, das ist am Ende des Tages glaube ich, der größte Gewinn, den man als Unternehmer haben kann, wenn man für was aufsteht morgens, wo man hinter steht und sich nicht verbiegen muss, um irgendwas zu machen, was am Ende des Tages seine Rechnung bezahlen lässt. Und ich glaube, je mehr man sich da selber treu bleibt, desto authentischer und desto erfolgreicher ist man auch am Ende des Tages. Und das ist der eine Faktor. Und der andere Faktor ist, man muss gleichzeitig natürlich jeden Tag neu seinen Kunden zuhören und die Aufgabe des Unternehmens ist es, Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Das sage ich auch immer meinen Mitarbeitern und dass ist das, was wir in der Coronazeit gemacht haben. Dass ist das, was wir heute machen, immer wieder hinzuhören: Was ist denn der Engpass des Kunden? Was kann ich für ihn lösen? Was kann ich ihm schenken? Was kann ich tun? Und wenn man das macht, dann ist man am Ende des Tages auch erfolgreich. Wenn man sich nur fragt: Wie kann ich was verdienen? Dann, glaube ich, scheitert man. Man muss sich fragen: Wie kann ich für den Kunden was machen, was er toll findet, was ihm einen Engpass löst, was ihn glücklich macht? Und dann wird der Kunde auch zu einem kommen und ich glaube, dass ist das, was wir tun. Hinzuhören, was die Kunden wollen, dass abzugleichen mit seinen eigenen Zielen, mit seinem eigenen Werteverständnis. Und wenn man daraus eine gute Synergie schafft, dann kann es, glaube ich, ein erfolgreiches Unternehmen werden, für das man auch lohnenswert aufsteht und für das man auch Menschen begeistern kann, dafür zu arbeiten.
ABSCHLUSSFRAGE
Heike Drexel: Dann ist es vielleicht, also dann bin ich jetzt sehr gespannt, was du auf meine letzte Frage antworten wirst, denn das ist so meine Lieblingsfrage am Schluss. Was würdest du machen, wenn du fünf Millionen Euro im Lotto gewinnen würdest? Was machst du mit dem Ganzen? Also ich kann mir die Antwort fast schon denken.
Peter Zens: Also ich würde ganz sicher nichts an dem ändern, was ich heute tue, sondern hätte bestimmt gute Pläne, was man damit hier noch Tolles schaffen kann. Oder die eigentliche Antwort wäre, ich könnte viele meiner Ideen noch umsetzen, die schon in meinem Kopf sind. Denn unser Umweltbildungsort, die dritte Dimension ja, neben Hofladen und Erlebnisgelände, die sind wir gerade dabei weiter zu gestalten. Ich spreche gerade mit meinem Architekten, ob wir einen Meetingraum schaffen können, weil ich möchte auch CSR hier haben, also Firmen, die hier hinkommen und mit ihren Mitarbeitern ein Meeting hier machen.
Heike Drexel: CSR müssen wir vielleicht erklären.
Peter Zens: Corporate Socialiest Responsibility, hier machen auf dem Hof, dass man eben nicht nur für die Kinder die Möglichkeit gibt, Natur zu entdecken, sondern eben auch für die Erwachsenen, für die Firmen. Viele Firmen kriegen Gott sei Dank, das Thema Nachhaltigkeit so langsam auch ein bisschen in den Blickwinkel und wo kann man das besser lernen als im Ort des Ursprungs? Und das ist halt, was mich umtreibt. Das ist nichts, womit ich wiederum reich werde, sondern wo ich aber, glaube ich, noch was Impact schaffen kann. Und die Infrastruktur des Hofes bietet vieles schon dafür und wir haben hier zehn Hektar Land direkt hinterm Hof, wo wir eben viel mit den Kindern auch machen, wo wir sehr divers anbauen, wo wir jetzt ja 30 Walnussbäume gepflanzt haben. Und darunter gerade die Tiere laufen und drumherum das ganze Gemüse wächst, wo man sehr viel auch mit anpacken kann, wo es auch viele Ideen gibt, was man noch schaffen könnte. Also ich glaube, das wäre sehr schnell aufgebraucht, wenn ich diese ganze Ideen, die das ganze perfekt machen würde, umsetzen würde. Da ich aber keine fünf Millionen auf dem Konto und auch keinen im Lotto gewonnen habe, braucht das Ganze sicherlich noch viele, viele Jahre. Aber auch das ist ja schön, dass man nicht jeden Tag Groundhog Day hat und täglich grüßt das Murmeltier dasselbe tut.
Heike Drexel: Sondern auch Ziele.
Peter Zens vom Gertrudenhof: Sondern auch immer noch weitere Ideen, weitere Ziele und ja, so immer wieder auch Erfolge feiern kann. Nicht nur für sich selbst, sondern auch fürs ganze Team, wenn mal wieder irgendein Meilenstein erreicht hat. Und wieder was Neues geschaffen hat in diesem Dreiklang hier auf dem Gertrudenhof zwischen regional vermarkten, sich den Kindern eine Freude bereiten, aber eben auch diesem überregionalen Umwelt und Bildungsort, den es hier werden soll, aus dem Schulbauernhof, das noch weiterzuentwickeln.
Heike Drexel: Super, da freue ich mich sehr drauf, dass wir vielleicht in ein paar Jahren dann noch mal über deine ganzen neuen Ideen sprechen können.
Peter Zens: Ja, und es kann aber auch genauso sein, dass in drei Monaten die nächste Krise kommt und wir froh sind, dass wir das, was wir haben, weiter schaffen können. Also ich glaube, die Realität, muss man auch dazu sagen, das haben wir nicht nur in Coronazeiten gespürt, auch gerade sind die Zeiten sehr ruka, also sehr veränderlich, sehr unkontrollierbar, sehr chaotisch. Das ist eine große Herausforderung, das macht auch manchmal Angst. Und es ist nicht nur alles toll, sondern es ist auch eine große Verantwortung, die ich mit meinem Team trage und wie gesagt, das bin ich nicht alleine. Das ist eine ganze Taskforce von zehn Leuten, mit dem wir zusammen die Kernstellen, die Vielfalt des Hofes hier besetzen und organisieren und die Mitarbeiter führen und gucken, dass jeden Tag ein Stein auf den anderen kommt. Also, wenn ich mir was wünschen darf für die nächsten zehn Jahre, dann wäre es eben weiter das zu tun, was ich kann, nämlich eben, was ich bisher gekonnt habe, eben morgens aufzustehen und das zu tun, wo ich motiviert bin. Und dann muss es auch gar nicht wachsen. Genau und wenn es die Möglichkeit gibt, noch was in diesen Nachhaltigkeitsbereich zu schaffen, dann ist dass das Sahnehäubchen für mich. Und ansonsten freue ich mich halt jeden Tag über den Hof zu gehen und weiter eben regional vermarkten zu können. Weiter eben auch mit vielen Partnerbetrieben, dafür zu sorgen, dass regionaler, nachhaltiger Anbau hier in der Region stattfinden kann, weil wenn es solche Vermarktungsplätze nicht gibt, geht das eben auch auf anderen Höfen nicht. Und weil er dafür sorgen kann, dass die Kinder hier hinkommen und einfach Spaß haben. Das ist toll.
Heike Drexel: Toll, toll. Es war ein tolles Gespräch, Peter. Vielen, vielen Dank dafür.
Peter Zens: Sehr, sehr gerne.
Heike Drexel: Und ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg dabei.
Peter Zens: Dankeschön.
Heike Drexel: Danke und tschüss!
ABSPANN
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